Der Weiße Klarapfel – der perfekte Selbstversorger-Apfel

Duftende Klaräpfel im Korb

Bild: Ahnst du den Duft des Klarapfels – und mit ihm den ganzen Sommer mit blauem Himmel und sonniger Landschaft?

Ein Apfel mit Geschichte

🍏 Der Klarapfel – man kennt ihn auch als Weißen Klarapfel, Duchsichtigen Klarapfel, Augustapfel oder Weizenapfel – gehört zu den frühesten Äpfeln des Jahres. Korrekter: Er ist der zeitgste Apfel des Jahres [1]. Schon ab Ende Juli reifen die ersten Früchte. Für unsere Großeltern war das ein Geschenk, als es noch kein Obst aus den Kühlhallen gab: nach dem Winter endlich wieder frisches Obst.

Heute ist der Klarapfel kaum bekannt, denn im Supermarkt finden wir ihn nicht. Der Grund: Er lässt sich nicht lagern und kaum transportieren. Für den Garten aber ist er unschlagbar.

Warum der Klarapfel im Laden fehlt

Die Früchte sind empfindlich. Sie werden schnell mehlig und müssen fast direkt vom Baum gegessen oder verarbeitet werden. Ein frisch gepflückter Klarapfel schmeckt knackig, saftig und angenehm süßsäuerlich.

 

Klarapfel
Form und Farbe der Früchte variieren bei alten Baumexemplaren (vergl. Bild oben), da die Bäume oft auch als Sämlinge gezogen wurden.

Ideal für Selbstversorger

Wer Selbstversorgung ernst nimmt, sollte diesen Sommerapfel nicht übersehen. Der Klarapfel füllt die Lücke, wenn die alten Lageräpfel längst aufgegessen sind und die Herbstsorten noch nicht reif sind. Deshalb nenne ich ihn gern den „Erstversorger“ unter den Apfelsorten.

Frisch genießen

Direkt vom Baum gegessen, ist der Klarapfel – wie bereits erwähnt – köstlich und erfrischend. Dieses Aroma hat keine spätere Sorte – man muss ihn einfach probiert haben. Natürlich schmecken Klaräpfel nicht alle gleich.

Alte Feldrandbäume, die man noch heute findet, zeigen deutliche Unterschiede, da früher oft Sämlinge gepflanzt oder nicht sortenrein veredelt wurde.

Auch die Form der Früche variiert manchmal ein wenig, wie im Beitragsbild ganz oben. Die Färbung der Früchte ist allerdings auch etwas vom Standort geprägt, von Boden und Sonne.

 


In der Küche

🍏 Für die Verarbeitung ist der Klarapfel ideal: Apfelmus, Kompott, Saft oder Kuchen. Besonders das Mus ist hervorzuheben. Es wird hell, samtig und frisch – ohne die manchmal schwere Würze, die spätere Sorten mitbringen.

 

Klarapfel und Flotte Lotte Apfelmus-Herstellung
Apfelmus durch die „Flotte Lotte“ gedreht …

Ein Baum im Garten?

Der Klarapfelbaum ist robust, anspruchslos und trägt früh. Nur eines muss man wissen: Er neigt zur sogenannten Alternanz – ein Jahr übervoll, im nächsten eher bescheiden. Wer Platz hat, sollte sich einen Baum gönnen … auf jeden Fall!

Wir selbst haben keinen eigenen Klarapfel mehr, der Garten ist voller Pfirsiche und Herbstäpfel für den Saft. Stattdessen haben wir zwei Äste auf einen Winterapfelbaum veredelt. Das reicht für den Frischverzehr völlig. Fürs Apfelmus gehen wir noch immer zum alten Feldrandbaum – solange er noch steht.

Ein Apfel mit Seele

Der Klarapfel ist kein Apfel für den Supermarkt – er ist ein Apfel für Selbstversorger und Familien. Wer ihn pflanzt, erntet nicht nur Früchte, sondern auch ein Stück alte Obstkultur. Und jedes Jahr im Juli eröffnet er aufs Neue den Reigen der Apfelzeit bis weit in den August hinein.

Literatur und Ergänzungen

[1] Die zeitigste Sorte könnte auch die neue schweizer Sorte ‚Paradis Julka®‘ sein: Sie kann Mitte Juli geerntet werden, oft schon eher. Julka zeichnet sich durch süßes, saftiges Fruchtfleisch aus und ist ideal für den Sofortverzehr, da sie nur kurz lagerfähig ist, doch bleibet sie am Baum bis zu drei Wochen lang „bissfest“ 😁

[2] Friedrich/Petzold; Handbuch Obstsorten; Stuttgart 2005; Seite 102

[3a] Übrigens: Bei Google-Books wird man besonders in der Literatur des 19. Jahrhunderts fündig. Hier fand ich nicht nur den interessanten Hinweis, dass diese Sorte aus Riga (Baumschule M. Wagner) stammt und von dort um 1852 nach Frankreich, und von da erst nach Deutschland gelangte. Aber vor allem: Dass es auch eine konkurrierende [3] zeitig reifende Apfelsorte gegeben hat und immer noch gibt, und zwar den “Sommergewürzapfel”:

“Bezüglich dieser Sorte kann ich konstatieren, dass der Klarapfel den Sommergewürzapfel an Frühreife wirklich wesentlich übertrifft, ebenso an Schönheit. Während dieses Jahr viele Apfelsorten hier fleckige Früchte und Blätter ausweisen, ist am Klarapfel alles gesund.“ [3b]

[3b] Riß, A. (aus Burgdorf); Weißer Klarapfel; Schweizerische Zeitschrift für Obst- und Weinbau; Band 3; Frauenfeld 1894; Seite 201”

[4] https://www.arche-noah.at/media/sommergewuerzapfel_01_1.pdf Hier ist der Sommergewürzapfel beschrieben, allerdings ebenfalls, wie der Klarapfel mit der Pflückreife ab Ende Juli. Allerdings: „durch Ernte vor Pflückreife kann die Lagerfähigkeit erhöht werden“ … interessant … in diesem Punkt wäre es eine lagerbare ähnliche Sorte und damit eine Art Konkurrenz, denn der Weizenapfel lässt sich nicht lagern 🍏

[5] Sortenbeschreibung auf derkleinegarten.de


🍏 Zählmarke Text und Bilder: G. Jacob, 26.8.2025

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