Bild: Dänische Rentner mit 70 und der deutsche Michel mit 67 im Dritte-Welt-Land BRD … übertreibe ich?
[Rente] [Das Inhortas-Rentenmodell]
Und schon mal vorweg: Die staatliche Rente in Dänemark ist steuerfinanziert. Es profitiert vor allem, wer lange im Land gelebt hat – ab 40 Jahren Wohnsitz gibt es die volle Grundrente von gut 2.000 EUR für jeden. Arbeitsjahre und Einkommen spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle.
➡️ Es ist höchste Zeit, wieder ein paar Worte zur Rentenpolitik in diesem Land zu verlieren – oder besser: den aktuellen Stand der Dinge nüchtern zu skizzieren.
Eigentlich hatte ich längst vor, darüber zu schreiben, dass der kleinmaßstäbliche Gartenbau eine ebenso sinnstiftende wie praktische Beschäftigung im Ruhestand ist. Man darf mit einiger Sicherheit annehmen, dass er früher einmal zur materiellen Selbsthilfe vieler älterer Menschen beitrug – als ergänzende, ja integrale Komponente ihres Ruhestandseinkommens.
Und – so meine Prognose – genau das wird wiederkommen. Denn die enge Verbindung von Wohlstand und Ruhestand löst sich in Deutschland gerade auf. Und zwar endgültig.
Der Trend: Rente mit 70 – und dann?
➡️ Doch wenden wir uns der Tagespolitik zu. Derzeit wird die Bevölkerung schrittweise darauf eingestimmt*, dass das gesetzliche Renteneintrittsalter bald auf 70 Jahre steigen könnte. Für viele bedeutet das: Jahrzehntelange Erwerbsarbeit, gefolgt von einer Rente, die kaum zum Leben reicht.
* Siehe: Overton-Fenster: Bereich der Akzeptanz – Stufe 2
Die Hoffnung auf private Vorsorge – und ihr Scheitern
Politische Reformversprechen – und politische Realität
➡️ Immer wieder wurden Verbesserungen angekündigt. Zuletzt berichtete ich am 13. Januar 2025 ud zwar über das Rentenpaket II und über das sogenannte pAV-Reformgesetz, das die private Altersvorsorge neu aufstellen sollte – ein weiterer „großer Wurf“, der sang- und klanglos im politischen Niemandsland versandete. 🤷♂️
In der 20. Legislaturperiode wurde das Gesetz nicht verabschiedet. Die parlamentarischen Beratungen blieben unvollendet, bevor vorgezogene Neuwahlen das Vorhaben endgültig begruben. Für so etwas haben Politiker*Innen offensichtlich keine Zeit… 😎
„Rente mit 70 in Dänemark“ … so verkürzt ist es nur die halbe Wahrheit
➡️ Kurzum: Die Pflöcke werden bereits eingeschlagen – „Rente mit 70“ lautet die Parole. Dabei wird gern auf Dänemark verwiesen, wie etwa in einem Beitrag des ZDF-Heute vom 30. Mai 2025:
„In Dänemark lässt die sozialdemokratische Regierungschefin Mette Frederiksen ab 2040 länger arbeiten – ohne größeren Gegenwind. Im Gegenteil: Mit großer Mehrheit […] hat das dänische Parlament vergangene Woche [23.5.25] mit 81 zu 21 Stimmen beschlossen, das Renteneintrittsalter zu erhöhen: Es liegt zurzeit wie in Deutschland bei 67 Jahren. Ab 2040 soll es auf 70 Jahre steigen …“
Allerdings – und auch das steht im genannten ZDF-Artikel recht gut erklärt – basiert das dänische Rentensystem auf anderen Grundlagen. Die Rente wird dort weitgehend steuerfinanziert, und wer 42 Jahre in Dänemark gearbeitet hat, kann regulär und ohne Abschläge früher in Rente gehen. Zudem ist das Rentenniveau deutlich höher als in Deutschland!?
Dänemark 2.000, Deutschland nur 1.000 Euro. Wie kann das sein?
