Koriander säen im Hochsommer – Geheimtipp für Selbstversorger

Koriandersaat

Bild: Gewürzkörnchen und Samen zugleich.

Ein eigenwilliges Aroma – und trotzdem beliebt

Koriander gehört zweifellos zu den eigentümlichsten Gewürzpflanzen [1], die wir im Garten kultivieren können – vor allem wegen seines polarisierenden Aromas. Gemeint ist hierbei insbesondere der Duft des Krauts, der für viele als „stinkig“ gilt, sobald die Pflanze in die Blüte schießt.

Auch die Samen – botanisch korrekt handelt es sich um kleine kugelige Spaltfrüchte – verströmen frisch geerntet einen eher unangenehmen Geruch. Dieser verfliegt jedoch nach dem Trocknen, sodass die Samen anschließend sowohl ganz als auch gemahlen hervorragend zum Würzen geeignet sind. Dasselbe gilt im Prinzip auch für die Blätter.

Frischer Koriander vor dem Schnitt
In diesem Stadium schneiden wir ihn zum Trocknen. Nachher wird ein Gewürzpulver daraus gemacht.

Würzen in drei Varianten

Die Blätter können entweder frisch von jungen Pflanzen gezupft oder geerntet werden, wenn der Koriander in den Blühtrieb übergeht. In diesem Stadium liefert er viele zarte, noch geschmeidige Blatt- und Stängelteile, die sich gut trocknen lassen.

Entgegen gängiger Behauptungen behalten auch die getrockneten Blätter durchaus ein charakteristisches Aroma – gerade als Pulver sind sie eine Bereicherung im Selbstversorgerhaushalt. Und: es ist ein Basen bildendes Würzkraut.

Wir können also mit frischen Blättern, getrockneten Blättern oder getrockneten Samen würzen – und jede dieser Varianten bringt eine eigene geschmackliche Nuance mit sich.

 


Aussaat im Juli – Ernte im Spätsommer – die übliche Vaiante

Die Samenfrüchte reifen je nach Aussaatzeitpunkt etwa zwischen Juli und August. Und wer hier bereits an die nächste Aussaat denkt, liegt richtig: Diese Samen lassen sich problemlos wiederverwenden. Tatsächlich keimen viele der herabgefallenen Samen ganz von selbst – sofern die Witterung feucht genug ist.

Die Keimdauer beträgt etwa drei Wochen. Damit zeigt uns die Pflanze ganz von allein, wie sie ihren natürlichen Fortpflanzungszyklus organisiert.

Koriander in Blüte
In der Blüte ist es tatsächlich einarg riechendes Kraut, doch wen stört das in der Natur?

Winterkultur mit erstaunlicher Ausdauer – die vorgeschlagene Variante

Besonders interessant ist eine Beobachtung, die ich in meinem Garten wiederholt machen konnte: Der Koriander, der sich selbst im Spätsommer aussät oder von uns Ende Juli/Anfang August gesät wird, entwickelt sich erstaunlich robust.

Bis zum Wintereinbruch bildet er kleine, kräftige Pflanzen aus, die – sofern keine extremen, schneelosen Fröste auftreten – eine bemerkenswerte Winterhärte zeigen. Mehr noch: In milden Winterphasen treiben sogar neue Blättchen, die sich bis in den März hinein ernten lassen.

Damit erweist sich Koriander als ideale Gewürzpflanze für die kalte Jahreszeit – ein Erfahrungswert, den wir inzwischen im vierten Jahr bestätigen können.

Gesund durch den Winter – fast ganz ohne Schädlinge

Zudem scheint der Anbau in der kühleren Jahreszeit einen weiteren Vorteil zu bieten.

Obwohl die Pflanze insgesamt als genügsam gilt – sie gedeiht auch auf nährstoffarmen Böden – ist sie nicht frei von Risiken. Besonders im Sommeranbau wird Koriander mitunter von Pilzkrankheiten wie Mehltau oder Doldenbrand befallen, ebenso von Schädlingen wie Blattläusen, Wanzen oder Thripsen.

Doch – und hier lohnt der Trommelwirbel – diese Probleme betreffen fast ausschließlich den Zeitraum von April bis September. Die Kulturphase von August bis Mai bleibt erstaunlich stabil und gesund.

Koriander im Winter
Junge Pflanze im Winter.

Mehr als ein Lückenfüller im Beet

Kurzum: Koriander ist nicht nur ein vielseitiges Gewürz – auf die kulinarischen Einsatzmöglichkeiten werden wir an anderer Stelle noch gesondert eingehen – sondern auch eine genügsame Kulturpflanze, die sich selbst fortpflanzt und damit für Selbstversorger besonders attraktiv ist.

Ein weiterer Vorteil: Wir nutzen mit dem Koriander Gartenflächen, die sonst über den Winter brachliegen würden. Das Beet bleibt somit lebendig durchwurzelt – was bekanntlich die Bodenaktivität und das Bodenleben deutlich fördert. Vorteil Nummer vier also.

Versuch im Folientunnel – Koriander als Tomatennachfolger

In diesem Jahr werde ich zudem einen Versuch im Tomaten-Folientunnel wagen: Ich säe Ende Juli Koriander zwischen die Tomaten, um ihm dort einen gewissen Winterschutz zu bieten. Ein anderer Teil des Tunnels wird zur gleichen Zeit mit Rucola bestellt – einer Pflanze, für die im Prinzip dasselbe gilt wie für den Koriander.

 


Literatur und weitere Hinweise

[1] Diese Würzpflanze scheint auch eine interessante Geschiche zu haben. Immerhin kommt Koriander auch in der Bibel vor! Er wird insbesondere im Alten Testament erwähnt, und zwar im Zusammenhang mit der Beschreibung des Manna, das die Israeliten während ihrer Wüstenwanderung als Nahrung erhielten. So heißt es etwa bei 2. Mose (Exodus) 16,31: „Und das Haus Israel nannte es Manna; und es war wie Koriandersamen, weiß, und sein Geschmack war wie Honigkuchen.“ Auf jeden Fall wird auch das ein Thema sein, welches ich umgehend etwas geanauer untersuchen werde.

Es findet sich nur wenig Literatur allgemein zur Thematik Koriander:

[2] Buro/Meißner/Reinhold/Vaniceck; Freude am Garten; Berlin 1978; Seite 258

[3] Kleine Enzyklopädie – Land-Forst-Garten; Leipzig 1959; Seite 100

[4] KOEHLER, Horst; Das praktische Gartenbuch; Hannover 1952; Seit 438

[5] LANGE, Theodor; Allgemeines Gartenbuch II; Berlin 1926; Seite 207, 208

Koriander selber trocknen
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▶️ Auf derkleinegarten.de: Koriander pflanzen, ernten, würzen: Unverzichtbar in der veganen Selbstversorgung

 

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