❄️ Vernalisation ist ein biologischer Prozess, der bei vielen Pflanzenarten vorkommt und die Blüteninduktion und den Übergang zur reproduktiven Phase steuert. Diese physiologische Reaktion auf niedrige, winterliche Temperaturen und einer bestimmten Zeitdauer der einwirkenden Kälte, bewirkt, dass Pflanzen in die Blüte gehen und Samenausbilden. Wie gesagt, wird dieser Prozess durch einen länger anhaltenden Kälteimpuls ausgelöst, der wiederum durch höhere Temperaturen am Tag gebremst werden kann, was als Devernalisierung bezeichnet wird. Das ist besonders bei Küchenkräutern und Gemüsepflanzen von Bedeutung, da der Vernalisationsprozess oft den Unterschied zwischen einer erfolgreichen Ernte und einem Misserfolg ausmachen kann. Dabei kann dieser Prozess gewünscht sein, oder unerwünscht.
Beispiel: Knoblauch
Gewünscht ist eine Vernalisation zum Beispiel bei gepflanzten Knoblauchzehen. Sie sollten im Frühherbst gepflanzt werden, damit sie einerseits bis zum Winter Wurzeln bilden. Andererseits bilden sie nur durch den winterlichen Kältereiz in Zehen geteilte Zwiebeln aus.
Pflanzen wir Knoblachzehen im Mai, entsteht sogenannter Soloknoblauch, da die nötige Kälteperiode für die Zehenbildung ausbleibt.
Beispiel: Porree
Porree wird nach dem Winter gesät und bildet so seine Blätter in Form der bekannten Porreestangen aus. Würden wir ihn im Spätsommer säen, würde der Porree als Jungpflanze überwintern; dann aber im Frühjahr sofort Samenstängel ausbilden und keine Porreestangen. Einige Varietäten dieser Art (Porree ist eng mit Knoblauch verwandt) würden mit der Blüte auch Knoblauchzwiebeln ausbilden. (z.B. Elefantenknoblauch, Allium ampeloprasum var. holmense, siehe auch: der wiederentdeckte Lauch)
Beispiel: Kohlrabi
Zu zeitige Pflanzung oder Aussaat im Freiland und folgende Temperaturen von 5 bis 12°C können die Bildung langer Knollen– die sogenannte Flaschenbildung beim Kohlrabi hervorrufen, wie auch die Schosserbildung (Blütentriebe).
Allerdings wirken Temperaturen über 16°C diesem Prozess wieder entgegen, was im Gartenbau meist durch Folienabdeckung bewirkt wird.
Beispiel Petersilie
Wird Petersilie im Frühjahr zu zeitig im Freiland ausgesät und gerät der gekeimte Samen oder die Jungpflänzchen dann in eine Kälteperiode, schießt die Petersilie alsbald in die Blüte, was durch die Vernalisation zu erklären ist. Um Petersilie früh zu kultivieren, ist es besser, die Aussaat Anfang März zunächst im Gewächshaus oder im warmen Zimmer am Fenster zu tätigen, die Jungpflanzen warm aufzuziehen und erst Ende April auszupflanzen. Dadurch bilden sie lange Zeit nur Blätter aus.
Die Petersilie ist ein Beispiel dafür, dass bei ihrer Art eine Devernilisation (wie beim Kohlrabi) leider nicht wirkt. [TJ.21.2]