Die Wilde im Tomatenbeet – Solanum pimpinellifolium, die „Rote Murmel“ – ohne Braunfäule

Wildtomaten von Kirschgröße in einer Schüssen

Bild: Ernte zum 1. Oktober, Solanum pimpinellifolium Sorte ‚Rote Murmel‘

[Tomaten-Braunfäule?] [alle 7 Tipps]

Ein Talgarten und seine Tücken

🍅 Wir haben im Laufe der Jahre gut ein halbes Dutzend Strategien entwickelt, um in unserem Talgarten Tomaten bis in den Herbst hinein zu ernten. Das ist kein leichtes Unterfangen, denn die Lage ist zwar nach Süden hin offen, doch ringsum eingeschlossen – und das mindert die Luftzirkulation erheblich.

Meine Vermutung: genau diese stehende Luft macht unsere Tomaten anfälliger für Pilzkrankheiten als jene in höher gelegenen, luftigen Gärten. Neulich sah ich es wieder mit eigenen Augen – während bei uns um den 10. Oktober herum alle Freilandtomaten der Braunfäule zum Opfer gefallen waren, standen zehn Kilometer weiter auf einer Anhöhe noch kerngesunde Pflanzen.

Unser Gemüsegarten in der wärmenden Herbstsonne
Unser Gärtchen. Romantisch, doch nicht optimal für den Gemüseanbau.

Trotz allem: Tomaten bis in den Oktober

Ganz verloren ist die Saison deshalb nicht. Auch nach dem 10. Oktober ernten wir noch genügend Früchte – von ein paar überlebenden Pflanzen im Folientunnel, vom „luftigen Spalier“ und, ja, von den Wildtomaten.

Über diese kleinen Überlebenskünstler möchte ich heute schreiben.

 


Die Wilde unter den Tomaten

Im Handel gibt es inzwischen einige Wildformen unserer Kulturtomate (Solanum lycopersicum). Diese urtümlichen Sorten sind, wie man sich denken kann, widerstandsfähiger – weniger anfällig für die „Zivilisationskrankheiten“ der gezüchteten Gartenformen.

Unsere Lieblingssorte trägt den schönen botanischen Namen Solanum pimpinellifolium. Oft nennt man sie Wildtomate oder Currytomate – bei uns im Garten ist sie schlicht die Kirschtomate. Botanisch betrachtet gilt sie als die wildwachsende Urform der heutigen Kulturtomate. Im Handel findet man sie meist unter dem charmanten Namen „Rote Murmel“.

Eine Pflanze, die von selbst wiederkommt

Hat man sie einmal im Garten, kommt sie oft von ganz allein wieder. Im Frühjahr tauchen zwischen anderen Kulturen kleine Tomatenpflänzchen auf – ungebeten, aber willkommen. Ihre Anzucht ist also denkbar einfach.

Wir verpflanzen die selbst aufgegangenen Jungpflanzen im Mai an sonnige Plätze oder säen unsere eigenen Samen direkt an Ort und Stelle aus – dort, wo sie sich künftig ausbreiten dürfen.

Damit ist das Wichtigste fast schon gesagt: Die Pflanzen wachsen schnell, kräftig und verzweigt – es sind im Grunde Buschtomaten, die ordentlich Platz beanspruchen. Eine Pflanze braucht etwa anderthalb Quadratmeter, um sich frei zu entfalten.

Wildtomate Rote Murmel, kleine Rispen
Wildtomate ‚Rote Murmel‘, eine Miniatur-Rispentomate

Späte Saat, späte Freude

Wenn wir die Wildtomaten erst im Mai oder gar Anfang Juni aussäen, ist das kein Versäumnis, sondern Absicht. Diese späte Saat ist unser Rezept für die späte Ernte. Ab September beginnt das Pflücken, und je nach Wetter zieht sich die Ernte bis Ende Oktober hin.

Darum bekommen zwei oder drei dieser Büsche im Garten einen besonders sonnigen Platz – dort, wo im Herbst noch die letzten Strahlen einfallen.

Sonne statt Schutz

Bei den Wildtomaten ist nicht der Pilz der Feind, sondern das fehlende Licht. Wochenlange trübe Regentage nehmen ihnen die Farbe und Süße. Nässe allein schadet ihnen kaum, aber ohne Sonne stockt die Reife.

Trotzdem: Diese Sorte ist ein Geschenk. Eine Ergänzung zu den empfindlicheren Gartensorten, die den Selbstversorger mit kleinen, aber köstlichen Früchten erfreut.

 


Aromatisch und vielseitig

Die winzigen, roten Kirschtomaten sind aromatisch, süß-sauer, und sie platzen vor Geschmack. Sie gehören als ganze Früchte in den Salat – oder in die Pfanne. Ich werfe sie gern unzerteilt in Gemüsegerichte oder zu Fleisch.

Ein Tipp: brate sie zuerst kurz im Fett an, bevor die übrigen Zutaten folgen. Ihr Aroma entfaltet sich dann besonders fein – fast wie eine Würze aus der Sonne selbst.

Endergebnis: Die Wilde lohnt sich

Mit diesem Beitrag ist die kleine Wildtomate, unsere „Rote Murmel“, wohl ausreichend gewürdigt.
Sie ist robust, genügsam, aromatisch – und sie kommt wieder, ganz ohne Zutun. Für jeden, der seinen Garten nicht steril, sondern lebendig versteht, ist sie ein Schatz: eine Erinnerung daran, dass Stärke oft in der Wildheit liegt.

Literatur und Ergänzungen

HONEBURG, B. und WATSCHONG, L.; Wildtomaten – mehr als eine Spielerei? Ludwig Watschong und Bernd Horneburg vom Dreschflegel e.V. sagen: Ja!; 2005; als PDF in den Webarchiven

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