Bild oben: Bei mir steht sie schon recht schattig… und blüht trotzdem von Juni bis Oktober
◾ Es gibt die eine oder andere Blühstaude, die in unseren Gärten insofern ein Schattendasein fristet, da sie seltener gepflanzt wird, als andere Zierstauden. Ich halte beispielsweise die Dünnblättrige Sonnenblume, bekannter als Stauden-Sonnenblume (Helianthus decapetalus) für einen solchen Kandidaten.
Kurze Beschreibung
Es ist ein mehrjährige, frostharte Staude, die unverzweigte Blütenstängel bildet und je nach Sorte 100 bis 120 Zentimeter hoch wird. Die Blätter sind oval bis breit-lanzettlich, rauh und haben eine gezahnte Kante. Die Staude ist in variierenden Sorten zu bekommen. Diese Variation bezieht sich auf die Form der Blüten (ungefüllt, halb und voll gefüllt) und den Ton der gelben Farbe, den die Blüten besitzen.
Warum ist sie wenig zu finden?
Dass die Stauden-Sonnenblume verhältnismäßig wenig Verbreitung findet, mag mehrere Gründe haben.
Einer mag sein, dass sie sich irgendwie borstig anfühlt, da die Blätter wirklich recht rau sind. Außerdem ist ihr Wuchs recht starr und mit anderen Zierstauden passen sie selten gut zusammen; zudem breiten sie sich gern aus (wuchern also manchmal etwas) und verdrängen dadurch ihre Nachbarn, die aber in der Regel von den Gartenbesitzern mehr gemocht werden.
Merkwürdig ist weiterhin, dass in der Gartenliteratur (Wikipedia inklusive) über die Stauden-Sonnenblume ziemlich wenig zu lesen ist. Ich habe vorhin sogar noch mal sämtliche Bücher von Karl Foerster (dem berühmten Bornimer Staudenzüchter) – die ich verfügbar habe – durchgeblättert und nichts Bedeutendes gefunden. Im Foerster-Stauden Kompendium [1] fand ich dann aber brauchbare Hinweise und ebenso fündig wurde ich bei GRUNERT [2], und zwar in der unangefochten-hochwertigen Publikation von 1972 “Gartenblumen von A-Z”, Seite 308.
Sie wächst überall problemlos
Natürlich gibt es insofern nicht viel über diese Blütenstaude zu berichten, da sie eigentlich auf jedem Boden, selbst wenn er nährstoffarm ist, gedeiht. In guter Erde werden die Blüten natürlich prächtiger, aber da die Stauden reich blühen, ist es für die Zierwirkung weniger wichtig, ob die einzelnen Blumen besonders groß sind. Selbst, wenn wir sie als Schnittblumen verwenden – wozu sie bestens geeignet sind – sind kleinblütige Varianten oft besser als übermäßig große.
Volle Sonne? Bei mir nicht… und hier blüht sie auch eher
Als Standort wird ein vollsonniger empfohlen, wobei das meine Erfahrung nicht bestätigt. Ich habe die Art in meinem Garten stehen, aber nicht in der Sonne, sondern halbschattig – ja fast vollschattig. Hier blühen sie zwar weniger, aber immer noch ausreichend.
Eine weitere abweichende Beobachtung bei meinem Exemplar ist, dass diese mindestens schon seit Anfang Juni erste Blüten treibt. Das wird die Staude bis zum Spätsommer fortsetzen. Das ist beachtlich, da die im Handel erhältlichen Sorten (nach den beigefügten Beschreibungen) erst ab August blühen.
Im oben erwähnten Stauden-Kompendium [1] ist allerdings bei der Art Helianthus decapetalus (als Urform) zu lesen, dass sie ab Juli in die Blüte geht. Die Edelsorten, die Kreuzungen mit anderen Arten sind, blühen offensichtlich später – woraus ich nun schließe, dass ich in meinem Garten quasi irgendeine Urform stehen habe. Sie mag zwar simpel in der Blütenform sein, doch an ihrem Platz ist sie unschlagbar.
Kurzum möchte ich hier für die Staude mit ihren vielen interessanten Sorten etwas werben, zumal ich vermute, dass die wenig gefüllten Edelsorten, sich ähnlich auf etwas absonnigen Standorten verhalten, wie die hier vorgestellte im Bild oben. Vielleicht ist es sogar so, dass sich auf einem etwas verschatteten Standort das Blühverhalten der Stauden etwas verändert.
Sorten (wenig gefüllt):
- ‚Capenoch Star‘
- ‚Meteor‘
- ‚Triomphe de Gand‘
Literatur
[1] REIF, Jonas; HÄRTEL, Wolfgang (Foerster Stauden GmbH); Foerster-Stauden Kompendium 100 Jahre Foerster-Stauden in Potsdam-Bornim; 2010
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[2] Grunert, Christian – Gartenblumen von A-Z, Radebeul 1972.