Bild: Winterfurche auf dem Feld. Was hat das mit dem Grundwasser zu tun? [7]
17. Juni 2025. Liebe Leserinnen, liebe Leser – ich kann nichts dafür, dass ich mich abermals mit einem nervigen Thema kritisch beschäftigen muss, denn schon wieder wird eine neue „Sau durchs Dorf getrieben“. Diesmal handelt es sich um die sogenannte Grundwasserknappheit. Und wenn ich „schon wieder“ schreibe, dann ist das durchaus berechtigt:
Ich hatte bereits kürzlich über eine angeblich bevorstehende große Dürre im Jahr 2025 berichten müssen – eine Prognose, die vorsorglich groß angekündigt, aber dann ebenso vorschnell widerrufen wurde.
„Hitzewelle im Anmarsch: Wetter könnte schon im Juni Extremwerte bringen“ (20.5.2025) [1]
Dann folgte die Meldung einer gewesenen „großen Mai-Hitze 2025“:
„Vergangener Monat war der zweitwärmste Mai der Geschichte“ (11.6.2025) [1a]
was vermutlich mit einer Daten-Verwurstung (der Dorfsau, Bild unten) zu erklären ist.
Zwischenzeitlich verdüsterte sich bei uns das Wetter wegen des Rauchs kanadischer Waldbrände (10.6.2025) [1b] – ein natürliches Phänomen, das es schon immer gegeben hat. Zeitgleich wieder Alarmismus:
„Region rüstet sich gegen die anhaltende Hitze“ (12.6.2025) [1c]
Das Ergebnis? Zwei Tage sommerliches Badewetter mit wenigstens mal 20 bis 21 °C angenehmer Wassertemperatur in den Seen. Seither wieder kühle Tage, nachts auch unter 10 °C.
Klima-Alarmismus. Die unermüdlichen Qualitätsmedien.
Man sollte meinen, den apokalyptisch gestimmten Redaktionen der sogenannten „Qualitätsmedien“ würde so langsam der Stoff ausgehen – weit gefehlt. Die nächste Panikmeldung [2] steht bereit – und selbstverständlich klimabedingt:
„Forscher warnen vor Grundwasserknappheit in vielen Teilen Deutschlands“ (16.7.2025) [3]
Der nicht erwähnt Grund: Tage- und Bergbaulasten
Was dabei regelmäßig in den Fußnoten – wenn überhaupt – erwähnt wird: Ein ganz wesentlicher Grund für die angebliche Wasserknappheit ist die großflächige Grundwasserabsenkung durch den Bergbau.
In ostdeutschen Braunkohletagebauen wurden gewaltige Mengen Wasser abgepumpt, um die Gruben trocken zu halten, die sich erst in Jahrzehnten wieder mit wasser füllen. Die Folgen sind dramatisch: weitreichende Absenkungstrichter, verödete Landschaften, versiegende Brunnen – eine Altlast, die Jahrzehnte nachwirkt.

Wenig bekannt ist, dass im westdeutschen Steinkohlebergbau auch nach der Stilllegung der Zechen die Grubenwasserpumpen dauerhaft weiterlaufen müssen. Sie verhindern, dass salzhaltige und schadstoffbelastete Wässer unkontrolliert aufsteigen – ein bislang ungelöstes Umweltproblem mit Langzeitfolgen.
Dieser Dauerbetrieb der Grubenwasserpumpen entzieht dem natürlichen Wasserkreislauf jedes Jahr beträchtliche Mengen an Grundwasser.
Grundwasserabsenkung versus Grundwasserrknappheit
Allerdings ist fachlich noch genau zu klären, ob eine Grundwasserabsenkung zwangsläufig zu „Grundwasserrknappheit“ führen muss.
Es ist eine komplexe Frage: Ein abgesenkter Grundwasserspiegel – etwa durch gezielte Entwässerung in der Landwirtschaft (siehe Bild unten) – bedeutet nicht automatisch, dass tiefere Bodenschichten unter Äckern oder Wäldern austrocknen. Die tatsächlichen Effekte hängen von vielen Faktoren ab, etwa Bodentyp, Durchlässigkeit, Niederschlagsverteilung oder Nutzung.
Zu wenig Nutzwasser-Talsperren?
Hinzu kommt – wenn es wirklich um „Wassermangel“ im Lande geht – der kaum thematisierte Mangel an Speicherkapazitäten für Nutzwasser. Es fehlt an intelligent geplanten Talsperren, die Regen- und Schmelzwasser für Trockenzeiten puffern könnten. Der Ausbau einer nachhaltigen Wasserwirtschaft bleibt Stückwerk – doch das ist offenbar zu komplex für plakative Schlagzeilen.
In Deutschland wurden Talsperren zur Wasserversorgung über das gesamte 20. Jahrhundert hinweg, also hundert Jahre lang kontinuierlich gebaut – und das mit Erfolg. Solche Projekte mindern natütlich auch den Zugriff der Industrie auf das Grundwasser.
