Der Blog-Artikel unten ist bereits einige Jahre alt. Ich habe ihn 2011 verfasst und nun leicht überarbeitet. Der Beitrag drehte sich damals um die Inhortas-Idee, also die Philosophie des Projekts inhortas.de – an der sich bis heute nichts geändert hat. Diese Philosophie beruht auf zwei grundlegenden Gedanken:
1. Entdecke Deinen Garten neu!
Damals schrieb ich: Garten und Haus stellen einen Wert dar sowohl ideell als auch materiell. Einen wertvollen Garten schaffen, um ihn in Verbindung mit dem Haus zu bewohnen, scheint sinnvoll und angebracht. Aber oft bleiben große Flächen des Hausgartens ungenutzt – meist weil der Gemütlichkeitsfaktor fehlt oder der nötige Sichtschutz. Besser noch wäre der Gedanke, sich vorzustellen, man bewohnt einen Garten mit Haus statt ein Haus mit Garten. Aus dieser anderen Betrachtungsweise, abweichend von der sonst gängigen Sicht, entstehen Konzepte und Ideen für die Gestaltung des Gartens und für das Wohnen …. das ist die inhortas-Idee. Entdecke Deinen Garten neu! Dieser Gedanke ist hier weiter ausgefügt >>
Die zweite Idee ist folgende und hier noch einmal kurz dargelegt:
2. Die inhortas-Idee. Mach was aus Deinem Garten!
Der Inhortas-Philosophie liegt neben der Vorstellung vom Garten als erweitertem Wohnraum auch der Wunsch zugrunde, die Natur zu bewahren. Diese vertraute Natur umfasst unsere natürliche Landschaft, die traditionelle Kulturlandschaft sowie alte Kulturpflanzen und die heimische Flora und Fauna. Gleichzeitig hat der Mensch auch ein Recht auf einen kleinen, sicheren und grünen Lebensraum. So entsteht scheinbar ein unlösbarer Konflikt zwischen dem menschlichen Flächenanspruch und dem Bedürfnis, Natürlichkeit zu erhalten.
Die Lösung dieses Konflikts ist jedoch überraschend einfach: Wir beanspruchen einen kleinen Teil, den wir als Bewohner dieses Planeten wirklich brauchen – das Geburtsrecht auf ein paar Quadratmeter Gartenland gehört dazu! – nutzen diesen Flecken intensiv und überlassen den Rest so weit wie möglich der Natur [1].
Natürlich sollte ein die Natur schützendes ökologisch orientiertes Denken sollte unser Handeln prägen und beeinflussen. Heute wird viel über Klima-, Natur- und Ökogärten gesprochen und geschrieben. Man plant Gärten „naturnah“, schafft Feuchtbiotope und will sie „klimafest“ machen und hofft, der Natur ein Stück dessen zurückzugeben, was man ihr zuvor genommen hat. Diese Maßnahmen sind zweifellos positiv, aber auch der Mensch mit seinen Bedürfnissen ist ein Teil der Natur. Auch er hat Naturrechte.
Global betrachtet schont man Ressourcen und Umwelt aber mehr, wenn man im Hausgarten etwa statt eines Feuchtbiotops ein kleines Gewächshaus betreibt und daneben einen Apfelbaum pflanzt. So versorgt man sich selbst, Familie und Freunde mit frischem Obst und Gemüse, das nicht hunderte Kilometer transportiert werden muss. Der Hausgarten kommt fast vollständig ohne Chemie aus, und der Kompost versorgt die Pflanzen mit Nährstoffen – das ist aktive Ressourcenschonung.