➡️ Die Nettoersatzquote der staatlichen Rente liegt in Dänemark bei rund 84 Prozent früheren Einkommens, in Deutschland bei erbärmlichen 48 Prozent. Zusätzlich existiert in Dänemark eine obligatorische Betriebsrente (die „Arbeitsmarktpension“, ATP) und eine privat ergänzte Altersvorsorge, die im Gegensatz zur hiesigen Förderung funktioniert. Ein alleinstehender dänischer Rentner, der mindestens 40 Jahre in Dänemark gelebt hat, erhält im Schnitt rund 2.000 Euro monatlich an staatlicher Rente [2] – mit privater Zusatzvorsorge entsprechend mehr. Und hierzu schen wir noch mal beim Artikel von ZDF-Heute hinein:
„Alle Arbeitnehmer und Arbeitgeber seien zudem verpflichtet, in Pensionskassen einzuzahlen. Mit einer zusätzlichen privaten Altersvorsorge kommt ein dänischer Rentner im Schnitt auf 3500 Euro.“ [3]
Die deutschen Zahlen? Die sind zum Fremdschämen peinlich – und sollen hier gar nicht weiter vertieft werden. Ich schrieb am 6.8.2024 zur Durchschnittsrente in Deutschland: Wirklich nur 1.000 Euro pro Monat oder weniger?
Nun aber zur Hauptsache
➡️ Die eigentliche Frage ist damit noch nicht zu Ende gedacht. Es geht ja um mehr als nur das Renteneintrittsalter. Es geht darum, wie man überhaupt altern darf.
Denken wir es also zu Ende. Zum Beispiel: Wie sähe es für einen Dänen aus, der mit 60 beginnt, seine Wochenarbeitszeit schrittweise zu reduzieren? Welche Auswirkungen hätte das auf seine Rente? Und wie sähe das im deutschen System aus?
✅ Noch mal, damit du es auch glaubst: Die Grundrente in Dänemark ist steuerfinanziert und richtet sich nach der Wohnsitzdauer, nicht nach dem letzten Einkommen. Wer 40 Jahre in Dänemark gelebt hat, erhält die volle staatliche Rente von 2.000 EUR, unabhängig davon, ob er am Ende Voll- oder Teilzeit gearbeitet hat; unabhängig von einer Erwerbsbiografie!
P.S.: Wer zu bequem zum selber Nachddenken ist, kann das ruhig der KI überlassen.
✅ Ich jedenfalls würde das dänische Rentenmodell sofort übernehmen – mitsamt aller Vorteile. Und am liebsten schon jetzt, mit 62, auf 2/3 Wochenarbeit reduzieren und 1/3 daheim meinen Selbstversorgergarten auf Vordermann bringen.
✅ Und: Nach dem geplanten dänischen System könnte ich ohnehin trotzdem mit 67 regulär in Rente gehen (was dort eine Extraregelung ist) – einfach deshalb, weil ich 43 Jahre im Land gelebt hätte. Trotz meiner 25-Stundenwoche fünf Jahre zuvor, hätte ich mehr als die doppelte Rente hier in der Bundesrepublik [5].
Quellen und weitere Hinweise
[1] CAPELLAN, Frank; deutschlandfunk.de; Wirtschaftsministerin Reiche fordert längere Lebensarbeitszeit; 27. Juli 2025
[2] HEESCHER, Winnie; zdfheute.de; Spitzenreiter in Europa: Arbeiten bis 70 – Vorbild Dänemark?;
30.05.2025 Der Artikel beschreibt die Rentenreform in Dänemark.
[3] Die durchschnittliche Gesamt-Altersrente (gesetzlich + betrieblich) liegt 2024 brutto bei etwa 1.800–2.000 € monatlich – netto häufig deutlich darunter (KI-Recherche).
[4] dpa-infocom; sueddeutsche.de; [Bundesarbeitsministerin Bärbel] Bas: Rentenpaket soll bis zum Herbst geschnürt sein; 25.7.2025
[5] Lies auch weiter auf inhortas.de: USA … vererbbare Renten?
[5a] Frage hierzu: Was wäre, wenn wir das dänische Modell der steuerfinanzierten Grundrente hätten – ergänzt durch eine private oder betriebliche Altersvorsorge, die in Wertpapiere investiert und zudem vererbbar ist, wie es in den USA möglich ist?
Antwort: Dann wäre der Bürger womöglich zu unabhängig von Staat und Politik. Und genau das könnte unerwünscht sein. Eine andere Erklärung gibt es nicht, wenn man das zu Ende Denken erlernt hat … oder? Ich lasse mich gern korrigieren.