Auberginen auf Tomaten veredeln – mein erster Versuch

Veredelte Auberginen

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🍆 Im professionellen Gartenbau ist es längst Standard: Auberginen werden auf Tomaten veredelt, um das schwache Wurzelsystem der Aubergine durch die kraftvolle Wurzel der Tomate zu ersetzen. Das Resultat kann sich sehen lassen – unter idealen Bedingungen sind in modernen Gewächshäusern Erträge von bis zu 400 Kilogramm pro Quadratmeter möglich.

Im Hobbygarten sieht die Welt bescheidener aus: Wer im Freiland auf vier Kilo pro Quadratmeter kommt, darf sich bereits zu den Muster-Hobbygärtnern zählen.

Veredelung für das Freiland?

🌱 Besonders interessant fand ich jedoch den Hinweis, dass Auberginen auf Tomatenunterlagen im Freilandanbau kälteresistenter sein sollen als unveredelte Pflanzen. Theoretisch ließe sich im Kleingarten so die Ernte deutlich absichern – ein nicht zu unterschätzender Vorteil in unseren Breiten.

Mir geht es dabei gar nicht um mögliche Maximalerträge. Vielmehr ist mir wichtig, dass ich im Spätsommer verlässlich Auberginen ernten kann. Warum gerade dieser Zeitraum für mich so entscheidend ist, habe ich hier erklärt [1].

Auberginen veredeln Vorbereitung Tisch im Garten
Es kann los gehen… Wir benötigen aber Tomaten und Auberginen in gleicher Stärke der Stängel.

1. Lernen durch Beobachten

Irgendwann bin ich dann auf ein YouTube-Video zur Veredelung gestoßen – und dachte: Einfach ausprobieren! Gesagt, getan.

Während des Bastelns kamen mir noch ein paar Gedanken, wie sich das Verfahren für den Hausgebrauch optimieren ließe [2]. Konkret ist das zunächst die Sichtweise, das Auberginen-Veredeln wie eine Art Stecklingsvermehrung zu betrachten. In diesem Falle wird der Steckling halt nur nicht in die Erde gesteckt, sondern auf eine gekappte Tomate. Aus dieser Sichtweise ergab sich dann logisch, an welchen Stellen ich Unterlage und Pfropfreis kappen sollte.

1.1. Abweichung von den Empfehlungen

Stecklinge werden immer direkt unter einer Blattknospe geschnitten, weil sich in diesem Gewebe dann Kallus und Wurzeln bilden. Beim Veredeln bildet sich ebenfalls Kallusgewebe, welches sich dann dann mit der Gegen-Schnittseite verbindet. Und so habe ich es dann auch nach meinen Vorstellungen gemacht, wobei die Blattknospe selber für die Veredlung glatt abschnitten werden kann, damit das Edelreis in das Loch des Veredelungsclips (siehe unten) passt.

Aubergine Pfropfreis
Auberginen-Pfropfreis. Es könnte auch ein Steckling sein.

Vergleichsweise bin ich so auch bei der Veredlungsunterlage – also bei der Tomate – vorgegangen. Entgegen aller Anleitungen, in denen der Tipp gegeben wird, die Tomate unter den Blattknospen (der Keimblätter) zu kappen, habe ich diese Blattknospen mitten im deren oberen Drittel gekappt.

Heute, drei Tage nach der Veredelung, sehen meine kleinen Versuchspflanzen richtig gut aus. Das motiviert – und ist Grund genug, meine Erfahrungen hier zu teilen.

2. Welche Pflanzen passen zusammen?

Entscheidend ist die passende Größe von Unterlage (Tomate) und Edelreis (Aubergine). Zum Glück gibt es Silikon-Veredelungsclips mit genormtem Innendurchmesser – man orientiert sich bei der Pflanzenauswahl also einfach an der Clipgröße ( 1,2 bis 3 mm).

