„Unter dem Joch das Brennen des Gestrüpps“ von Eero Järnefelt (1863-1937). Brandrodung in Finnland. Trotz negativem Bildtitel: Diese Arbeit sieht schwerer aus, als sie ist und die beste Kleidung zieht man dazu auch nicht an… [1]
Bild: Was wird hier gemacht? Man schlägt das buschige Holz, lässt es trocknen, legt es reihenweise wallähnlich übereinander und zündet es an. Dann rollt man die brennenden Holzwälle über das zu brennende Land bis zu den nächsten Wall, der dann wieder Feuer fängt u.s.w., (siehe PINCKERT, Seite 79, Das Rödungsbrennen in Liveland)
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Heute präsentiere ich ein weiteres Kapitel aus der 1861 erschienenen Publikation des Ökonomen und Gutsbesitzers Friedrich August Pinckert [2], das sich mit „Geschichtlichem und Statistischem über die Brennkultur“ befasst. Die historische Zusammenfassung, die sich hauptsächlich auf das frühe 19. Jahrhundert konzentriert, mag auf den ersten Blick nicht besonders aufregend erscheinen. Dennoch ist sie durch präzise statistische Daten untermauert und daher von großem Wert.
Eigene Erfahrungen 1960 bis 1985
Aus eigener Erfahrung erinnere ich mich an das Abbrennen von Wiesen im Frühjahr, wie es in den 1960er Jahren in Sachsen noch bis Ende der 80er üblich war. Praktisch jeder, der ein Stück Wiese zur Heuernte und Kleintierfütterung besaß, beteiligte sich daran. Auch das Abbrennen von Straßengräben und Straßenrändern war weit verbreitet und ebenso das Verbrennen von Laubhaufen. Die Gründe für das herbstliche brennen der Laubhaufen von Herbstlaub in Parks, auf Friedhöfen und Grundstücken lagen jedoch etwas anders. So sparte man sich den Abtransport, was am Ende ökologisch sinnvoll war. Die Reste des Laubbrands, der verkohlten Rückstände enthält, wurde dem Kompost hinzugefügt. Das war nicht nur ökonomisch klug, sondern bindet dauerhaft Kohlenstoff im Boden (Terra-Preta-Prinzip). Hier habe ich es ausführlich beschrieben. Oder unten [3].
Das sinnvolle Laubhaufen-Brennen in Parkanlagen
Tatsächlich trägt diese Methode zur Stabilisierung des Kohlenstoffgehalts im Boden bei und die CO₂-Emissionen beim Verbrennen entsprachen letztlich auch denen, die ohnehin bei der biologischen Zersetzung von Laub entstehen.
In den 1980er Jahren verboten dann viele Kommunen das Laubbrennen aufgrund von Bedenken zur Luftverschmutzung. Es wurde aber auch (vergeblich) gegen-argumentiert, dass die Luftverschmutzung durch den Einsatz von Diesel-Nutzfahrzeugen für den Abtransport des Laubs ebenfalls beträchtlich sei. Eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung zeigt, dass an dieser Argumentation einiges dran ist [3].
Ähnliche Kalkulationen wären prinzipiell zur Brandrodung zu machen, die heute unberechtigterweise viel zu oft negativ dargestellt wird.
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Nun zum angekündigten Text, der leicht überarbeitet wurde, um auch für Fremdsprachler verständlich zu sein:
Seite 5 bis 7
Geschichtliches und Statistisches über Brenncultur.
Die ersten geschichtlichen Daten von der Brenncultur [Brenn-Kultur] haben wir von den Römern, deren landwirtschaftliche Schriftsteller es bereits beschrieben haben. Bei diesen war namentlich das Grasbrennen im Gebrauch, indem sie mit Hülfe desselben ihre Wiesen allgemein düngten. Sie wird auch von den Mongolen in den Binnen-Steppen Asiens betrieben, und in Südamerika benutzt sie der Haciendero auf den ausgedehnten Pampas.
Das „Roppen des Landes“ oder das Torf- und Moor-Brennen ist in der Provinz Groningen und Holland schon seit langer Zeit in Gebrauch, und hat sich namentlich zu Anfang dieses Jahrhunderts bedeutend erweitert. Nicht minder von Bedeutung ist das herkömmliche Moorbrennen, welchen man vielseitig, wenn auch fälschlich, die Entstehung des Höhen- oder Moorrauchs zuschreibt, in Ostfriesland und den angrenzenden Hannoverschen Landesteilen. Dr. Prestel in Emden *) sagt über den Umfang des Moorbrennens daselbst Folgendes. Die Größe des Arembergischen Moores, soweit es zwischen dem Huimling, der Hunte, Leda und Ems eine zusammenhängende Fläche bildet , beträgt 28 geographische Quadratmeilen. Auf das auf dem linken Emsufer liegende Bourtanger-Moor und den Twist kommen dann noch 25 geographische Quadratmeilen in ununterbrochener Fläche. Destlich beträgt das Areal des Moores auf beiden Seiten der Ems 65,5 geographische Quadratmeilen.
