Megalithisches tischartiges Bauwerk in Südkorea

Bild: Dolmen sa Pulo ng Ganghwa, Timog Korea (c. 300 BK) ©김영창1 2014

Megalithkulturen – Weltweite Zeugen einer uralten Bauweise

Die Megalithkulturen sind prähistorische Gesellschaften, die durch ihre monumentalen Bauwerke aus großen Steinen – den sogenannten Megalithen – bekannt wurden. Diese Strukturen entstanden unabhängig voneinander in verschiedenen Teilen der Welt und hinterließen monumentale Zeugnisse, die bis heute beeindrucken. Errichtet wurden sie vor allem in der Jungsteinzeit, später jedoch auch in Bronze- und Eisenzeit. Ihre Funktionen waren vielfältig: Grabbauten, Kultstätten, Begrenzungen oder Orte religiöser und sozialer Versammlung.

Um mir eine erste Übersicht über die Megalithkulturen weltweit zu verschaffen, habe ich 2024 mithilfe von KI diese Übersicht erstellt, die 2025 minimal ergänzt wurde und auf allgemein verfügbaren Informationen basiert, was für sich gesehen durchaus interessant ist.


Asien

In Südasien finden sich zahlreiche megalithische Traditionen, besonders im südlichen Indien. Dort wurden Dolmen, Steinkreise und Cairns als Bestattungsanlagen errichtet. Radiokarbon-Datierungen weisen auf Entstehungszeiten bereits im 7.–6. Jh. v. Chr. hin, die Nutzung reicht mancherorts bis ins 1. Jh. n. Chr..1 Ein Beispiel ist der Hirapur-Dolmen (Maharashtra), dessen Datierung in das 2.–3. Jh. v. Chr. fällt und der Beigaben wie Eisenwerkzeuge enthielt.2

https://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Meguti_megalith_20210403.jpg

Ein herausragendes Beispiel Ostasiens bietet Südkorea: Hier existieren über 30.000 Dolmen, die meisten davon als Grabstätten. Sie stammen überwiegend aus dem 1. Jahrtausend v. Chr., in der sogenannten Mumun-Periode, und bilden die weltweit größte Konzentration megalithischer Monumente.3


Europa

Westeuropa ist reich an Megalithbauten. Zu den bekanntesten zählen die Steinkreise von Stonehenge in England sowie die Dolmen und Menhire in der Bretagne. Sie dienten nicht nur als Gräber, sondern besaßen vermutlich auch kultische und astronomische Funktionen.

Neuere Datierungen zeigen, dass manche Monumente noch älter sind als bisher angenommen. So wurde der große Rundbau von Flagstones in Dorset auf ca. 3200 v. Chr. datiert – rund 200 Jahre älter als Stonehenge. Erste Aktivitäten am Ort reichen sogar bis 3650 v. Chr. zurück.4

Auf den Balearen und in Sardinien entwickelten sich eigenständige Traditionen: die Navetas als Grabbauten sowie die monumentalen Nuraghen-Türme, die bis heute die Landschaft prägen.

Auch in Skandinavien und auf den britischen Inseln zeugen Dolmen, Hünengräber und Steinkreise von komplexen Gesellschaften, die religiöse Praktiken mit monumentalem Steinbau verbanden.

Ein diskutiertes Beispiel aus Nordeuropa ist der sogenannte „Megalithkomplex von Vottovaara“ in Karelien (Russland). Er wird angeblich in populären Medien oft als prähistorische Kultstätte gedeutet, archäologisch ist dies bislang jedoch nicht eindeutig belegt. mehr Infos


Afrika

Neben den weltberühmten Steinmonumenten Ägyptens gibt es in Nord- und Ostafrika weniger bekannte, aber bedeutende megalithische Traditionen. In Äthiopien finden sich monumentale Steinstelen und Grabanlagen. Neue Datierungen aus der Gedeo-Zone (Sakaro Sodo) weisen auf eine Errichtung bereits im 1. Jh. n. Chr. hin – deutlich früher als zuvor angenommen.5 Außerdem stammen Obsidian-Artefakte an diesen Stelen von bis zu 300 km entfernten Quellen, was für weitreichende Netzwerke spricht.6

In der Sahelzone zeugen die Steinkreise von Senegambia von einer noch lange andauernden Tradition. Neuere Untersuchungen zeigen, dass viele Kreise zwischen dem 12. und 13. Jh. n. Chr. entstanden, während die frühesten Bestattungen im selben Gebiet bereits ins 3. Jh. v. Chr. zurückreichen.7


Amerika

Auch auf dem amerikanischen Kontinent finden sich megalithische Monumente. In den Anden nutzten die Inka und ihre Vorgänger gewaltige Steinblöcke für Tempel- und Befestigungsanlagen, etwa in Sacsayhuamán (Peru). Die heute sichtbare Anlage entstand in der Regierungszeit Pachacutis und seiner Nachfolger (ca. 1438–1471 n. Chr.), weist aber Vorformen der Nutzung bereits ab ca. 900 n. Chr. auf.8

In der Karibik sowie in Teilen Mittelamerikas existieren kleinere Steinsetzungen, die mit lokalen Kulturen in Verbindung stehen und rituelle Funktionen gehabt haben könnten.


