Bild: Von der Pflanzung bis zu dieser Größe sind es etwa 45 Tage. Doch neben etlichen Daten zur Wachstumsdauer, habe ich noch einen wichtigen Tipp zum Anbau im Kleingarten.
[Kohlrabi]
Wachstumsdauer, Pflanzzeit & wichtige Tipps aus meinem Selbstversorgergarten
Kohlrabi zählt zu den beliebtesten frühen Gemüsen, das im neuen Gartenjahr geerntet werden kann. Doch wie lange dauert es eigentlich von der Aussaat bis zur Ernte? Oder wie schnell sind gesetzte Jungpflanzen erntereif?

Folgende Zeiten mögen ein erster Anhaltspunkt sein:
🕒 Kohlrabi aus Saat gezogen bis zur Ernte: 14–18 Wochen, also ca. 100 bis 130 Tage
⏱️ Kohlrabi von der Aussaat (1 cm tief) bis zur kräftigen Jungpflanze (Bild oben): um die 60 Tage
🌱 Gängige Kohlrabi-Sorten als Jungpflanze gepflanzt: 6–8 Wochen, bzw. ca. 50 bis 60 Tage
☀️ Riesenkohlrabi-Sorten benötigen 90 Tage von der Pflanzung bis zur Ernte [2]
⚡ Frühkohlrabi ist nach Pflanzung in 40 bis 50 Tagen erntereif; im Gurkengewächshaus gepflanzt, noch ein wenig schneller und vor der Pflanzung der Gurken ist die Ernte durch (Bild unten)

Aber…
Ich möchte deine Begeisterung keineswegs dämpfen – im Gegenteil! Doch eines ist wichtig zu wissen:
Die allgemeinen Anbauanleitungen, die man häufig findet, beziehen sich meist auf ganz bestimmte, ältere Kleingarten-Sorten. Und vieles davon ist heute nicht mehr ganz aktuell. Genau deshalb läuft der eigene Anbau oft nicht so reibungslos, wie man es erwartet. Unten gehe ich kurz darauf ein.
In diesem Beitrag bekommst du zwei erprobte Anleitungen für den erfolgreichen Anbau im eigenen Garten – von Pflanzzeiten und Erntefenstern über Sortenwahl bis hin zu praktischen Tipps aus dem Selbstversorgergarten.
Ich beziehe mich dabei vor allem auf den Frühjahrsanbau von Kohlrabi (mit modernen Sorten), denn dieser gelingt auch Anfängern recht gut. Ein späterer Anbau im Spätsommer/Herbst ist zwar möglich, erfordert jedoch etwas mehr Erfahrung. Wie das funktioniert ist ebenfalls kurz aufgeführt.
Ein weit verbreiteter Irrtum
Zu Beginn möchte ich eine Beobachtung teilen, die mir in vielen Jahren Gartenerfahrung immer wieder begegnet ist: Gerade Anfänger glauben oft, Kohlrabi sei besonders einfach anzubauen. Schließlich sieht man ihn überall in den Kleingärten – er wächst schnell – und ist im Handel allgegenwärtig. Doch die Annahme der einfachen Kultur ist nur bedingt richtig.
Kohlrabi kann tückischer sein, als man denkt…
… und das zeigt sich besonders bei der eigenen Anzucht aus Samen im zeitigen Frühjahr. Zwar sind größere, bereits etablierte Pflanzen erstaunlich frostresistent – wie ich an anderer Stelle bereits beschrieben habe.
Doch die kleinen, empfindlichen Keimlinge reagieren in einer ganz bestimmten Eigenschaft empfindlich auf Kälte. Wenn sie bei zu kühlen Nachttemperaturen aufwachsen, bilden sie später häufig keine runden Knollen, sondern schlanke „Flaschen“. Gleichzeitig neigen sie dazu, frühzeitig zu schießen – also in die Blüte zu gehen – was sie unbrauchbar macht.
Herausforderungen im Sommeranbau
Ein weiteres Problem ergibt sich in den Sommermonaten – insbesondere ab Ende Mai. Werden Jungpflanzen zu dieser Zeit gesetzt, kann es passieren, dass die Knollen aufplatzen oder holzig werden. Die Ursache liegt oft nicht in der Sortenwahl oder Pflanzdichte, sondern in der inkonsistenten Wasserversorgung.
Kohlrabi braucht eine gleichmäßige und ausgewogene Wasserversorgung – weder Staunässe noch Trockenstress. Bereits kurze Trockenphasen während der Hauptwachstumszeit können die Knollenqualität erheblich beeinträchtigen.
