Arbeitstitel: Miras grüner Weg zur Unabhängigkeit: Gärtnern als kreative Entfaltung
Von Umwegen, steuerlichen Stolpersteinen und dem Streben nach Freiheit – ohne das Happy End zu verbocken 😉 [1]
(Wichtige Themen im Beitrag: Sonderbetriebsvermögen und dessen Zuordnung; verbindliche Auskunft vom Finanzamt einholen)
👩💼💼 Mira hatte viele Berufe ausprobiert – sehr viele. Nach dem Abitur studierte sie kurz Kunstgeschichte, brach jedoch bald ab. Es folgte eine Ausbildung zur Köchin, später ein Abstecher in die Eventbranche. Ein paar Jahre lang arbeitete sie als Reiseleiterin und tourte durch Europa. Schließlich landete sie im Projektmanagement eines mittelständischen Unternehmens.
Überall lernte sie Neues, überall war sie neugierig – aber nirgends blieb sie. Immer schien ihr etwas zu fehlen. Sie war eine Quereinsteigerin durch und durch: jemand, der mutig neue Wege geht, ohne je das Gefühl zu haben, wirklich angekommen zu sein.
Ihr Lebenslauf war bunt, vielleicht sogar bewundernswert. Doch Mira spürte immer wieder dieselbe Leerstelle: Was sie tat, hinterließ keine sichtbare Spur.
Ein Besuch mit Folgen – Der Moment, der alles veränderte
Eines Freitagnachmittags im Spätsommer, nach einer besonders stressigen Woche im Büro, besuchte sie ihren Großvater auf dem Land. Er war gerade im Garten beschäftigt und zog mit ruhiger Selbstverständlichkeit eine dicke, orange Karotte aus dem Boden:
„Siehst du das, Mira?“, sagte er, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. „Ich hab sie im Frühjahr gesät – und jetzt ernte ich sie. Kein anderer Beruf hat mir je so deutlich gezeigt, dass meine Arbeit etwas bewirkt.“
Etwas in Mira rührte sich. Ein einfacher Satz, fast beiläufig gesagt – aber er blieb ihr im Kopf.
Erste Schritte – Die Entdeckung der sichtbaren Arbeit
An den folgenden Wochenenden half sie im Garten mit. Anfangs war es Neugier, dann Erholung vom Bildschirmalltag – und schließlich mehr. Die Arbeit mit den Händen, das Beobachten des Wachstums, das Verstehen von Erde, Wetter und Jahreszeiten – es öffnete eine neue Welt.
Sie hat ja ein kleines Stück Land an ihrem eigenen Häuschen bisher ungenutzt frei. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie die Wirkung ihrer Arbeit – unmittelbar, konkret. Die Samen, die sie säte, keimten. Die Pflanzen, die sie pflegte, gediehen.
Und auch wenn Schnecken und Dürre ihr manche Hoffnung nahmen, wuchs mit jedem Fehlschlag auch ihr Wissen. Lernen durch Tun – Gärtnern als Schule des Lebens
Die Gartenarbeit war kein romantisches Idyll. Es gab Rückschläge. Salatpflänzchen, die über Nacht verschwanden. Ein Sommer, der nichts als Zucchini hervorbrachte. Doch Mira begann zu verstehen: Diese Erfahrungen waren keine Niederlagen, sondern Lektionen.
Sie las Fachbücher über Anbau, Fruchtfolge und Bodenbiologie [2]. Sie tauschte sich mit anderen Berufskollegen aus. Und Stück für Stück wuchs nicht nur ihr Gemüse – sondern auch ihr Selbstbewusstsein.
Das Gärtnern wurde zur Schule, in der Fehler nicht bestraft wurden, sondern willkommen waren. Sie musste sich nicht erst qualifizieren oder durch Bewerbungen beweisen. Alles, was zählte, war: anfangen – und dranbleiben.
Wurzeln schlagen – Ankommen im eigenen Tun
👩🌾🏡 ach einem Jahr traf Mira eine Entscheidung. Sie wollte das Gärtnern nicht länger als Hobby betreiben. Sie gründete ihren eigenen kleinen Market-Garden, verkaufte Gemüse auf dem Wochenmarkt, experimentierte mit alten Sorten und begann, ihre Erfahrungen zu teilen – in Workshops, auf Social Media, im Gespräch mit anderen Suchenden [3].
Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, nicht mehr nur eine Quereinsteigerin zu sein. Sondern angekommen zu sein. Nicht, weil es der „richtige“ Beruf war. Sondern weil er ihr erlaubte, zu sehen, was sie tat. Weil er sichtbare Wirkung hatte – und sie selbst dabei sichtbar wurde.
Ein Blick zurück – und ein leiser Aha-Moment
An einem dieser Abende, an denen das Licht weich durch die Blätter fällt und das Summen der Bienen wie Musik klingt, saß Mira auf der kleinen Holzbank vor ihrem Beet. Ihre Hände waren erdig, ihr Rücken müde – aber zufrieden. Sie dachte an ihren Großvater.
Sie hatte ihn früher oft im Garten arbeiten sehen. Wie er stundenlang jätete, umtopfte, erntete. Sie war oft dabei gewesen, aber hatte nie darüber nachgedacht, dass das, was er tat, ein Beruf sein könnte. Oder gar eine Berufung. Erst jetzt, Jahre später, verstand sie: Er hatte damals schon etwas gelebt, das sie erst durch viele Umwege entdecken musste.
