🌧️ Das Sprichwort sagt: Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun‘ und Fass.
Das ist schon mal gut, denn wenn wir hier im Raum Dresden auf das Wetter im Mai 2024 zurückschauen, dann war es in all den Tagen sicher nie zu heiß, also ganz normal – beziehungsweise öfters angenehm frisch – und in den letzten Tagen verabschiedet sich der Wonnemonat tatsächlich mit kühlen Tagen und Nächten. Regen gab es durchweg reichlich.
Das Sprichwort Ist der Mai kühl und nass … erklärt
Die besagte Bauernweisheit stimmt auf jeden Fall. Sie deutet darauf hin, dass das Wetter im Mai tatsächlich einen direkten Einfluss auf die Ernte und somit auf die Vorräte des Bauern hat.
Ein kühler und nasser Mai kann dazu führen, dass die Vegetation langsamer wächst, was auf den ersten Blick negativ erscheint. Allerdings sorgt ausreichend Feuchtigkeit dafür, dass die Wiesen, Weiden und Pflanzen gut versorgt sind und kräftig wachsen können. Sie akkumulieren quasi ihre vegetativen Kräfte, die sie erst dann voll entfalten, wenn der Frühsommer mit seinen langen Tagen die volle Energie dazu gibt. Das gilt neben den Feldkulturen der Bauern (hier ist Korn und Wein gemeint) natürlich auch für viele der Gartengemüse.
Es ist aber nicht nur die Ernte. Die Scheune und das Fass symbolisieren dabei die Lagerung von Ernteerträgen wie Heu, Getreide oder Wein. Ein erfolgreicher Mai bedeutet demnach, dass der Bauer genügend Vorräte hat, um seine Scheune und sein Fass zu füllen.
Die Wahrheit des Sprichworts liegt darin, dass ein feuchter und kühler Mai tatsächlich zu besseren landwirtschaftlichen Erträgen führen kann, während ein warmer und trockener Mai möglicherweise negative Auswirkungen hat.
Das Wetter vor einem Jahr: Mai 2023 – eine schwere Dürre?
An dieser Stelle ist es gut, sich mal an den Mai im letzten Jahr zu erinnern, da die seriösesten Zeitungen bei uns die schwerste Dürre alle Zeiten prognostizierten und das mit Beginn des Jahres. Bekanntlich lagen sie voll daneben und auch mit ihrer (gewollt oder ungewollt) fehlerhaften Berichterstattung, die im Mai die Runde machte, dass in Norditalien der Gardasee fast ausgetrocknet sei [1]. Siehe dazu auch [7].
Auf diese und ähnliche Meldungen hin, die wochenlang durch die Medien geisterten, bin ich letztes Jahr dann im August nach Zinnwald-Georgenfeld im Erzgebirge (bei uns in der Nähe) gefahren um das dortige Hochmoor zu besichtigen. Das galt schon vor Jahren mehrfach als fast ausgetrocknet [2]. Und da wollte ich nun mal schauen, wie sich das mit der Dürre in unserer Region verhält und ich erwartete schlimmes. Merkwürdigerweise war trotz vergangener längerer Trockenperioden das Hochmoor voll intakt (übrigens ein schönes Ausflugsziel mit Rundwanderweg und Fahradweg-Anbindung). Was stellte ich nun aber fest? Von Dürre war nichts zu bemerken. Alte Holzbohlen-Wege standen dort im Sumpfgebiet sogar unter Wasser. Hier berichtete ich darüber (21. August 2023).
Wenn dort also im Höhen-Moor das Grundwasser so hoch stand, dann kann der Bericht vom medienservice.sachsen.de [3] nicht korrekt sein, vermute ich.
Bild: Versunkener Holzbohlen-Pfad. Wenn es August 2023 in dem sensiblen Georgenfelder Hochmoor so aussah, dann kann die Quelle [3] nicht stimmen.
