Bild oben: Rosengarten Dresden im Sommer 2006. Es war „das Sommermärchen“ der Fußball WM 2006 in Deutschland (siehe Ergänzungen unten).
Vorbetrachtung
💧 Ich bin überzeugt, dass wir im Garten und besonders im Gemüsegarten erheblich Wasser sparen können, wenn wir natürliche Vorgänge verstehen und unser Handeln entsprechend anpassen. Bereits am 13. Juni 2024 schrieb ich deshalb einen Beitrag zum Thema „Waagerechte Beete anlegen und möglichst keine Hochbeete?„, der solche und ähnliche Methoden behandelt. Diese Ansätze – über die ich noch weiter berichten werde – können den Bewässerungsaufwand erheblich reduzieren. Beim optimalen Gießen geht es jedoch nicht nur darum, Wasser zu sparen, sondern es so einzusetzen, dass die Pflanzen den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen. Im Gartenbau ist es seit jeher bekannt, dass Pflanzen am besten mit abgestandenem und temperiertem Wasser gegossen werden sollten.
Warum temperiertes Wasser verwenden?
Alle unsere Gemüsepflanzen sind in ihrem Wachstum und in der Reifephase stark von den Temperaturen abhängig. Meistens bevorzugen sie nur geringe Temperaturschwankungen und reagieren auf zu hohe oder zu niedrige Temperaturen mit Wachstums- bzw. Reifeverzögerung. Häufig konzentrieren wir uns nur auf die Lufttemperatur und schützen die Pflanzen im Frühling vor Nachtfrost. Vielen Hobby-Gärtnern ist jedoch weniger bewusst, dass auch die Bodentemperatur eine wichtige Rolle spielt. Zwar geben die Samentütchen neben Aussaat- und Pflanzzeitpunkten auch Temperaturangaben an, diese beziehen sich jedoch meist auf die Lufttemperatur. Dabei ist auch die Temperatur des Bodens von außerordentlicher Bedeutung, da sie für die Keimung entscheidend ist. Im Frühling kann es vorkommen, dass trotz angenehmer Außentemperaturen der Boden noch nicht ausreichend erwärmt ist, besonders in schattigen Lagen, was die Keimung verzögert.
Auf die optimale Bodentemperatur achten, nicht nur auf die der Luft
Gärtner bemühen sich daher seit jeher, den Boden im Frühjahr schneller zu erwärmen. Dabei ist zu beachten, dass sandige Böden sich schneller erwärmen als tonhaltiger Grund, die mehr Wasser speichern. Je feuchter der Boden, desto langsamer erwärmt er sich, und die ständige Verdunstung führt zu einem zusätzlichen Kühlungseffekt. Dies kann jeder nachvollziehen, der nasse Kleidung trägt. Auch übermäßiges Gießen im Frühjahr kann die Erwärmung der Beete verzögern, was zu einem verlangsamten Start der Kulturen führt. Wenn die Keimung und die Entwicklung der ersten Blätter sich verzögern oder stagnieren, werden die jungen Pflanzen anfälliger für Schädlinge und Krankheiten.
Aus diesem Grunde, ist es in den Frühjahrsmonaten klüger, in den Mittagsstunden zu gießen und nicht, wie oft empfohlen, am Abend.
Letztlich ist es auch noch so, dass gesunde Pflanzen, die ein tiefes Wurzelsystem ausbilden, in Summe weniger künstliche Bewässerung benötigen, als (sogenannt) gestresste Kulturen mit Phasen der Stagnationen im Wachstum. Konkret heißt das: Das Gießen mit temperierten Wasser, spart Wasser und bringt höhere Erträge.
Auf das richtige Maß kommt es an
Deshalb sollten wir beim Bewässern unserer Pflanzen ein gewisses Fingerspitzengefühl entwickeln. Der Spruch “Viel hilft viel” ist hier völlig fehl am Platz. Wir sollten nur dann gießen, wenn es wirklich nötig ist. Ein Übermaß an Wasser kann den Boden verschlämmen und das wichtige Bodenleben zerstören. Das bedeutet jedoch nicht, frisch bestellte Beete gar nicht zu gießen.