Vom Bourtanger-Moor liegen sechs geographische Quadratmeilen auf holländischem, vom Arembergischen Moore aber 14 Meilen auf hannoverschen Gebieten. Über diese weite Fläche sind die Äcker verbreitet, welche jährlich im Mai oder Juni durch Abbrennen zum Anbau von Buchweizen und Roggen geeignet gemacht werden. Die Gesamtfläche des Moores, welche jährlich gebrannt wird , lässt sich nur ungefähr angeben, sie mag etwa 30,000-40,000 M. betragen.
Rasenbrennen in Frankreich, England und Schottland
Das Rasenbrennen ist schon seit undenklichen Zeiten in Frankreich, England und Schottland im Gebrauch. Dort wird es für eine sehr wichtige Melioration gehalten, vermöge welcher ein sumpfiger, mit Heidekraut bedeckter, oder überhaupt jeder mit einem zähen Rasen, mit Moos und Gesträuchen bewachsener Boden sich verbessern lässt.
Trotz der vielfachen Vorteile hat das Rasenbrennen in Deutschland noch keinen allgemeinen Eingang gefunden. [!] Es ist bis jetzt nur vereinzelt, hauptsächlich im nordwestlichen, nördlichen und nordöstlichen Teil in Anwendung gekommen.
Am bemerkenswerten ist das Brennen des Torfmulls im Bremischen, Hojaischen und Diepholzschen.
[Gereutbrennen, gemeint ist Rodungs-Brennen, Brandrodung]
Als eigentümliches Verfahren ist noch das Gereutbrennen [4] auf dem Schwarz- und Odenwalde, im Nassau-Usingenschen, in Franken, Steiermark, Würtemberg ect. bemerkenswert. Am ausgedehntesten und schon seit Jahrhunderten besteht eine der artige Benutzung des Waldbodens in Schweden, Norwegen und Lievland unter der Benennung ,,Küttisbrennen“. Dort haben seit Jahrhunderten größere und kleinere Landwirte ihre Buschländer oder Außenländereien gewöhnlich nach 16 bis 20 Jahren zu Kütis gemacht, vier bis fünf schöne Ernten davon gewonnen und dann wieder das Land zur Weide und Holzkultur liegen lassen.
[Abbrennen der Stoppelfelder]
Das Abbrennen der Stoppeln, was früher hin und wieder in Niedersachsen vorkam, scheint immer mehr außer Gebrauch zu kommen. Ausgedehnter wird die Verbrennung des Heidekrauts in gewissen Strichen des nordwestlichen Deutschlands betrieben.
[Ton-, Lehm- , Mergel- , und Kalkbrennen]
Vom Ton-, Lehm- , Mergel- , und Kalkbrennen ist namentlich das letztere in neuerer Zeit in größere Anwendung gekommen, indem man zu diesem in manchen Gegenden , wie namentlich in Böhmen, Kurhessen, Westphalen ect. besondere Kalköfen einrichten ließ, um den Dungkalk wohlfeiler zu bekommen. In Irland fand schon vor hundert Jahren die Düngung von gebrannten Ton im Großen statt.
[Brandereignisse durch Selbstentzündung]
Die Plaggenwirtschaft durch Selbsterhitzung hat nach Dr. Meyn (Vergleiche Landwirtschaftliches Wochenblatt für Schleswig-Holstein u. Lauenburg. ) einen nicht geringen Verbreitungsbezirk in Holstein, Schleswig und Fütland, eben so wie in Hannover, Oldenburg, Westfalen, Holland und Belgien.
Weiter zum Teil (3), Das Wiesen-Brennen
Quellen und weiter Ausführungen
Bildrechte Beitragsbild und weitere gemeinfreie Bildquellen:
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Slash-and-burn
[1] Es scheint so zu sein, dass das Brennen vielerorts auf der Welt (zu allen Zeiten?) eine typische Frauenarbeit war und ist. Siehe Bild hier. Oder hier. Oder: Finnland 1892.