Das letzte große Talsperrenprojekt war die Talsperre Leibis‑Lichte in Thüringen. Der Bau begann im Jahr 2000, nach rund 20 Jahren Vorplanung. Die Grundsteinlegung erfolgte 2002, die Flutung im Februar 2005. Sie gilt nun – voraussichtlich dauerhaft (!) – als der letzte große Talsperrenneubau Deutschlands. Das ist nun über 20 Jahre her und seither besteht Stillstand in Sachen Infastrukturausbau.
Wenn es tatsächlich eine klimabedingte Notlage in Sachen Wasserversorgung gäbe, dann würden – der Logik nach – neue Talsperren längst geplant oder gebaut. Doch das ist nicht der Fall.
Fazit: Es gibt keine wirkliche Notlage. Diese wird uns nur vorgspielt!
Doch lassen wir all diese Fragen und Diskussionen an dieser Stelle offen – sie verdienen eine gesonderte Betrachtung.
Landwirtschaftliche Ursachen – und was wirklich den Wasserhaushalt stört
Natürlich gibt es weitere Faktoren, die vorübergehend oder dauerhaft zu einem Absinken des Grundwasserspiegels führen können. Neben dem Bergbau wird hier gern die Landwirtschaft genannt.
Ein Aspekt kann hier die Bewässerung sein. In Deutschland verdunsten je nach Technik rund 30–50 Prozent des eingesetzten Wassers. Bei sogenannter Tropfbewässerung gehane allerdings nur 5–20 Prozent verloren.
Unproblemtisch in Sachen Wasserverbrauch ist der gern kritisierte Anbau unter Folie. Durch die Abdeckung verdunstet nur rund 5–15 Prozent der eingesetzten Wassermenge. Der größte Teil bleibt für die Pflanzen verfügbar – oder versickert wieder ins Grundwasser.

Worauf ich jedoch hinaus will, ist eine Agrartechnik, die ganz ohne Bewässerung oder Unter-Folien-Anbau auskommt. Früher war sie auch im Gemüsebau verbreitet: die Winterfurche.
Seit jeher bekannt, wurde sie gezielt eingesetzt, um grobschollig gepflügte Winteräcker als Wasserspeicher für die Schneeschmelze zu nutzen. Die offene Bodenstruktur erlaubt es dem Schmelzwasser, tief in den Boden einzusickern.
So war selbst in trockenen Regionen mit nur 500 mm Jahresniederschlag ein ertragreicher Anbau möglich – vor allem von Kulturen, die im März gesät oder gepflanzt werden und bis zum Sommerbeginn reifen. Sie brauchen kaum zusätzliche Feuchtigkeit und nutzen die gespeicherte Frühjahrsfeuchte optimal.
Winterbegrünung: Gut gemeint, doch schlecht für das Grundwasser…
Was auf den ersten Blick vernünftig klingt – also das Nutzen einer Winterfurche – scheint mittlerweile völlig aus dem kollektiven Gedächnis gewichen zu sein. Durch EU-Vorgaben müssen nämlich die Landwirte inzwischen bis zu 80 Prozent ihrer Flächen auch über den Winter bepflanzen – also im Winter „begrünen“.
Doch diese Maßnahme wirkt sich bei gefrorenem Boden und plötzlichem Tauwetter sehr problematisch aus: Das Schmelzwasser kann nicht einsickern, sondern fließt oberirdisch ab – besonders auf begrünten Flächen, wo die Vegetation das Versickern zusätzlich bremst.
Dabei ist gerade die Schneeschmelze ein zentraler Beitrag zur Grundwasserneubildung. Früher blieb ein erheblicher Teil der Felder im Winter grob gepflügt liegen – und konnte das Tauwasser wie ein Schwamm aufnehmen. Heute dominiert flächendeckendes „Wintergrün“ – mit der Folge, dass wertvolles Wasser verloren geht.
Meine Beobachtungen im Gelände bestätigen das jedenfalls: Begrünte Felder verlieren bei Tauwetter sichtbar Wasser über Rinnsale – statt es dem Boden zuzuführen. Ein Ähnliches geschieht im Sommer:

Fazit: Ja, das Grundwasser wird weniger: Punktuell.
Mein Artikel ist wieder länger geworden als geplant – aber worauf wollte ich eigentlich hinaus? Ganz einfach: Der sinkende Grundwasserspiegel ist real und messbar. Doch am Klima liegt es ganz sicher nicht.
Wenn es Grund zur Panik gibt, dann nicht wegen Dürre, Hitze und Wasserknappheit – sondern wegen fehlenden politischem Gestaltungswillen. Seit gut dreißig Jahrzehnten wurde verpasst, in einer dicht besiedelten Industrielandschaft einer nachhaltige Wasserwirtschaft weiter aufzubauen, was 100 Jahre lang zuvor nie vernachlässigt wurde. Panik sollten wir haben: vor einer infantilen Agrarpolitik. Und die großen Medien? Sie scheinen total zu versagen…
Quellen und Ergänzungen
[1] JUNG, Dominik;fr.de; Hitzewelle im Anmarsch: Wetter könnte schon im Juni Extremwerte bringen. ; 20.5.2025.