Meine These ist übrigens die, dass in Deutschland die Grundwasserstände über viele Jahre zu niedrig sind, weil auf den Feldern immer weniger gepflügt wird. Auf diese These werde ich in einem späteren Beitrag sicher noch konkreter eingehen müssen.
Was die Grundwasserstände in Sachsen und anderen Bergbauregionen betrifft (in Sachsen gibt es sehr viele alte Tagebaue, welche in der Vergangenheit die Senkung der Grundwasserstände enorm beeinflusst haben) – so kann auch dieser Bergbau heute für die erschrecklichen Statistiken eine Ursache sein. Oder halt auch übermäßige Meliorationen in Land- und Forstwirtschaft.
Ursachen von Überschwemmungen?
Ähnlich, wie sinkende Grundwasserstände durch übermäßige pfluglose Bodenbearbeitung hervorgerufen werden können [4], so kann das auch Ursache für Überschwemmungen sein. Besonders auf Feldern, wo (1.) kaum gefügt worden ist [5], (2.) dazu Mais (!) angebaut wird und (3.) wo die Landschaft hügelig ist, gelangt jetzt in dieser Jahreszeit das Wasser bei Starkregen kaum noch in tiefere Bodenschichten.
In solchen Maisfeldern entstehen jetzt bei Gewitter- oder Dauerregen oft „reißende Ströme“ von Oberflächenwasser. Achte einmal darauf, wenn du Überland unterwegs bist. [TJ.22.7]
Nachträge
Hier ein Blick zum empfehlenswerten Videokanal „SelfBio“ [6] mit Verweis auf den „Sumpf-Knoblauch“, der dort hoffentlich noch zu ernten ist. Bei mir hat er sich zwar nicht in ein Reisfeld verwandelt (wie bei den Protagonisten), doch durch die feuchte Witterung der letzte Wochen hat der Pilz (Knoblauchrost) ein ähnliches getan … also für Ernteverluste gesorgt.
Quellen
[1] argrar heute (27.04.2023) „Dürre 2023: Mondlandschaft am Gardasee: Neue Rekorde der Trockenheit“
http://web.archive.org/web/20230508201803/https://www.agrarheute.com/land-leben/mondlandschaft-gardasee-neue-rekorde-trockenheit-606151
[2]
https://web.archive.org/web/20240529145649/https://www.saechsische.de/altenberg/trocknet-das-hochmoor-aus-naturschutz-gerogenfeld-birkhuhn-5280671-plus.html
; ein Beitrag von Siiri Klose; Dippoldiswalde, 23.09.2020 (Sächsische
Zeitung)
[3] Medienservice das Sächsischen Freistaates: „Regen hat nicht ausgereicht, den Wasserhaushalt ins Gleichgewicht zu bringen“
(25.1.2024)
https://web.archive.org/web/20240529150510/https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/1072755
[4] Und besonders dort, wo die Landschaft hügelig ist und das
Regenwasser (vor allem im Winter) nicht in tiefere Bodenschichten
eindringen kann, sondern rasch oberflächlich abfließt…
[5] https://www.agrarheute.com/pflanze/no-till-glyphosat-besondere-landtechnik-statt-pflug-grubber-600595
[6] Kanal SelfBio „Aussaaten im Juni 2024“ 31.05.2024 https://www.youtube.com/watch?v=O9FohCx1c6g&t=93s
[7] BLETZINGER, Moritz; „Italiens Gardasee läuft bei Starkregen über und flutet Cafés.“; Merkur, 17.4.2024:
https://www.merkur.de/welt/
ueberschwemmungen-hochwasser-video-salo-ufer-promenade-gardasee-italien-starkregen-regen-93009420.html
[8] „Wetter- und Klimadatenbank mit detaillierten Wetteraufzeichnungen und Klimastatistiken für tausende Wetterstationen und Orte weltweit.“
https://meteostat.net/de/