[2] PINCKERT, Friedrich August; Die vollständige Brenn-Cultur in der Landwirthschaft [Die vollständige Brenn-Kultur in der Landwirtschaft]; Berlin 1861; Seite 5 bis 7
https://books.google.de/books?id=ffD-ZcYoblkC
[3] Kurioserweise gibt mir ChatGPT bezüglich der besagten Überschlagsrechnung ein zustimmende Antwort:
Überschlagsrechnung
„Deine Überschlagsrechnung, die die Umweltauswirkungen des Verbrennens von Laub mit denen des Abtransports durch Diesel-Nutzfahrzeuge vergleicht, ist durchaus nachvollziehbar. Hier einige Aspekte, die deine Argumentation stützen könnten:
CO₂-Emissionen: Das Verbrennen von Laub führt zu direkten CO₂-Emissionen, die durch die biologische Zersetzung des Laubs ebenfalls entstehen würden, jedoch über einen längeren Zeitraum. Der Transport des Laubs verursacht CO₂-Emissionen durch die Verbrennung von Diesel, was eine zusätzliche Belastung darstellt.
Energieverbrauch: Der Transport des Laubs benötigt fossile Brennstoffe, was nicht nur CO₂-Emissionen verursacht, sondern auch zur Erschöpfung nicht erneuerbarer Ressourcen beiträgt.
Zusätzliche Schadstoffe: Dieselabgase enthalten neben CO₂ auch Stickoxide (NOx) und Feinstaub, die zur Luftverschmutzung und gesundheitlichen Problemen beitragen können.
Kosten-Nutzen-Analyse: Eine einfache Überschlagsrechnung könnte zeigen, dass die Umweltkosten und der Energieverbrauch durch den Transport des Laubs höher sind als die direkten Emissionen beim Verbrennen vor Ort.
Es ist wichtig, solche Argumente durch konkrete Zahlen zu untermauern, beispielsweise durch Daten zu den Emissionen pro Liter verbranntem Diesel und den durchschnittlichen Emissionen beim Verbrennen von Laub. Eine solche Analyse könnte die Effizienz und Nachhaltigkeit verschiedener Methoden zur Laubbeseitigung besser verdeutlichen.
Insgesamt zeigt deine Überschlagsrechnung eine wichtige Perspektive auf die ökologischen Auswirkungen verschiedener Praktiken und könnte als Grundlage für eine detailliertere Untersuchung dienen.“
Pflanzenkohle (Biokohle) der Blätter im Boden
„Langfristige Kohlenstoffbindung: Pflanzenkohle ist äußerst stabil und zersetzt sich nur sehr langsam im Boden. Dadurch bleibt der Kohlenstoff über Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende im Boden gebunden, anstatt als CO₂ in die Atmosphäre zurückzukehren. Dies trägt zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bei und ist ein effektiver Weg zur Bekämpfung des Klimawandels.
Förderung der Humusbildung: Pflanzenkohle bietet eine hervorragende Struktur für Mikroorganismen und trägt zur Bildung von Dauerhumus bei. Dauerhumus ist ein besonders stabiler Bestandteil des Bodens, der Wasser und Nährstoffe besser speichern kann und somit die Bodenfruchtbarkeit langfristig erhöht.
Verbesserung der Bodenstruktur: Die poröse Struktur der Pflanzenkohle verbessert die Belüftung und Wasserspeicherung im Boden. Dies führt zu einer besseren Wurzelentwicklung und erhöht die Resistenz der Pflanzen gegenüber Trockenheit und Überschwemmungen.
Erhöhung der Nährstoffverfügbarkeit: Pflanzenkohle kann Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor binden und langsam wieder freisetzen, was die Effizienz der Düngung erhöht und das Risiko von Nährstoffauswaschungen verringert.
Förderung des mikrobiellen Lebens: Die große Oberfläche und die Poren der Pflanzenkohle bieten ideale Lebensräume für Bodenmikroorganismen. Diese Mikroorganismen spielen eine wichtige Rolle bei der Zersetzung organischer Substanz und der Umwandlung von Nährstoffen in pflanzenverfügbare Formen.
Insgesamt bietet die Verwendung von Pflanzenkohle eine nachhaltige Methode zur Verbesserung der Bodenqualität und zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen.“
[4] Bedeutung von Gereut. Das deutsche Wort Gereut (auch Reut) stammt aus der mittelhochdeutschen Sprache und bezieht sich auf ein gerodetes oder urbar gemachtes Stück Land. Der Begriff leitet sich vom Verb reuten (mittel- und althochdeutsch riuten) ab, was schlicht roden bedeutet, also den Boden durch das Entfernen von Bäumen und Sträuchern urbar zu machen. Es wird häufig in der historischen und landwirtschaftlichen Literatur verwendet, um Gebiete zu beschreiben, die durch Rodung landwirtschaftlich nutzbar gemacht wurden. Siehe auch:
KLUGE, Friedrich; Etymologisches Wörterbuch; Berlin W, 1957; Seite 597