Bild oben: Meine diesjährige Miniatur-Milpa am 29. Mai 2024. Gesteckt wurden zur Sicherheit jeweils zwei Maiskörner von denen später nur das kräftigere bleibt.
🌽 Sicher hat jeder Garten-Interessierte von uns schon einmal etwas von einem Indianerbeet gehört. Ich lege mir jedes Jahr eines an, auch wenn ich dafür nur ein winzig kleinen Randstreifen vom Garten in Beschlag nehmen kann. [Hier mein Rezeptvorschlag: Drei-Schwestern-Eintopf]
Dieses Jahr: Mais, Zucchini und rankende Trockenbohnen
Zum einen halte ich die alte amerikanische Maissorte ‚Golden Bantam‘ (1902) für erhaltenswert, welche so in meinem Garten ihren zweckmäßigen Platz erhält: Es ist ein sehr guter Grillmais.
Zum anderen ist es eine der wenigen funktionierenden echten Mischkulturen, die wir im Garten nutzen können. Diese besteht aus Mais, Kürbis und Kletterbohnen.
In diesem Jahr habe ich in mein Indianerbeet statt Kürbis zwei Zucchini gepflanzt, der ja auch ein Kürbis ist und nicht zu übermäßig wuchert.
Zudem muss ich in diesem Jahr den Zeitpunkt der Bohnensaat irgendwie optimieren. Bei zu zeitiger Saat haben sie bisher den Mais zu stark überwuchert und bei später Kultur reifen die Bohnen nicht gut aus. Ich verwende im Indianerbeet nur Trockenbohnen, weil die Ernte von Gemüsebohnen darinnen schwierig ist … außerdem stehen bei uns die Bienenstöcke daneben. Aus diesem Grunde muss dort schnell geerntet werden. Ein Maiskolben ist rasch herausgebrochen, ein Zucchini schnell abgeschnitten, doch das Bohnen pflücken dauert zu lange … und Bienen sind nicht so harmlos, wie manche Zeitgenossen meinen 😉
Die Trockenbohnen werden erst Anfang November geerntet, wenn die Bienen nur noch selten aktiv sind.
Was ist ein Indianerbeet?
Das Konzept des „Indianerbeets“, einer „Milpa“ oder der „Drei Schwestern“ ist eine traditionelle Methode der Mischpflanzung, die von indigenen Völkern Nordamerikas angewendet wurde. Dieses System umfasst den Anbau von drei Hauptkulturen zusammen: Mais, Bohnen und Kürbis. Der Mais dient als natürliche Stütze für die Bohnen, die sich um die Maisstängel ranken und Stickstoff im Boden fixieren, was die Bodenfruchtbarkeit (langfristig) verbessert. Der Kürbis breitet sich am Boden aus und bedeckt diesen, wodurch Unkraut unterdrückt und die Bodenfeuchtigkeit erhalten wird.
Die Vorteile
Die Drei Schwestern bieten zahlreiche Vorteile. Durch den Stickstoffkreislauf, den die Bohnen erzeugen, wird die Bodenfruchtbarkeit erhöht. Die breite Blätterdecke des Kürbisses reduziert das Wachstum von Unkraut, und die Bodendecke hilft, die Bodenfeuchtigkeit zu erhalten, was besonders in trockenen Klimazonen oder Trockenperioden vorteilhaft ist. Zudem wird durch die Diversifizierung der Pflanzen das Risiko von Schädlingsbefall und Krankheiten verringert.
Eine Erfindung der indigenen Völker Amerikas
Das Drei-Schwestern-System wurde von vielen indigenen Stämmen in Nordamerika, darunter die Irokesen, praktiziert. Es stellt ein Beispiel für nachhaltige Landwirtschaft dar, die auf der harmonischen Zusammenarbeit verschiedener Pflanzen basiert. In vielen indigenen Kulturen haben die Drei Schwestern auch eine spirituelle Bedeutung und repräsentieren eine enge Verbindung zur Natur sowie eine tief verwurzelte landwirtschaftliche Weisheit.
Anbauanleitung
Der Anbau erfolgt traditionell in mehreren Schritten: Zuerst werden die Maiskörner in Abständen von etwa 50 Zentimeter gesät (bei uns erfolgt das Mitte bis Ende April). Wenn der Mais etwa 15 Zentimeter hoch ist, werden die Bohnen um den Mais herum gesteckt. Schließlich werden die Kürbispflanzen im Randbereich Mais-Bohnen-Beete gepflanzt. In unseren Klimaten wird zuerst Mais und Kürbis gesät, bzw. gepflanzt und die Bohnen so spät, wie möglich.
In den frühen Wachstumsphasen ist regelmäßiges Gießen und Unkrautjäten notwendig, und die Bohnen müssen eventuell an die Maisstängel geführt werden, bis sie sich von selbst festhalten.
Gibt es auch Nachteile?
Wenn man von Vorteilen spricht, so wird es vermutlich auch Nachteile geben. Die gibt es nur, wenn wir solch ein Beet in den falschen Proportionen anlegen. Eigentlich braucht es eine Mindestgröße für so eine Anlage von … sagen wir drei bis zehn Quadratmetern, denn die Pflanzen sollten nicht zu eng stehen. In kleinen Gärten werden zudem die Nachbarpflanzungen vom Mais rasch überschattet. So eine Lichtkonkurrenz vermindert dann tatsächlich das Wachstum der Nachbargemüse, weil so gut, wie alle Gartengemüse absolut lichthungrig sind.
Bei mir ist der Garten eigentlich viel zu klein, doch ich hab das Indianerbeet an die Nord-West-Seite des Quartiers gequetscht, weil ich es unbedingt haben will … und damit meine drei Schwestern quasi ertrotzt 😉
Nachtrag
Das Beet Mitte Juni. Das Zucchini entpuppt sich als Spaghetti-Kürbis. |
Die Zucchini entpuppt sich als Spaghettikürbis, was durchaus vorkommen kann, wenn man den Samen der Zucchini immer wieder selbst gewinnt. Schließlich ist die bekannte Zucchini lediglich eine klein gezüchtete Form des Spaghettikürbisses (Cucurbita pepo, Gartenkürbis). Das ist jedoch kein Problem, da der Kürbis genügend Platz auf der benachbarten Wiese hat. Interessanterweise ist Cucurbita pepo genau die Kürbis-Art, die zum Beispiel von den Irokesen angebaut wurde [1]. Deshalb ist auch die Zucchini historisch authentisch. Eine andere empfehlenswerte Art ist der Hokkaido-Kürbis (Cucurbita maxima), der sich ebenfalls hervorragend für Selbstversorger eignet.
Weitere Quellen und Bemerkungen
[1] Literatur über diese Form der Mischkultur bei den Irokesen:
MORGAN, Lewis Henry; League of the Ho-dé-no-sau-nee or Iroquois; New York 1922 (online verfügbar!)
[2] Meine Anbauanleitung einer Milpa auf derkleinegarten.de
[3] Three Sisters: Companion Planting of North American Indigenous Peoples; Kanal: GRIN-U Eduction; 16.11.2021; https://www.youtube.com/watch?v=UeGRftRk0Uc
[4] P.S. Da ich hier am Ende des Beitrags irgendwie zu Witzeleien verleitet worden bin, noch der Hinweis, dass das Thema „Indianer und drei Schwestern“ doch irgendwie an den legendären Film Little Big Man (Arthur Penn, 1970) mit Dustin Hoffman erinnert … oder?
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