[1a] SETHE, Johanna [dpa]; Vergangener Monat war der zweitwärmste Mai der Geschichte; 11.6.2025
[1b] dpa/dkul; sueddeutsche.de; Rauch aus Kanada trübt Sonnenschein in Süddeutschland; 10.7.2025
[1c] Region rüstet sich gegen die anhaltende Hitze – Harzer Roller
[2] Es ist offensichtlich das Pfichtprogrmm jeglicher Leitmedien, wöchentlich Horrormeldungen in Sachen Wetter und Klima liefern zu müssen. Doch mittlerweile wird auch offenbar, welche psychsich negatien Auswirkungen diese Dauer-Panikmeltungen der Leitnmedien auf unsere Kinder und Jungedliche hat: Und das ist moralisch gesehen in meinen Augen ein Verbrechen.
[3] https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2025-06/grundwasser-deutschland-ueberlastung-wasserknappheit
- Johanna Sethe; zeit.de; Forscher warnen vor Grundwasserknappheit in vielen Teilen Deutschlands [„In der Hälfte der deutschen Landkreise wird übermäßig viel Grundwasser verbraucht. Der BUND mahnt Wirtschaft und Haushalte zum sparsamen Umgang mit der Ressource.“]; 16.7.2025
- https://www.l-iz.de/politik/sachsen/2025/06/bund-stellt-grundwasserstudie-vor-drei-landkreise-sachsen-wasserstress-627044
- https://www.merkur.de/deutschland/baden-wuerttemberg/wetterwechsel-steht-bevor-im-juni-droht-extreme-hitze-bis-39-grad-93757966.html 30.5.2025
- https://www.sueddeutsche.de/muenchen/luft-wolken-kanada-waldbrand-li.3267011 10.6.2025
[4] Weitere, wenig beachtete Ursachen für niedrige Grundwasserstände:
Maisanbau auf abschüssigem Gelände: Wasser läuft davon: Ein erheblicher Anteil an „vergeudetem“ Regenwasser versickert nicht – weil es schlicht oberflächlich abfließt. Und zwar auf Maisfeldern, die auf Hängen liegen. Wie das Wasser vom Himmel fällt, läuft es über die Erde hinweg – ohne Chance zur Versickerung. Nebenbei fördert diese Erosion auch noch lokale Hochwasserereignisse. Doch auf diesen Aspekt will ich hier nicht weiter eingehen.
Eine weitere, kaum noch diskutierte Ursache, ist die landesweit „verbesserte“ Melioration. Das sind Maßnahmen wie Drainage oder Entwässerung zur landwirtschaftlichen Nutzung. Diese können den Grundwasserspiegel über Jahrzehnte hin ebenfalls senken, da sie Wasser schneller aus dem Boden ableiten und die Versickerung reduzieren. Besonders in intensiv bewirtschafteten Gebieten kann dies zu regionalen Absenkungen führen.
[5] Die neuen Regeln der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2023, insbesondere der Standard GLÖZ 6 (Guter landwirtschaftlicher und ökologischer Zustand), verpflichten Landwirte, auf mindestens 80 % ihrer Ackerflächen im Winter (15. November bis 15. Januar) eine Bodenbedeckung sicherzustellen, z. B. durch Winterkulturen, Zwischenfrüchte oder Mulchauflage. Dies schränkt die klassische Winterfurche, die auf schweren Böden zur Frostgare genutzt wird, stark ein, da sie den Boden unbewachsen lässt. Interessant: Ökologisch wirtschaftende Betriebe dürfen auf K-Wasser1- und K-Wasser2-Flächen vor frühen Sommerkulturen eine „raue Winterfurche“ anlegen, sofern der Reihenabstand unter 45 cm liegt. Zudem ist Pflügen vor Sommerreihenkulturen erlaubt, wenn zuvor eine Winterzwischenfrucht oder Untersaat angebaut wurde. Hochinteressant: In Bayeren gilt diese Ausnahme sogar für alle Betriebe, nicht nur für Ökobetriebe.
– https://www.agrarheute.com/pflanze/pflug-gap-geht-2023-winterfurche-601492
– https://www.lwk-niedersachsen.de/lwk/news/41988_GAP_Was_aendert_sich_2025
[6] Ein Arbeitspapier: Status quo der Bewässerung in Deutschland, 2025 https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-workingpaper/ThuenenWorkingPaper_258.pdf
[7] Bildquelle Beitragsbild ganz oben: ©W.carter, 2017; https://upload.wikimedia.org/ wikipedia/commons/8/8a/ Plowing_paused_for_lunch.jpg
[8] Bildquelle Tagebau: https://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Tagebau_Garzweiler_(2770905294).jpg
[9] Bildquelle Meliorationskanal: https://commons.wikimedia.org/ wiki/File:The_melioration_channel_at_road_R147,_Belarus.JPG