Bild: Waschen – kochen – „lotten“ – abfüllen – fertig.
Ein Baum voller Früchte – und dann?
🍒🍯 Es war einer dieser warmen, stillen Sommernachmittage, an denen der Himmel milchig-blau über den Wipfeln steht und die Sonne goldgelb durch die Obstbäume scheint.
Wir waren unterwegs, ein bisschen abseits der üblichen Wege, als wir ihn entdeckten: einen alten Kirschpflaumenbaum, völlig verwildert, aber voller Früchte. Randvoll. Gelb, rot, orange – leuchtend in allen denkbaren Nuancen.

🍒 Natürlich konnten wir nicht anders. Wir sammelten mit leuchtenden Augen zwei Tüten voll. Zuhause auf dem Tisch lagen am Ende fast zehn Kilo dieser kleinen runden Früchtchen. Und dann kam die Ernüchterung.
Denn wer denkt, dass man solch eine reiche Ernte einfach mal so verarbeitet, irrt gewaltig. Beim Versuch, die Früchte zu entkernen, merkten wir schnell, warum der Baum von niemand anderem beerntet worden war.
Die Kirschpflaumen waren so saftig, dass sie uns unter den Fingern zerplatzten – doch der Kern saß bombenfest. Kein Herauslösen, kein halbwegs sauberes Teilen möglich. Und so standen wir da mit unserem Schatz – ratlos, klebrig, leicht gereizt.

Die Rettung: Tante Lotte (und ihre Flotte)
🍒 Gerade als wir uns ernsthaft überlegten, das Ganze den Wespen zu überlassen, fiel uns eine alte Geschichte ein. Tante Lotte aus dem Nachbardorf hatte einmal bei einem Kaffeeklatsch im Garten gesagt:
„Kinners, Kirschpflaumen entkernt man nicht. Man kocht sie weich und dreht sie durch die Flotte Lotte. Fertig is der feinste Mus!“ (Das mit der Tante Lotte ist ein fiktiver Witz, die hat es nie gegeben)
Also machten wir genau das. Und siehe da: Es funktionierte nicht nur, es war genial. Keine Kleckerei, kein Rumgefummel – und das Ergebnis: Das beste Fruchtmus, das wir je gekocht haben. Und vor allem: schneller fertig als jede andere Frucht, seien es Kirschen, Aprikosen oder Zwetschgen.
Schnell noch zwei wichtige Klarstellungen
1. Kirschpflaume ist nicht gleich Mirabelle
In diesem Punkt wird oft durcheinandergeredet und Kirschpflaumen als Mirabellen bezeichnet, was ja nicht verboten ist. Und man kann das auch weiterhin so machen. Aber der Ordnung halber:
🍒 → Kirschpflaumen (Prunus cerasifera) sind kleine, runde Wildfrüchte, botanisch gesehen eine Art wilder Kirsche, nahe verwandt mit der Sauerkirsche. Sie reifen meist Ende Juni bis Juli.
🍒 → Mirabellen (Prunus domestica subsp. syriaca) – in der Natur auch verwildert – gehören zur großen Familie der Pflaumen – genauer gesagt zu den Renekloden. Sie reifen später, etwa im August bis September (ungefähr gleich mit den Zwetschgen), haben größere, meist eher länglichere Früchte, und – das ist entscheidend – lassen sich meistens gut entkernen.

Beide Arten finden sich verwildert in Gärten, an Wegrändern oder auf alten Streuobstwiesen. Aber bei der Verarbeitung macht der Unterschied einen großen Unterschied – vor allem, was den Umgang mit den Kernen angeht.
2. Kirschpflaumen zu Mus verarbeiten – schnell und einfach
Wenn wir hier von „schneller Verarbeitung“ sprechen, dann meinen wir genau das: Kirschpflaumen werden nicht entkernt. Stattdessen kocht man sie mit wenig Wasser weich und passiert sie dann – mit der Flotten Lotte oder durch ein Sieb (Bild oben).

