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Ich dachte bisher immer, dass das Herstellen von Essiggurken, eine Art vereinfachter Fermentation ist. Nun habe ich das mal kurz recherchiert und bemerkt, dass dem so nicht ist. Wen es nun interessiert, warum das so ist, kann gern weiter lesen. Den Grund meiner Recherche findest du unten nach dem Fazit.
Also: Wenn du zum Beispiel GewĂŒrzgurken in einer BrĂŒhe aus Wasser, Essig, Zucker und anderen Zutaten herstellst, handelt es sich nicht um Fermentation im klassischen Sinne, sondern um das Einlegen in Essig (Essigkonservierung).
Der Unterschied zwischen Fermentation und Essigkonservierung
Essigkonservierung
Der Prozess, bei dem Gurken in einer Mischung aus Essig, Wasser und Zucker eingelegt werden, ist eine Methode, um die Gurken durch die SÀure im Essig haltbar zu machen. Es ist die Essigkonservierung. Der Essig senkt den pH-Wert und verhindert das Wachstum schÀdlicher Bakterien. Es handelt sich dabei nicht um eine GÀrung, sondern um eine Konservierungsmethode.
Fermentation
Bei der Fermentation, zum Beisiel von (eigene Rezepte auf derkleinegarten.de)
- Sauerkraut oder
- Salzgurken
werden etwa die Gurken in Salzlake (Wasser und Salz, ohne Essig) eingelegt, und durch die MilchsĂ€urebakterien auf der OberflĂ€che der Gurken beginnt ein natĂŒrlicher GĂ€rungsprozess. Diese Bakterien produzieren MilchsĂ€ure, die das Milieu sauer macht und somit die Gurken konserviert. Es ist ein langsamerer Prozess, bei dem die Bakterien aktiv die Haltbarkeit der Gurken sichern und dabei den Geschmack verĂ€ndern.
Fermentierte Gurken. |
Zwischenfazit
Bei der Fermentation und der Essigkonservierung gibt es zwar gewisse Ăhnlichkeiten, vor allem in Bezug auf die Haltbarmachung der Lebensmittel durch SĂ€ure, aber die zugrunde liegenden Prozesse und die Endergebnisse unterscheiden sich in wesentlichen Punkten.
Noch mal zu den Unterschieden
Die Quelle der SĂ€ure
Bei der Essigkonservierung wird Essig als bereits fertiges Produkt hinzugefĂŒgt. Der Essig liefert sofort eine hohe Konzentration von EssigsĂ€ure, die die Lebensmittel haltbar macht.
Bei der Fermentation produzieren MilchsÀurebakterien die SÀure (hauptsÀchlich MilchsÀure) im Laufe der Zeit, indem sie Zucker aus den Gurken verstoffwechseln. Dieser Prozess benötigt einige Tage oder Wochen, um den pH-Wert ausreichend zu senken.
Prozess und Mikroorganismen
Bei der Essigkonservierung spielen Mikroorganismen keine Rolle im Konservierungsprozess. Es handelt sich um eine rein chemische Reaktion, bei der der Essig das Wachstum unerwĂŒnschter Mikroorganismen verhindert.
Bei der Fermentation sind MilchsĂ€urebakterien die Hauptakteure. Sie fermentieren den Zucker in den Gurken und produzieren MilchsĂ€ure, die allmĂ€hlich das Milieu sauer macht. Die MilchsĂ€urebakterien selbst tragen auch zu einem komplexeren, oft als „fermentiert“ beschriebenen Geschmack bei.
Geschmack und Aroma
Essigkonservierte Gurken schmecken nach dem zugesetzten Essig, Zucker und GewĂŒrzen. Der Geschmack entwickelt sich nicht weiter, sobald die Gurken einmal eingelegt sind.
Fermentierte Gurken haben einen oft subtileren, natĂŒrlicheren sĂ€uerlichen Geschmack, da die SĂ€ure aus dem Fermentationsprozess stammt. Sie können auch komplexere Aromen entwickeln, abhĂ€ngig von den verwendeten Bakterien und der Dauer der Fermentation.
NĂ€hrstoffgehalt und Probiotika
Fermentierte Lebensmittel enthalten oft lebende Kulturen von MilchsÀurebakterien, die als Probiotika bekannt sind und eine positive Wirkung auf die Darmgesundheit haben können.
Essigkonservierte Gurken haben keine lebenden Probiotika, da der Essig das Wachstum von Bakterien verhindert.
Fazit
WĂ€hrend beide Methoden zu einem sauren und haltbaren Endprodukt fĂŒhren, sind die biologischen und chemischen Prozesse bei der Fermentation und Essigkonservierung sehr unterschiedlich. Die Fermentation produziert MilchsĂ€ure und Probiotika, wĂ€hrend bei der Essigkonservierung EssigsĂ€ure als Konservierungsmittel verwendet wird. Das Ergebnis ist bei fermentierten Gurken oft komplexer und natĂŒrlicher im Geschmack.
Warum mich das Thema interessiert
Am Ende möchte ich natĂŒrlich verraten, warum ich mich intensiver mit diesem Thema beschĂ€ftige.
Wie bereits erwĂ€hnt, ist das Fermentieren eigentlich die gesĂŒndere Methode zur Haltbarmachung von Lebensmitteln. Doch manchmal â vor allem, wenn man eine gröĂere Party plant oder im Garten eine reiche Gurkenernte hat â möchte man gern GewĂŒrzgurken oder besser noch fermentierte Salzgurken anbieten. Wenn die Zeit jedoch knapp ist, bleibt oft keine andere Wahl, als auf GewĂŒrzgurken zurĂŒckzugreifen. Deshalb suche ich nach einem Rezept, das in kurzer Zeit den Geschmack von Salzgurken imitiert. Eine erste Kreation, ein Testrezept, habe ich bereits entwickelt. Ich stelle es noch vor. đ
Grund Nr. 2
Des Weiteren wollte ich im Schnellverfahren testen, ob man mit jung geernteten Kalebassen, also FlaschenkĂŒrbisse (Lagenaria siceraria), wie Gurken einlegen oder fermentieren kann. Das Einlegen in Gurken-GewĂŒrzbrĂŒhe ist mir tatsĂ€chlich gelungen. Das Fermentieren werde ich noch testen. Ăber beides folgt ein Bericht.
Junge Kalebassen im Gurken-Test |
Literatur
RUMMEL, Dr. Wilhelm; Gurkenkonservierung: sowie die Fabrikation von Sauerkraut u. a. Salz- und EssiggemĂŒse nach den praktischen Erfahrungen der Neuzeit, Braunschweig 1931