Besonders heikel wird es, wenn auf eine trockene Periode plötzlich starker Regen folgt: Dann neigen die Knollen dazu, aufzuplatzen. Ein ähnliches Risiko besteht, wenn wir nach mehreren trockenen Tagen allzu großzügig zur Gießkanne greifen. Stattdessen wäre eine ausgesprochen maßvolle, schrittweise Bewässerung angebracht.
Doch Hand aufs Herz: Wer macht das schon?
Sortenwahl – oft unterschätzt
Der dritte Stolperstein im Kohlrabi-Anbau ist die Wahl der Sorte. Denn: Nicht jede Sorte eignet sich für jede Jahreszeit. Grob unterteilt man in:
- Frühsorten
- Sommerkohlrabi
- Sorten für den Spätanbau
- und „Riesenkohlrabi“, Riesensorten, Lagersorten
Ein häufiger Fehler besteht darin, auf sogenannte „bewährte Kleingartensorten“ zurückzugreifen. Diese stammen oft aus einer Zeit, als Kleingärtner noch versierte Halbwissenschaftler in Gummistiefeln waren – mit feinem Gespür für Boden, Wetter und Pflanzzeit. Heute hingegen fehlt uns oft die Erfahrung, um solche anspruchsvolleren Sorten wirklich zuverlässig zu kultivieren.
Darum gilt: Setze lieber auf moderne, pflegeleichte Sorten, die gezielt für den effizienten Erwerbsgartenbau gezüchtet wurden – robust im Wuchs und tolerant gegenüber kleineren Pflegefehlern.

Die unkomplizierteste Methode für Einsteiger
Gehe Anfang März in ein Gartencenter und kaufe 10 oder 20 Jungpflanzen. Diese stammen in der Regel aus robusten, anfängerfreundlichen Sorten, bei denen man kaum etwas falsch machen kann.
Der frühe Pflanztermin nutzt die optimalen Bedingungen der Vorfrühlingszeit: gemäßigte Temperaturen und feuchter Boden fördern ein gesundes Wachstum. In dieser Phase platzen die Knollen nicht, sie verholzen nicht und benötigen nur wenig Pflege.
Wer Anfang März pflanzt, kann meist 50 bis 60 Tage später – also ab Anfang Mai – ernten.
Wiederholung selten möglich
Die beschriebene Methode ist der effizienteste Weg, um erfolgreich Kohlrabi anzubauen – übrigens auch bestens geeignet für größere Balkonkästen.
Doch ein kleiner Wermutstropfen trübt den edlen Wein: Viele Einsteiger sind von ihrem ersten Anbauerfolg so begeistert, dass sie sofort eine zweite Runde starten möchten.
Das klingt logisch, gelingt aber selten. Wer Anfang Juni eine zweite Charge pflanzt, kann theoretisch Ende Juli ernten – also mitten im Hochsommer. Genau dann aber treten all die Probleme auf, die im Frühjahr vermieden wurden: Die Knollen platzen leichter, verholzen schneller, und der Pflegeaufwand steigt.
Sommer: Zeit der Tropengemüse, nicht der Kohlgemüse!
Und außerdem: Prinzipiell ist es nicht besonders clever Kohlgemüse – und dazu zählt Kolrabi – im Sommer zu kultivieren. Besser ist es die Sommermonate für wärmeliebende Gemüsearten zu nutzen – und zwar für die Tropengemüse – die in den Hitzemonaten deutlich unkomplizierter im Anbau sind. Zum Beispiel:
- Tomaten
- Paprika
- Auberginen
- Zucchini
- Hokkaidokürbis
Kohlrabi selbst aus Samen ziehen – mein Tipp: 10. März
✅ Wer Kohlrabi gerne selbst vorziehen möchte, sollte die Aussaat um den 10. März in eine Saatschale vornehmen – an einem hellen Ort wie dem Küchenfenster, im Wintergarten oder im Gewächshaus. Bei gleichmäßiger Wärme keimen die Samen zuverlässig.
Etwa ab dem 20. April können die Jungpflanzen pikiert, also vereinzelt und in nährstoffreiche Erde umgesetzt werden. Rund um den 10. Mai ist dann der ideale Zeitpunkt, um sie ins Beet oder den Kasten zu setzen.
Tipp für Selbstversorger: Zwischenkultur mit Brokkoli
✅ Praktisch ist die Kombination mit Brokkoli. Beide Kulturen lassen sich parallel vorziehen und im Wechsel pflanzen – etwa alle 35 cm abwechselnd einen Brokkoli und einen Kohlrabi. Das Prinzip nennt man Zwischenkultur.
Der Vorteil: Ab Mitte Juni kann der Kohlrabi geerntet werden, sodass der Brokkoli anschließend mehr Platz hat. Er wird dann Anfang Juli reif – also noch vor der größten Sommerhitze, die beiden Kulturen schaden kann.