Raum für Mensch und Natur
Unser berechtigter Anspruch auf grünen Lebensraum lässt sich am besten dadurch umsetzen, dass man großzügig Platz im Garten beansprucht und diesen als grünen, gestalteten Wohnraum intensiv nutzt. Diese Idee ist nicht neu. Die heutige Öko- und Nachhaltigkeitsbewegung hat ihre Vorläufer in der Zeit, als Natur und Landschaft romantisch verklärt wurden – der Ära der Landschaftsparks und Landschaftsgärten. Ein Zeitgenosse und Gartengestalter jener Epoche war Fürst Pückler von Muskau. Von ihm stammt trotz aller Naturbegeisterung immerhin der bemerkenswerte Satz: „Um sein Haus begnüge man sich mit einem reizenden Garten von geringem Umfange, in dessen engem Raum dann nicht mehr freie Natürlichkeit sondern Bequemlichkeit und Anmut bezweckt wird.“
Damit ist gemeint, dass eine verhältnismäßig kleine Gartenfläche intensiv und bequem als Wohnraum genutzt werden sollte. Ideal ist es den Wohnbereich draußen als großzügige Terrasse anzulegen. Etwas Luxus ist erlaubt und auch gewollt. Gestalte deinen Wohngarten funktional, denn: Was funktioniert ist schön! oder: Was Sinn hat ist schön! Und das sind nicht nur flotte Sprüche. Schönes Gestalten wird erst dann als schön empfunden, wenn wir darin Sinn und Nützlichkeit erkennen. Natürlich ist auch Kunst nützlich – Skulpturen sind schon immer Teil der Gärten. Deine Kunst ist es, deinen Garten in ein verstecktes Zauberland zu verwandeln – in ein geheimes Refugium.
Der Bereich nahe dem Haus und der Terrasse eignet sich für außergewöhnliche Zierpflanzen, Topfpflanzen und exotische Arten, während weiter draußen gebietsheimische Gewächse oder landschaftstypische Obstgehölze ideal sind. Je weiter wir uns vom Haus wegbewegen, darf die Natur mehr und mehr zum Zuge kommen. Nistkästen, Igelburgen und Insektenhotels an dezenten Stellen sowie begrünte Dächer als wertvolle Trockenbiotope tun viel für die Ökologie. Mit diesen einfachen Gestaltungsideen wird der Umwelt und der Nachhaltigkeit vollauf Genüge getan.
Auch ein kleiner Nutzgarten, der mit Intensivbewirtschaftung zur Selbstversorgung beiträgt, ist ein aktiver Beitrag zur gesunden Umwelt und zur eigenen Gesundheit. Also: Entdecke deinen Garten neu!
Das Geschaffene im Garten genießen
Doch genug der klugen Ratschläge. Der Garten sollte ein Ort sein, an dem Hausherrin und Hausherr nach eigenen Ideen gestalten können. Die ständige Reglementierung unseres Alltags bis ins kleinste Detail ist oft lästig. Wir sollten den Garten genießen und uns an dem erfreuen, was wir selbst erdacht und umgesetzt haben: „Geh deinen Weg gelassen im Lärm und in der Hektik dieser Zeit, und behalte im Sinn den Frieden, der in der Stille wohnt … Erfreue dich an dem, was du schon erreicht hast, wie auch an deinen Plänen.“ (Max Ehrmann, 1872–1945). Auch das ist ein Teil der „Inhortas-Idee“.
Thomas Jacob ©11/2011–2024
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Die alte Fassung des Textes in web.archive.org
[1] Es sei darauf hingewiesen, dass die Natur in West- und Mitteleuropa mindestens seit 15.000 Jahren eine vom Menschen geprägte Kulturlandschaft ist – eine sogenannte Waldsteppenlandschaft. Bereits die Jäger und Sammler (sogenannte höhere Jägergemeinschaften) nutzten eine Brennbewirtschaftung (Cultural Burning, Fire-Stick Farming), um die Ausbreitung dichter Urwälder zu verhindern und so eine abwechslungsreiche, offene Landschaft zu schaffen. Seit der Jungsteinzeit wurde dieses Kulturland zunehmend in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Diese von Menschenhand geformte Kulturlandschaft ist letztlich ein Teil der Natur selbst*, denn auch der Mensch und seine Eingriffe sind Teil des natürlichen Kreislaufs.
*Literatur hierzu: SAHLINS, Marshall David; „Das Menschenbild des Westens – Ein Missverständnis?“