Wandern im Herbst: Der goldene Oktober – wann er wirklich beginnt und „Herbstlaubjagd“ in Japan ?

Buntes duftendes Laub, japanischer Ahorn

Bild: Fächer-Ahorn (Acer palmatum). Ein Ahorn aus Japan. Für unsere Gärten gibt es diesen Strauch oder kleinen Baum ihn in unzähligen Sorten.

Wenn sich die Wälder in leuchtendes Rot, Gelb und Orange verwandeln, beginnt für viele die schönste Zeit des Jahres zum Wandern. Doch da Wanderungen meist Wochen im Voraus geplant werden, stellt sich jedes Jahr aufs Neue die Frage: Wann beginnt er eigentlich, der „Goldene Herbst“? Variiert das? Und wann erreicht die Laubfärbung ihren Höhepunkt?

Prinzipiell hängt der Beginn der goldenen Oktobertage in Deutschland – wie auch in den Nachbarländern – stark von der Höhenlage ab.

Nach meiner Erfahrung kann man in den Mittelgebirgen etwa ab dem 15. Oktober recht sicher mit dem sichtbaren Beginn des „Goldenen Oktober“ rechnen. In den flacheren Regionen zeigt sich die Farbenpracht meist einige Tage früher, im Hochgebirge entsprechend später.

Warum die Blätter bunt werden

Die Herbstlaubfärbung entsteht, wenn im Herbst das Chlorophyll, also der grüne Farbstoff der Blätter, abgebaut wird. Dadurch treten Pigmente hervor, die im Sommer vom Chlorophyll überdeckt waren: Carotinoide (gelb bis orange) und Anthocyane (rot bis purpur).

Federbuschstrauch in der warmen Oktobersonne
Großer Federbuschstrauch (Fothergilla major). Passt in den Vorgarten!

Während Carotinoide bereits im Blatt vorhanden sind, bilden sich Anthocyane erst im Herbst – unter bestimmten Bedingungen. Besonders intensiv wird die Färbung, wenn sonnige, warme Tage auf kühle, aber frostfreie Nächte folgen. In solchen Jahren verlangsamt sich der Zuckerabbau im Blatt, was die Anthocyanbildung fördert. Auch eine trockene Spätsommerphase kann die Farben verstärken. Umgekehrt führen nasses oder trübes Wetter oft zu blasseren Tönen.

 


Momijigari in Japan: Ein Fest der Farben

Aber wie dem auch sei – wenn wir schon beim Thema schöner Herbsttage und Tourenplanung sind: In Fernost ist man da noch um einiges eifriger als bei uns.

In Japan ist die Betrachtung der Herbstlaubfärbung, das sogenannte Momijigari (紅葉狩り), ein nationales Ereignis. Übersetzt bedeutet es so viel wie „Herbstlaubjagd“ – und man darf das wörtlich nehmen.

Japanischer Tempelpark
November: Momiji-dani im Yahiko Park, Yahiko villeage, Niigata prefecrute, Japan. ©Schwanzpelz, 2022

Wer glaubt, die Japaner würden das ganze Jahr nur arbeiten, irrt sich – ebenso, wie man sich irrt, wenn man meint, alle Deutschen trügen Lederhosen und Dirndl. In Japan gönnt man sich gemeinschaftlich (!) kurze, aber wohltuende Auszeiten. Zwar haben viele Japaner nur zehn bis zwanzig Urlaubstage im Jahr, doch sind diese neben etlichen anderen Feiertagen fest in den Jahreslauf eingebettet – kleine Pausen, die das Leben strukturieren.

Wie zur Kirschblüte im Frühjahr berichten dort sogar Fernsehsender über den Stand der Laubfärbung: Wo beginnen die Ahornbäume zu glühen? In welchen Tempelgärten ist die Pracht am größten? Wohin lohnt sich die Reise am meisten? Ganze Gruppen ziehen dann los, um dieses kurze, eindrucksvolle Naturschauspiel gemeinsam zu erleben.

Diese Tradition zeigt, wie tief die Wertschätzung für den jahreszeitlichen Wandel in der japanischen Kultur verwurzelt ist – und dass daraus ein sanfter, naturverbundener Tourismus entstehen kann.

Eine Idee für uns: Gärten der Herbstfärbung

Wenn ich mir diese japanische Tradition ansehe, kommt mir unweigerlich die Frage: Warum schaffen wir nicht auch hierzulande gezielt Orte, an denen die Herbstfarben besonders eindrucksvoll erlebt werden können?

japanischer Ahorn, Laubblätter
Acer japonicum ‚Aconitifolium‘ – Japanischer Feuerahorn. Ein Garten-ehölz für Sonne und Halbschatten.

Eigentlich gibt es sie schon. Viele Magnoliengärten, Botansiche Gärten oder Arboreten besitzen beeindruckende Bestände von Baumarten, die im Herbst in intensiven Farben leuchten.

Vielleicht wäre es an der Zeit, gezielt „Gärten der Herbstfärbung“ zu gestalten – Orte, die Menschen im Oktober anziehen, wenn die Natur noch einmal in voller Farbe aufleuchtet. So ließe sich Wanderlust mit Gartenkultur und sanftem Tourismus verbinden – ganz im Sinne des goldenen Herbstes.

Und wer auf solche Projekte nicht warten möchte – der kann einfach im eigenen Garten damit beginnen. Ein Ahorn hier, ein Amberbaum dort – und schon zieht der Zauber des „Momijigari“ auch bei uns ein.

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