So stellt man im Handumdrehen ein samtiges, leuchtendes Mus her, das als Grundlage für alles Mögliche dient:
- Fruchtaufstrich oder Konfitüre (mit Zucker und Pektin weitergekocht)
- Fruchtfüllung für Kuchen oder Blechgebäck
- Soße zu Grießbrei, Joghurt, Eis
- Oder einfach pur gelöffelt aus dem Glas im heißen Tee, an dunklen Wintertagen
Es ist also ein absolut unkompliziertes Rezept – und es rettet einem die Ernte, wenn man mal wieder zu viele Früchte auf einmal hat.
Rezept: Kirschpflaumenmus ohne Entkernen
Zutaten:
1. Die einfache Variante:
- Nur Kirschpflaumen ohne Zuckerzugabe. Sonst nix. ✅
- Das ist unsere bevorzugte Rezeptur 👩🍳
2. Optional: eine erweiterte Rezeptur
- ca. 2–3 kg reife Kirschpflaumen (nicht entkernt, aber gewaschen)
- 100–250 g Zucker (je nach Geschmack, doch bei ausgereiften Früchten braucht es keinen Zucker)
- ca. 100 ml Wasser
Wiederum Optional:
- 1–2 EL Zitronensaft
- etwas Zimt oder Vanille
- bei Bedarf Pektin, wenn du festen Fruchtaufstrich möchtest
Zubereitung:
Früchte weichkochen
- Gib die gewaschenen Früchte mit Wasser in einen großen Topf.
- Etwa 20–30 Minuten sanft köcheln lassen, bis alles aufplatzt und weich ist. Gelegentlich umrühren.
Passieren
- Die heiße Masse durch eine Flotte Lotte oder ein grobes Passiersieb treiben.
- Die Schalen und Kerne bleiben zurück, das feine Fruchtmark kommt in den Topf.

Abschmecken & weiterkochen
- Zucker und evtl. Zitronensaft und Gewürze zugeben. Nochmal aufkochen.
- Wer Konfitüre machen will, gibt jetzt Pektin nach Packungsangabe dazu.
Heiß in Gläser füllen
Gläser vorher gut ausspülen oder sterilisieren. Mus heiß einfüllen, sofort verschließen. Wer mag, stellt die Gläser kurz auf den Kopf, um sicher zu sein, dass alles dicht ist.
Fazit
Man muss nicht alles mühsam entkernen. Manchmal reicht ein alter Tipp, ein einfaches Küchengerät und der Mut, es unkompliziert anzugehen.
Kirschpflaumen sind kein Fall für Perfektionisten – aber für clevere Sammlerinnen und Genießer allemal. Danke, Tante Lotte!
Ach ja … und beinahe hatte ich es vergessen. Die Etiketten lässt du dir von einer KI entwerfen … etwas einfallsreicher, as dieses hier:
—
Übrigens: Die Kirschpflaume als Ziergehölz – schön und nützlich zugleich
Die Kirschpflaume gibt es auch in verschiedenen Zierformen. Als Ziergehölz ist sie ein echter Schatz: ein schöner, nicht zu groß wachsender Baum mit sehr früher Blüte – noch bevor andere Gehölze Farbe zeigen. Besonders bekannt ist die sogenannte Blutpflaume, mit ihrem schwarzrot schimmernden Laub, das den ganzen Sommer über dekorativ bleibt.
Mit etwas Schnitt lässt sich die Kirschpflaume zu einem breiten, schirmartigen Baum erziehen – ideal also als natürlicher Schattenspender im Garten, auf der Terrasse, an der Spielecke für die Kinder oder direkt vor einem Fenster an der Südseite des Hauses. Im Sommer wirft das Laub angenehmen Schatten, hält die Räume kühl und schützt vor grellem Licht. Im Winter hingegen, wenn der Baum sein Laub verloren hat und die Sonne tiefer steht, lässt er das Licht ungehindert ins Haus und wärmt Zimmer und Herz.
Man könnte fast sagen: Der Baum ist eine natürliche, saisonale Bio-Jalousie. Ganz ohne Technik – einfach nur gut durchdacht.
Die hier verlinkten Beiträge finden sich auf derkleinegarten.de.

👩🍳 G. Jacob, 2.8.2025