Bild: Anbauversuche aus den 1930er/40er Jahren: Zwischen die Reihen der Dicken Bohne wurden Mitte bis Ende Mai späte Kohlarten gepflanzt – links Rosenkohl, in der Mitte Wirsing, rechts Rotkohl [4a].
Ehrlich gesagt habe ich in der Überschrift bewusst den Begriff Mischkultur [1] für Bohne und Zucchini gewählt – weniger aus gartenbaulicher Korrektheit, sondern vielmehr, um meinem Blog-Artikel etwas mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Hätte ich ihn schlicht „Zwischenkulturanbau von Butterbohne [2] und Zucchini“ genannt, wäre das Interesse vermutlich geringer ausgefallen.
Bekanntermaßen fasziniert die Mischkultur viele Gartenfreunde weit mehr als die traditionelle Methode des Zwischenkultur-Anbaus – ein Begriff, den ich im Folgenden bewusst mit Bindestrich schreiben werde, um die Lesbarkeit auf Mobilgeräten zu verbessern.
Butterbohne und Zucchini im Zwischenkultur-Anbau
In diesem Artikel geht es um eine bislang wohl nirgendwo explizit dokumentierte Idee: die Kombination aus Butterbohne (Puffbohne, Dicke Bohne, Vicia faba var. major) und Zucchini (Cucurbita pepo subsp. pepo) oder einer anderen Kürbisart im Zwischenkulturanbau.

Das Experiment begann am 17. März – ich halte euch auf dem Laufenden …
Mein Vorgehen sieht nun wie folgt aus: Im März säe ich die Butterbohnen in kleinen Gruppen mit großzügigem Abstand. Im Mai, wenn die Bohnen bereits gut entwickelt sind, folgen Pflanzung oder Saat der Kürbisart (zunächst Zucchini). Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die Bohnen in der beginnenden Vollreife, die dann Anfang Juni meist abrupt endet.
Mit ihrem Absterben [3] wird Stickstoff aus den Knöllchenbakterien der Bohnenpflanzen (Schmetterlingsblütler) freigesetzt – just in dem Moment, in dem die Zucchini oder Kürbisse aus ihrer jugendlichen Wachstumsphase herauskommen.


Dies ist zumindest meine Theorie, die ich in diesem Jahr erproben möchte. Dass das Prinzip grundsätzlich funktioniert, daran habe ich wenig Zweifel.
Die eigentliche Frage lautet vielmehr: Soll ich die Zucchini als Jungpflanzen setzen, um eine frühere Ernte zu erzielen? Oder sie erst um den 15. Mai direkt aussäen, um robustere, aber etwas später reifende Pflanzen zu erhalten? Wahrscheinlich werde ich beide Varianten testen.

