[Beitrag in Erstellung] Bild: Kornelkische (Cornus mas). Ein Wildobst und Ziergehölz.
Einführung in die Zweigtreiberei: Geschichte und Bedeutung
Als unverbesserlicher Ökonom stelle ich mir die Frage: Wie oft im Jahr kaufst du Blumen? Sei es für dein Zuhause, für deine Liebsten, für den Friedhof (einschließlich Beerdigungen), für Geburtstage oder für festliche Tischdekorationen – die Liste ließe sich fortsetzen.
In der heutigen Zeit, in der viele über Selbstversorgung nachdenken – auch ohne eigenen Garten –, wird selten bedacht, dass der Anbau von Schnittblumen sowie die Nutzung verschiedener Zierpflanzen und -gehölze erhebliche Einsparungen an Geld und Wegen ermöglichen kann.

Ein bedeutendes Potenzial bieten hier Ziergehölze, deren Zweige sich als Vasenschmuck eignen. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang vom „Verfrühen“ oder der „Treiberei“, wobei letzterer Begriff über das bloße Treiben von Zweigen hinausgeht.
Früher, als Blumen und blühende Ware noch regional und ohne große, beheizte Gewächshäuser produziert wurden, war dieser Bereich der Zierpflanzengärtnerei ein blühender, umfangreicher und ausgeklügelter Sektor. Und es war rentabel. Allein die Tatsache, dass man Zweige auch in dunklen, warmen Räumen antreiben kann, machte die Sache damals lohnenswert.
Gleiches gilt für uns als Selbstversorger, und ich vermute, auch für kleine regionale Gärtnereien. Letztere produzieren zwar vorzugsweise Gemüse (beispielsweise Gemüsekisten), doch könnte die Treiberei durchaus ein kleiner Nebenverdienst in den Wintermonaten sein.
Geeignete Gehölze für die Zweigtreiberei: Eine Auswahl
Hier ist eine erste Liste [1] von Gehölzen, welche sich sicher und einfach für die Treiberei eignen:
- Chaenomeles – Chinesische und Japanische Zierquitte, Hybrid-Sorten
- Chimonanthus praecox – Winterblüte (Bild oben)
- Cornus mas – Kornelkirsche (Blüten streuen Pollenstaub)
- Corylopsis – Scheinhasel, C. pauciflora, C. spicata
- Corylus avellana – Gemeine Hasel; C. avellana ‚Contorta‘, Korkenzieherhasel); C. colurna, Türkische Hasel
- Daphne mezereum – Echter Seidelbast in Sorten
- Forsythia – Forsythie in Sorten
- Hamamelis – Zaubernuss in Sorten; H. mollis, Chinesische Zaubernuss; H. intermedia
- Jasminum nudiflorum – Winter-Jasmin
- Lonicera × purpusii – Purpus-Heckenkirsche
- Parrotia persica – Persischer Eisenholzbaum
- Prunus – Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche
Diese Gehölze eignen sich besonders gut für das Verfrühen und bieten im Garten frühzeitige Blütenpracht.

Möglichkeiten am Markt
Im Jahresverlauf gibt es mehrere bedeutende Termine, an denen der Verkauf vorgetriebener Zweige besonders attraktiv ist. Hier sind einige dieser Anlässe:
- Barbaratag (4. Dezember): An diesem Tag werden traditionell Kirschzweige geschnitten, die bis Weihnachten erblühen sollen. Gärtnereien bieten diese sogenannten „Barbarazweige“ zur Treiberei an.
- Weihnachten: Neben den Barbarazweigen sind auch vorgetriebene Zweige von beispielsweise Magnolien oder Flieder gefragt, um festliche Arrangements zu ergänzen.
- Valentinstag (14. Februar): Ein Tag, an dem Blumen und blühende Zweige als Zeichen der Zuneigung verschenkt werden. Vorgetriebene Zweige von Mandelbäumen oder Zierkirschen sind hier besonders beliebt.
- Ostern: Ein zentrales Frühlingsfest, bei dem blühende Zweige wie Forsythien, Kirschen oder Weidenkätzchen traditionell zur Dekoration verwendet werden.
- Des Weiteren können angetriebene Zweige allgemein das Angebot der Zierpflanzen für die Floristik ergänzen
Im heutigen Blog-Beitrag möchte ich das Thema der Zweigtreiberei wirklich nur kurz anreißen, um prinzipiell die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Wer sich ernsthaft damit beschäftigen möchte, findet besonders in der gärtnerischen Fachliteratur des 19. Jahrhunderts [2] zahlreiche Hinweise und Anregungen. Die dort empfohlenen Gehölze gehen weit über die oben erwähnte Liste hinaus.
Trockenblumen und ihre Verwendung in der Floristik
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass es – besonders für den Bedarf von Floristen und Blumenhändlern sowie für unsere alltägliche Zimmerdekoration – das weite Feld der Trockenblumen und der Trockenfloristik gibt. Auch dies ist ein interessantes Betätigungsfeld für den Klein-Erwerbs-Gartenbau (Micro Farming, Market Gardening als gartenbaulicher Nebenerwerb).
—
[1] Die Liste habe ich einer Publikation von Dr. Harri Günther (1928-1923) – Gartendirektor der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci – entnommen und mit Beispielen komplettiert.
– GÜNTHER, Harri; Schöne Blütengehölze; Berlin 179; Seit 349
– Dr. Harri Günther, ein Nachruf
– https://de.wikipedia.org/wiki/Harri_G%C3%BCnther
[2] Beispiel von guter alter Literatur zur Zweigtreiberei:
JÜHLKE, Johann Bernhard Ferdinand (Herausgeber); Schmidlin’s Blumenzucht im Zimmer. Illustrierte Prachtausgabe; Berlin 1880; Seite 254 ff