Ozeanien

In Mikronesien und Polynesien entwickelten sich ebenfalls beeindruckende megalithische Bautraditionen. Am bekanntesten sind die Moai-Statuen auf der Osterinsel, deren Errichtung zwischen 1250 und 1500 n. Chr. erfolgte.9 Neuere Studien zeigen, dass die Insel nicht völlig isoliert war, sondern Teil eines polynesischen Netzwerks ritueller Architektur – und dass die Pflege der Moai-Anlagen länger andauerte, als Modelle eines schnellen „Kollapses“ nahelegten.10

https://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Gunung_Padang_Megalith_site.jpg


Funktionen und Bedeutungen der Megalithen

Die Funktionen der megalithischen Bauwerke waren vielfältig. Viele dienten als Grabanlagen – Dolmen, Ganggräber und Hügelgräber sind typische Beispiele. Andere, wie Steinkreise oder Menhire, waren vermutlich kultische Orte, teils astronomisch ausgerichtet, etwa auf Sonnenwenden oder bestimmte Sternaufgänge.

Allen gemeinsam ist, dass ihre Errichtung ein hohes Maß an sozialer Organisation, technischer Fertigkeit und religiöser Motivation voraussetzte. Sie markieren damit entscheidende Schritte in der Herausbildung komplexer Gesellschaften.


Gemeinsame Merkmale

Obwohl die Bauwerke über Kontinente hinweg unabhängig entstanden – so zumindest der gängige wissenschftlichen Konsens – zeigen sie bemerkenswerte Parallelen: die Beherrschung des Transports und der Aufrichtung tonnenschwerer Steine, die Nutzung astronomischer Orientierungen und die symbolische Bedeutung des Steins als dauerhafte Manifestation von Erinnerung und Gemeinschaft.

Diese Konvergenz deutet weniger auf direkten Kulturkontakt als vielmehr auf ähnliche soziale und geistige Bedürfnisse in frühen Hochgesellschaften hin.

Erstveröffentlichung am 22.9.2024, Thomas Jacob auf: https://pictokon.blogspot.com/ 2024/09/megalithkulturen-weltweit.html; Durchgesehen am 23.9.2025


Quellen

Bildquelle: Dolmen sa Pulo ng Ganghwa, Timog Korea , https://tl.wikipedia.org/wiki/Megalito

Fußnoten

  1. „Concept of Megalithism in the 21st Century Archaeology of India“, ResearchGate (2017).
  2. „Hirapur Dolmen“, Wikipedia (2024).
  3. „The Archaeology of Korea“, Mumun Period, Springer (2024).
  4. „Beginning of the Circle: Revised chronologies for Flagstones and Alington Avenue, Dorchester, Dorset“, Antiquity / Cambridge University Press (2024).
  5. „Megalithic Stelae of Sakaro Sodo, Ethiopia“, ScienceDaily (2021).
  6. „Ancient Obsidian Trade Networks in Ethiopia“, Sci.News (2021).
  7. Holl, Augustin: „Megalithic monumentality in Africa. From graves to stone circles at Wanar, Senegal“, ResearchGate (2014).
  8. „Sacsayhuamán“, Wikipedia & machupicchu.org (2024).
  9. „Moai“, Wikipedia (2024).
  10. „Easter Island Was Not Isolated“, ArchaeologyMag (2025); „Archaeology News: Easter Island Collapse Reconsidered“, Archaeology.org (2020).

Weitere Notizen

24.9.2025

Eine viel beachtete Studie zur europäischen Megalithkultur:

PAULSSON, B. Schulz Paulsson; Proc Natl Acad Sci USA.; Radiocarbon dates and Bayesian modeling support maritime diffusion model for megaliths in Europe (Radiokarbondatierungen und Bayes-Modellierung stützen maritimes Diffusionsmodell für Megalithen in Europa); 11.2.2019 Link zur Studie; in den Webarchiven

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