Der Clip sitzt zur Hälfte auf dem Tomatenstängel. In die obere Hälfte wird der Auberginensteckling eingeführt. Die beiden schräg angeschnittenen Schnittflächen müssen exakt aufeinanderliegen, um gut verwachsen zu können.

🛠️ 3. Schritt-für-Schritt: So habe ich es gemacht

3.1. Die Arbeiten und die Pflanzen vorbereiten

Veredeln sollte man bei 22–25 °C, hoher Luftfeuchtigkeit (80–90 %) und ohne direktes Sonnenlicht. Ideal ist ein Gewächshaus. Alternativ funktioniert es an einem warmen Frühlingstag auch im lichten Schatten im Freien.

Am Vortag die Pflanzen gut wässern. In sauberer Umgebung arbeiten, die Pflanzenstängel vor dem Pfropfen säubern.

Tomate als Veredlungsunterlage
Tomate als Veredlungsunterlage mit sichtbaren Keimblättern (unten). Dort wird gekappt!

3.2. Tomatenunterlage schneiden

Schräger Schnitt (ca. 45 Grad), im oberen Drittel der Keimblätter-Knospen. Clip aufsetzen.

Auberginen-Propfreiser
Der Auberginen-Propfreiser

3.3. Auberginensteckling vorbereiten

Ebenfalls schräg schneiden, kurz unterhalb der Keimblätter oder dem ersten Knospenansatz über den Keimblättern. Zwei Blätter bleiben am Pfropfreis und dazu die obere Knospe mit Blatt.

3.4. Veredelung durchführen

Beide Schnittflächen exakt aneinanderlegen, Clip aufsetzen. Wichtig: Die Verbindung muss stabil und präzise sein.

Auberginen auf Tomaten gepfropft
Fertig: Drei Auberginen auf Tomaten gepfropft

3.5. Feuchtigkeit und Ruhe

Allgemein wir geraten: Pflanze besprühen und unter eine Haube oder ins Gewächshaus stellen. Luftfeuchtigkeit hoch halten, direkte Sonne vermeiden. Ich habe meine drei Veredlungen in einen transparenten Kunststoffeimer mit Deckel gestellt und den Eimer 5 mm mit Wasser gefüllt, welches für die optimale Luftfeuchtigkeit sorgt.

Der Eimer samt Pflanzen steht nun bei an einem Nordfenster direkt am Heizkörper in einem beheizten Zimmer und hat hier um die 22°C.

Auberginen am Nordfenster

3.6. Tägliche Kontrolle

Nach 7–10 Tagen sind die Schnittstellen verwachsen. Entferne Triebe, die unterhalb der Veredelung nachwachsen, und beobachte die Pflanze auf Krankheitsanzeichen.

Sobald du sicher bist, dass die Veredelung gut verwachsen ist (nach etwa 10–14 Tagen), kannst du die Clips vorsichtig abnehmen (mit Rasierklinge anschneiden).

4. Pflege nach der Veredelung

Ist die Verbindung stabil, kann die Pflanze wie eine ganz normale Aubergine behandelt werden – nur eben mit einem stärkeren Fundament.

  • Nährstoffreicher Boden
  • Regelmäßiges Gießen
  • Stütze bereitstellen
  • Auf Schädlinge wie Blattläuse und Weiße Fliegen achten (dann ist die Kultur oft nicht optimal eingestellt)

Die Tomatenunterlage bringt Robustheit, ersetzt aber keine sorgfältige Pflege. Auch die Temperaturansprüche bleiben „auberginentypisch“ – doch vermutlich mit einer größere möglichen Schwankungsbreite.

Fazit

Die Veredelung von Auberginen auf Tomaten ist kein Hexenwerk – aber auch keine Spielerei. Wer sich auf das Experiment einlässt, wird vermutlich mit gesünderen Pflanzen und stabileren Erträgen belohnt. Ein bisschen Neugier, handwerkliches Geschick, Geduld und beherztes schneiden – mehr braucht es nicht.

Literatur, Quellen

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