Bild: Das würzige Blattgemüse breitwürfig gesät.
Kürzlich veröffentlichte ich einen Beitrag über Koriander mit dem Titel „Koriander säen im Hochsommer – Geheimtipp für Selbstversorger“. Am Ende merkte ich an:
„In diesem Jahr werde ich zudem einen Versuch im Tomaten-Folientunnel wagen: Ich säe Ende Juli Koriander zwischen die Tomaten, um ihm dort einen gewissen Winterschutz zu bieten. Ein anderer Teil des Tunnels wird zur gleichen Zeit mit Rucola bestellt – einer Pflanze, für die im Prinzip dasselbe gilt wie für den Koriander.“
Dieser beiläufige Hinweis verdient jedoch eine eigene Betrachtung. Denn Rucola – botanisch meist als Eruca sativa (Garten-Senfrauke, Echte Senfrauke) geführt [1] – ist ein bemerkenswert unkompliziertes, schnellwachsendes Blattgemüse. Gerade in der zweiten Jahreshälfte offenbart es sein volles Potenzial – sofern man einige grundlegende Bedingungen beachtet.
Warum Rucola ausgerechnet im Hochsommer säen?
Auf den ersten Blick scheint es paradox: In der heißesten Zeit des Jahres ausgerechnet eine kühle Würzpflanze wie Rucola auszusäen. Doch genau das macht den Reiz aus. Die Samen keimen zuverlässig binnen weniger Tage, das Tageslicht reicht in dieser Phase vollkommen aus, und die nachlassende Hitze ab August schafft günstige Bedingungen für eine rasche Blattentwicklung.
Zudem ist Rucola erstaunlich unbeeindruckt von den fallenden Temperaturen des beginnenden Herbstes. Anders als in den Frühsommermonaten neigt er bei später Aussaat deutlich weniger zum Schossen – das heißt, er bleibt länger im vegetativen Stadium und liefert mehr zarte Blätter. Voraussetzung: gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit.

Standortwahl und Fruchtfolge
In meinem eigenen Anbau hat sich Rucola als geschickte Nachkultur im Tomatentunnel bewährt. Nach der Ernte bleibt dort oft ein lichter Schatten zurück – genau richtig, um die empfindliche Keimung vor starker Sonneneinstrahlung zu schützen. Zwischen den ausklingenden Tomatenreihen gedeiht die Rauke still und effizient.
Auch im Freiland funktioniert das Prinzip: Nach Frühkartoffeln, Erbsen oder abgeerntetem Pflücksalat bietet der gelockerte, meist noch gut mit Nährstoffen versorgte Boden ideale Bedingungen.
Pflege, Ernte – und ein zweites Leben im Winter
Am zweckmäßigsten ist, den Samen breitwürfig auf ein Beet zu säen (Bild ganz oben), ein wenig einzuhäckeln und dann etwas den Boden flächig anklopfen.
Die Jungpflanzen zeigen sich meist schon nach drei bis fünf Tagen. Danach genügt eine mäßige, aber regelmäßige Bewässerung. In günstigen Jahren kann man bereits nach drei bis vier Wochen mit der ersten Ernte beginnen.
Erntet man nicht radikal, sondern selektiv einzelne Blätter, bleibt die Pflanze über viele Wochen produktiv. Im geschützten Anbau – etwa im Folientunnel oder unter Gartenvlies – lässt sich frisches Grün oft bis weit in den Dezember hinein ernten.

Das genügsame Kraut ist erstaunlich frostresistent. Viele Pflanzen überstehen den Winter schadlos, treiben im Vorfrühling erneut durch und eröffnen so eine zweite Ernteperiode – zart, aromatisch und früh im Jahr.
Mit dem April beginnt dann die generative Phase: Der Rucola geht in Blüte und bildet bis Juni seine charakteristischen Schoten mit den ölhaltigen Samen aus – ein ästhetischer und kulinarischer Schlusspunkt, bevor der Zyklus von Neuem beginnt.
Und übrigens: Mit der Aussaat im Juli oder August bewegen wir uns im natürlichen Fortpflanzungsrhythmus dieser Pflanzenart. Die frühe Frühjahrsaussaat hingegen liegt außerhalb dieses Gleichgewichts – kein Wunder also, dass die Kultur zu dieser Zeit anfälliger für Krankheiten und Schädlinge ist.
Besonders der Erdfloh (Phyllotreta spp.) macht dem jungen Rucola dann häufig zu schaffen (Bild 2). In der Spätsommerkultur hingegen ist dieses Schadinsekt kaum noch aktiv – ein weiterer, oft übersehener Vorteil der späten Aussaat.
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[1] Für die Kultur im Garten gibt es noch die schmalblättrige Wilde Rauke (Diplotaxis tenuifolia)
Ausfühlicher zur Echten Salat-Rauke auf derkleinegarten.de