Im Sommer besonders auf die jungen Saaten achten
Im Sommer dürfen die Samen, die in die Erde eingebracht werden, keinesfalls austrocknen, da dies die Keimung verzögert oder verhindert. Eine Verzögerung kann dazu führen, dass die Früchte nicht mehr rechtzeitig zur Reife kommen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Chinakohl, der nur in einem kurzen Zeitfenster (zweite Augusthälfte) gesät werden kann. Wird er zu früh gesät, schießt das Blattgemüse sofort in die Samen. Wird er zu spät gesät oder startet die Kultur zu langsam, bilden sich zu kleine Köpfe.
Übrigens: Bei Hitze ist auch Kühlung möglich
Wasser kann die Beete nicht nur befeuchten, sondern auch kühlen. An überheißen Sommertagen können wir mit einem Sprinkler das Mikroklima im Garten beeinflussen und die Bodentemperatur senken, sofern ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Das Kühlen funktioniert am besten mit sehr feinem Sprühregen. Selbst ein Regner kann durch kaltes Leitungs- oder Brunnenwasser die Gesundheit der Pflanzen beeinträchtigen. Deshalb wird im Gartenbau besonders im Sommer auf das Sprengen mit feineren Düsen zurückgegriffen, damit sich der Sprühregen in der Luft etwas erwärmen kann.
Bild: Rosengarten Dresden im Sommer 2006. Die Beregnung bringt in diesem Falle gewollte Kühlung, was im superheißen Juli 2006 auch nötig war. Rosen mögen es zwar sonnig, doch stauende Hitze vertragen sie gar nicht gut.
Ergänzungen
Das „Sommermärchen 2006“, also die Fußball WM 2006 in Deutschland, die mit Platz 3 der Deutschen Nationalmannschaft endete, ging auch deshalb als Sommermärchen in die Geschichte ein, weil der Sommer 2006 heiß und trocken begann. Was ideal für Public-Viewing-Nächte war und für eine merklich ausgelassene, mediterrane Stimmung sorgte, brachte der Landwirtschaft damals große Trockenschäden.*
Den Filmproduzenten Davis Guggenheim und Al Gore (ehemaliger US-Vizepräsident und Präsidentschaftskandidat) kam diese trocken-heiße Witterungsperiode vermutlich eher gelegen, da ihr 2006 angelaufener Dokumentarfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ (An Inconvenient Truth) damals weltweit die Angst vor einer globalen Erwärmung einleitete und offensichtlich die entsprechende Agenda der Geschäftsmänner unterstützte. Zum Glück scheint keine der damals gemachten Prognosen heute eingetreten zu sein.
2006 kam es dann, die Witterung betreffend im August zu einem kräftigen Umschwung. So titelte der Tagesspiegel: “Erst heiß und sonnig, dann nass, trübe und viel zu kühl – der Sommer 2006 wird als extrem gegensätzlich in die Wettergeschichte eingehen.” (30.08.2006)
https://web.archive.org/web/20240609162324/https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/auf-rekordhitze-folgt-rekordkalte-1371907.html
P.S. Zur diesjährigen WM in Deutschland und Witterungssituation lässt sich kurz sagen, dass es von Juni an, bis dato – abgesehen von der letzten Juniwoche zu kalt war, für einen Sommer und erst recht für ein zweites Sommermärchen. Doch das scheint auch unabhängig vom Wetter gänzlich passé zu sein.
*Merkwürdig, dass ich in 2006 keine der heute üblichen Hitze-Panik-Meldungen (mit entsprechend vielen Hitzetoten) in den Medien recherchieren konnte, obwohl der Juli 2006 in Deutschland (!) als der heißeste Juli-Monat seit allen unseren Wetteraufzeichnungen gilt (immer noch). Merkwürdig: 2006 = 9,8% Hitzetote mehr als in Jahren zuvor; 2018 = 36,9% ; 2019 = 47,1%, Quelle:
https://web.archive.org/web/20230327134313/https://www.deutschlandfunk.de/hitzetote-100.html
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