Kohlrabi im Spätsommer anbauen – geht das?
Ja, auch im späteren Jahresverlauf öffnet sich ein zweites Anbaufenster. Dafür eignen sich spezielle Spätsorten wie die bewährte Sorte ‚Blauer Speck‘ [2]. Sie hat – was für späte, gute Lagersorten ungewöhnlich ist – eine Entwicklungszeit von 65 bis 70 Tagen nach Pflanzung [2].
- Die Aussaat für den Spätanbau erfolgt Anfang Juni.
- Bei starker Hitze und Trockenheit wird etwa schattiert.
- Gepflanzt wird zwischen Mitte Juli und Anfang August.
- Geerntet wird im Oktober – noch vor dem ersten Frost.
Fazit
📝 Kohlrabi ist im Vorfrühling am einfachsten anzubauen – mit wenig Aufwand und großer Erfolgswahrscheinlichkeit. Wer später im Jahr ernten möchte, setzt auf Spätsorten. Im Sommer hingegen lohnt sich der Griff zu wärmeliebenden Kulturen – sie sind pflegeleichter und oft ertragreicher.
Wir rechnen von der Pflanzung bis zur Ernte etwa 50 bis 60 Tage, wobei dabei die Temperaturen weniger eine Rolle spielen, was das Wachstum betrifft. Trockenheit verursacht Stockungen im Wachstum und sollte unbedingt vermieden werden … ohne aber die Pflanzen im Wasser zu ersäufen 😉.
Quellen und weitere Hinweise
Hier sind einige der gängigen F1-Sorten, die man im März vermutlich als Jungpflanzen im Gartenmarkt erwirbt, wobei die folgenden weißen/hellgrünen Sorten am häufigsten sind:
- Korist F1: Eine sehr frühe Sorte, die schnell erntereif wird und zarte, runde Knollen bildet. Sie ist bekannt für ihren milden Geschmack und ihre Knackigkeit.
- Quickstar F1: Ebenfalls eine schnellwachsende Sorte mit zarter Konsistenz.
- Noriko F1: Beliebt für große, glatte, weiße Knollen mit zartem Fleisch und mildem Geschmack. Sie ist robust und für die gesamte Freilandsaison geeignet.
- Konmar F1: Bildet schnell wachsende Knollen.
- Express Forcer F1: Eine F1-Hybride, die sich durch rasantes Wachstum und frühe Erntereife auszeichnet. Beliebt im gewerblichen Anbau.
[1] ERNST, Dr. Manfred; Gemüsebau im Garten; Berlin 1981; Seite 90
[2] Kohlrabisorte ‚Blauer Speck‘ (aus dem Jahr 1914, ich vermute dass ‚Blaril‘ eine der Nachfolgesorten ist): Die Pflanze sowie die Knolle werden groß. Die Knolle hat ein plattrunde Form mit blauvioletter Färbung [und] mit guter Innenqualität. ‚Blauer Speck‘ eignet sich sehr gut für die Lagerung […] Die Haltbarkeit ist bis Ende Februar gut: Lagerverluste sind kaum zu befürchten. Standweite 40 x 40 cm.” Zitiert ist hier aus Quelle [1] Seite 89. (siehe auch [3]) Weiterhin geht der Autor Dr. Manfred Ernst auf die “Riesensorten” ein.
In diesem Falle ist es die Sorte ‘Böhmischer Strunk’ (dem Herkunftsort der Riesensorten; heute ‚Butterriese‘, Gigant‘, ‚Kossak‘, ‚Lanro‘, ‚Superschmelz‘). Trotzdem es eine sehr gute, zartfleischige Lagersorte ist, weist er indirekt auf das Anbauproblem dieser Sorte (Riesensorten) hin: “Die Sorte hat ein lange Entwicklungszeit und sollte spätestens Anfang Juni gepflanzt werden.”
Ansonsten sind es Sorten mit Höchstbeträgen und bringen im Selbstversorgungs-Anbau zudem noch Futter (reichlich Blattwerk). Standweite der Riesensorten: 50 x 50 cm bzw. 40 x 60 cm.
[3] Für die alten “bewährten” Kleingarten-Sorten gilt: Die blauen Kohlrabisorten entwickeln sich langsamer als die weißen Sorten und haben ein langes Erntefenster. Sie werden nicht so schnell überreif und holzig, wie die weißen Sorten. Wie eingangs erwähnt, würde ich das nicht auf die modernen F1-Hybrid-Sorten übertragen, die wir in der Regel als Jungpflanzen im Gartenmarkt kaufen; siehe:
Buro/Meißner/Reinhold/Vaniceck; Freude am Garten; Berlin 1978, Seite 227.