Wann ist der günstgese Monat zum Kauf junger Hennen? Im Bild: Unsere Neuankömmlinge am 27. September. Es sind die F1-Rassen LOHMANN LSL (weiß) und LOHMANN BROWN
Ein Vorschag für Selbstversorger: Hühnerhaltung im Aufschwung
🐔 Im Gespräch mit meinem Futter- und Geflügelhändler erfuhr ich kürzlich, dass die Haltung von Legehennen in den letzten Jahren stark an Beliebtheit gewonnen hat. Kein Wunder: Hühner sind nicht nur zuverlässige Eier- und Fleischlieferanten, sondern vermutlich die rentabelsten Nutztiere überhaupt.
Im Selbstversorgergarten erfüllen sie eine doppelte Funktion. Einerseits liefern sie Eier, Fleisch und wertvollen Dünger (Kot und Federn), andererseits profitieren sie selbst vom Garten, der ein reichliches Zubrot an Futter spendet. Körnerfutter muss zwar weiterhin zugekauft werden, doch die Bilanz bleibt positiv.
Wer den Entschluss gefasst hat, Hennen anzuschaffen, steht zwangsläufig vor der Frage: Zu welchem Zeitpunkt lohnt sich der Kauf am meisten?
Der optimale Zeitpunkt: Herbst
Nach unserer Erfahrung empfiehlt es sich, einen Großteil des Bestands (etwa 50–60 %) Ende September durch junge Legehennen* zu ergänzen. Ein Kauf zwei Wochen früher oder bis Ende Oktober ist ebenfalls noch sinnvoll. *Junghennen sind in der Regel etwa 21 Wochen alt, also rund fünf Monate.
‼️Wichtig ist jedoch: Diese Empfehlung gilt nur, wenn die Hennen nach der ersten Legeperiode geschlachtet werden sollen. Das mag pragmatisch, vielleicht auch hart klingen – doch selbst die Tiere hinter den Bio-Eiern im Öko-Supermarkt erleben in der Regel nicht mehr. Rentabilität in der Eierproduktion bedeutet, die Hennen nach der ersten Jahresmauser auszumustern – im großen wie im kleinen Maßstab.
Im Selbstversorgungsbereich profitieren wir dabei gleich mehrfach: Neben den Eiern für Eigenbedarf und Verkauf entstehen wertvolle Suppenhühner. Deren Qualität ist kaum im Handel zu finden – und eine frisch gekochte Hühnersuppe gilt seit jeher als das wirksamste Hausmittel gegen Erkältungen.
(Wer seine Hennen auch nach der ersten Legeperiode behalten möchte, findet unter „Alternative Strategie“ weitere Hinweise.)
Vier Hauptgründe für den Kauf im Frühherbst
1. Eierproduktion ohne Winterpause
Kaufen wir Junghennen im Spätsommer oder Frühherbst, beginnen sie ab November zu legen – und das weitgehend ohne Unterbrechung den ganzen Winter hindurch. Frühjahrs-Hennen hingegen legen im Winter weniger regelmäßig.
Gerade im Selbstversorgungsbereich – wenn auch Eier verkauft werden – ist eine kontinuierliche Versorgung mit frischer Ware entscheidend. Nur so lassen sich zuverlässige Abnehmer finden und halten.
2. Spätere Mauser, längere Legephase
Kaufen wir Junghennen erst spät im Jahr, dann kommen sie wiederum erst im kommenden Jahr spät in die Mauser – legen sich also nicht allzuschnell kein neues Federkleid zu. In der Zeit der Mauser, gibt es ebenfalls kaum Eier.
3. Junge Vitalität für den Winter
Im Frühherbst gekaufte Junghennen gehen kräftig und gesund in den Winter. Wer keinen beheizten Stall besitzt, sollte auf diese jugendliche Vitalität setzen: Nur so überstehen die Tiere nasskalte Monate und Freilaufbedingungen ohne größere Probleme.
4. Praktischer Vorteil beim Schlachten
Und noch ein vierter Aspekt: Der Schlachtzeitpunkt der Althennen fällt bei Herbstkauf meist in die kühleren Monate zwischen Oktober und Mai. Wer schon einmal geschlachtet hat, weiß den Unterschied zu schätzen: Bei niedrigen Temperaturen wird man nicht von Fliegen und Wespen umschwärmt – ein nicht zu unterschätzender Komfort.
Alternative Strategie: Hennen über die Mauser behalten
Möchten wir die Hennen nach der ersten Legeperiode nicht schlachten, empfiehlt sich ein anderer Rhythmus:
1️⃣ Hochleistungshybriden (F1-Hühner): Kauf im April, da sie dann Eier legen, wenn die älteren Tiere in die Mauser gehen.
2️⃣ Traditionelle Rassen (Zweinutzungshühner, Grünleger, alte Landrassen): Junghennen besser erst Ende Mai oder Anfang Juni kaufen, da jüngere Tiere sonst schon im ersten Herbst mausern könnten.
Schlupfzeiten und Entwicklungsrhythmus der Küken
Zur Orientierung ist die Unterscheidung in Frühschlupfküken (Februar–März), Normalschlupfküken (April–Mitte Mai) und Spätschlupfküken (Mai–Juni) hilfreich – auch wenn diese Begriffe in der kommerziellen Geflügelzucht kaum noch üblich sind. Für den Selbstversorger behalten sie ihren praktischen Wert.
Unsere idealen Kandidaten für den Herbstkauf sind die Normalschlupfküken. Sie werden im April bis Mitte Mai erbrütet, nach 21 Tagen schlüpfen sie. Weibliche Küken beginnen mit etwa 170–180 Tagen ihr erstes Ei zu legen. Damit lassen sich Zyklen recht gut kalkulieren.
Dennoch zeigt die Erfahrung: Wer mit geringem Zeitaufwand auch einen kleinen finanziellen Gewinn aus der Hühnerhaltung ziehen möchte, fährt mit dem Kauf von Junghennen meist besser als mit eigener Kükenzucht.
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