Zwischenkultur: Mehr als nur Mischkultur
Streng genommen ist damit bereits alles Wesentliche über diese Anbaumethode gesagt. Doch präzise ausgedrückt handelt es sich hier nicht um eine Mischkultur im klassischen Sinne, sondern um einen Zwischenkultur-Anbau – und darauf möchte ich noch kurz eingehen.
Die Zwischenkultur im Gartenbau: Eine gezielte Staffelung zur optimalen Flächennutzung
Die Begriffe Zwischenkultur und Zwischenkultur-Anbau sind nicht immer klar definiert und werden in der Agrarwirtschaft unterschiedlich verwendet. In der Landwirtschaft beschreibt der Begriff eine Nebenkultur, die zwischen zwei Hauptkulturen eingebracht wird – zumindest hoffe ich, dies korrekt zu interpretieren.
Im Gartenbau hingegen gilt der Zwischenkulturanbau als eine spezielle Form der Mischkultur: Hier werden Pflanzen mit unterschiedlich langen Kulturzeiten so kombiniert, dass die schnell wachsende Art bereits geerntet ist, wenn die langsamere Hauptkultur in ihre entscheidende Wachstumsphase eintritt.
Idealerweise entsteht dabei keine direkte Konkurrenz um Wasser, Nährstoffe und – besonders wichtig → um Licht. So lässt sich die verfügbare Beetfläche maximal effizient nutzen [3]. Sprachlich betrachtet sprechen wir in diesem Verfahren von Hauptkultur und Nebenkultur im Zwischenkultur-Anbau.
Abgrenzung zur klassischen Mischkultur
Während bei der klassischen Mischkultur zwei oder mehr Pflanzenarten gleichzeitig auf einer Fläche wachsen und sich gegenseitig positiv beeinflussen, geht der Zwischenkultur-Anbau einen Schritt weiter: Er setzt auf zeitliche Staffelung. Die frühe Kultur schafft Platz für die nachfolgende, wodurch eine nahtlose Übergabe im Beet erfolgt.
Aus gärtnerischer Praxis heraus ist der Zwischenkultur-Anbau ein uraltes Verfahren. Interessanterweise hingegen wurde die klassische Mischkultur in Deutschland erst während der national-sozialistischen Zeit systematisch gefördert – eine historische Fußnote, die oft übersehen wird [4].
Fazit
Der Zwischenkultur-Anbau ist eine durchdachte Methode, die Elemente der Mischkultur mit einer effizienten zeitlichen Flächennutzung verbindet. Während die gängige Vorstellung von Mischkultur vor allem auf die gleichzeitige Kultivierung verschiedener Pflanzenarten mit angeblich symbiotischer Wirkung setzt, geht der Zwischenkultur-Anbau einen anderen Weg: Er nutzt gezielt den zeitlichen Versatz von Kulturen, um Konkurrenz zu minimieren und Nährstoffe optimal auszuschöpfen.
Das Beispiel mit Butterbohne und Zucchini verdeutlicht diesen Unterschied vielleicht besonders eindrucksvoll, denn hier entsteht der Vorteil nicht durch eine direkte Wechselwirkung der Pflanzen, sondern durch eine kluge Staffelung ihrer Wachstumsphasen [5].
Dies sollte Anlass sein, das gängige Konzept der Mischkultur kritisch zu hinterfragen – insbesondere die verbreitete Vorstellung, dass ausschließlich symbiotische Pflanzen-Gemeinschaften vorteilhaft seien. Tatsächlich ist der Nutzen der Mischkultur in der Form, wie ihn viele Gartenenthusiasten propagieren, wissenschaftlich kaum belegt.
Selbst beim vermeintlichen Klassiker, dem gemeinsamen Anbau von Möhre (Daucus carota) und Zwiebel (Allium cepa), fehlen belastbare empirische Nachweise. Die populäre Annahme besagt, dass der Duft der Zwiebel die Möhrenfliege (Psila rosae) abschreckt, während der Geruch der Möhre die Zwiebelfliege (Delia antiqua) fernhält. Doch ob dieser Effekt tatsächlich in relevantem Maße eintritt, ist bislang nicht überzeugend belegt.
Ein Grund mehr, dieses Thema in einem der kommenden Blog-Artikel erneut aufzugreifen.
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[1] Definition der Mischkultur allgemein: Die Mischkultur, wie sie im alternativen Gartenbau verstanden wird, ist eine Anbaumethode im Gartenbau, bei der zwei oder mehr Pflanzenarten gleichzeitig auf derselben Fläche angebaut werden. Ziel ist es, die Ressourcen wie Licht, Wasser und Nährstoffe effizienter zu nutzen, Schädlinge abzuschrecken, die Bodenqualität zu verbessern und die Erträge zu steigern. Ein Beispiel wäre die Kombination von stickstofffixierenden Pflanzen (wie Bohnen) mit stark zehrenden Pflanzen (wie Mais).
[2] Butterbohne ist die schönere Bezeichnung für die Puffbohne. Von ihr werden die jungen, butter-weichen Bohnkerne verwendet.
[3] Tatsächlich ist der Zwischenkultur-Anbau eine effizientere, verbesserte Form der Mischkultur. Haben wir nämlich den gleichzeitigen, echt gemischten Anbau zweier oder gar dreier Nutzpflanzen mit gleicher Kulturzeit (siehe Milpa), sind größere Abstände zwischen den einzelnen Kulturen unabdingbar. Werden sie zu gering gehalten, was im Kleingartenbereich fast immer der Fall ist – ich habe es selber lange genug falsch gemacht – dann geht das ganze, schön erdachte Verfahren nach Hinten los. Im Regelfall unterschätzen wir nämlich die Lichtkonkurrenz der Gemüse untereinander.
[4] WIRTH, A. G. (Herausgeber, Gartenbauoberinspektor in Essen); Höchsterträge durch Mischkultur wahlverwandter Gemüsearten (Grundlagen und Fortschritte im Selbstversorger-Gartenbau, Heft 1); Ludwigsburg 1946. (3. Auflage) [Frühere Auflagen konnte ich bisher noch nicht recherchieren; die 3. Aufl. besitze ich in meiner eigenen Bibliothek.]
Übrigens: In der national-sozialistischen Zeit (1933–1945) war der Gartenbau in Deutschland stark politisiert und in die Ideologie der nationalen Sozialisten eingebunden. Die Hitler-Regierung förderte die Land- und Gartenwirtschaft im Rahmen der Autarkiepolitik („Erzeugungsschlacht“), um die Abhängigkeit von Importen zu verringern.
[4a] Abbildung des Beitragsbildes auf Seite 70.
[5] Nach der Ernte kann das getrocknete Kraut der Bohnen als Raufutter für Wiederkäuer dienen, ist aber weniger energiereich als etwa Luzerne- oder Kleeheu.