Und nun war sie da – in seinem Garten, mit ihren eigenen Händen, mit ihrer eigenen Geschichte. Vielleicht war es genau dieser Umweg, der notwendig war. Denn was zählt, ist nicht, woher man kommt. Sondern, was man aus dem macht, was einem in die Hände fällt.
Vorsicht Falle!
Ein Happy End mit Hindernissen
Und wenn sie nicht gestorben ist, dann gärtnert sie noch heute – könnte man meinen. Doch Miras Geschichte findet erst dann ein gutes Ende, wenn sie die zahlreichen behördlichen und steuerlichen Fallstricke überwunden hat. Auf diese werde ich noch differenziert eingehen. Die größte Falle für den Market-Garden-Enthusiasten lauert jedoch, wenn er auf dem Grundstück seines privaten Eigenheims produziert.
Darauf möchte ich hier mit dem Hinweis eingehen, sich unbedingt bei einem Steuerfachmann beraten zu lassen. Die Befragung einer KI ist zusätzlich angebracht. Anhand eines Beispiels möchte ich die Fallstricke aufzeigen, um ein böses Erwachen zu vermeiden.

Steuerliche Fallstricke: Sonderbetriebsvermögen und Zuordnung
Nutzt Mira beispielsweise Flächen oder Räume (z. B. Garten, Gewächshaus, Arbeitszimmer) auf ihrem Grundstück ausschließlich oder überwiegend (mehr als 50 %) für die Marktgärtnerei, gelten diese als Sonderbetriebsvermögen. Sie müssen steuerlich klar vom Privatvermögen getrennt werden, anderenfalls fällt der ganze private Land- und Immobilienbesitz ins Betriebsvermögen [4].
Nutzt Mira einen Teil ihres Gartens privat und einen anderen Teil betrieblich, muss sie die Nutzung exakt dokumentieren, z. B. durch eine prozentuale Aufteilung der Fläche. Eine unklare Abgrenzung kann bei einer Betriebsprüfung zu Nachforderungen führen, da das Finanzamt die gesamte Fläche als betrieblich ansehen könnte
Sollte Mira das Grundstück später verkaufen, die Geschäftsform ändern oder an ein Kind übertragen❗oder ihre Geschäftstätigkeit beenden❗, wird der betrieblich genutzte Teil steuerlich als Betriebsvermögen behandelt. Der Gewinn aus der Wertsteigerung dieses Teils – also die Differenz zwischen aktuellem Marktwert und ursprünglichem Buchwert – unterliegt der Einkommensteuer.
Ohne klare Dokumentation der betrieblichen Nutzung könnte das Finanzamt die gesamte Fläche und Immobilie als betrieblich ansehen und den hypothetischen Gewinn der Immobilienwertsteigerung besteuern!
Miras clevere Lösung: Vereinsgründung und Rechtssicherheit
Mira ist natürlich schlau und hat clevere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Sie hat gemeinsam mit ihrem Großvater einen gartenbaulichen Verein gegründet – auch ein nicht eingetragener Verein ist hier möglich – und die gewerblich genutzten Flächen auf ihrem Grundstück an diesen Verein vermietet. (Beispiel einer Möglichkeit)
Zudem hat sie sich überlegt, bei den komplexeren steuerlichen Fragen (in Bezug auf ihr Gegebenheiten) eine verbindliche Auskunft vom Finanzamt einzuholen. So kann sie sicherstellen, dass ihre Marktgärtnerei auf dem Grundstück steuerlich korrekt behandelt wird – sei es bei der Zuordnung des Gartens als Sonderbetriebsvermögen oder bei der Vermietung an den Verein.
❗❗❗ Eine verbindliche Auskunft gibt ihr die Sicherheit, dass das Finanzamt ihre Planung akzeptiert, und schützt sie vor bösen Überraschungen bei einer späteren Betriebsprüfung.
Manche Steuerberater schauen bei solchen Auskünften allerdings ein wenig säuerlich drein – schließlich könnte die Klarheit des Finanzamts ja die eine oder andere Beratungsstunde überflüssig machen, und wer lässt sich schon gern ins eigene Geschäft pfuschen?
Dennoch können Steuerberater oft bei der Beantragung der Auskunft unterstützen, was für Mira eine sinnvolle Ergänzung wäre. Für kleinere Details zieht sie zusätzlich die Beratung eines Steuerfachmanns oder die Recherche mit einer KI hinzu, um Zeit und Kosten zu sparen.

Ausblick: Weitere Informationen und Eigenrecherche
Wie das genau funktioniert, wird hier auf inhortas.de in einem anderen Artikel thematisiert werden. Bis dahin: Recherchiere selbst mit Suchmaschinen und KI, z. B. zu Themen wie Vereinsgründung, steuerlicher Behandlung von Betriebsvermögen oder Vermietung an Dritte.
Haftungsausschluss und Ergänzungen
Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und stellt keine steuerliche, rechtliche oder sonstige Beratung dar. Die dargestellten Inhalte, insbesondere zu steuerlichen Aspekten der Marktgärtnerei, basieren auf allgemeinen Grundsätzen und können im Einzelfall abweichen. Jede Situation ist individuell, und steuerliche Regelungen können sich ändern. Es wird daher dringend empfohlen, sich in steuerlichen Angelegenheiten von einem qualifizierten Steuerberater oder einer anderen Fachperson beraten zu lassen und gegebenenfalls eine verbindliche Auskunft beim Finanzamt einzuholen. Der Autor übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der bereitgestellten Informationen sowie für Schäden oder Nachteile, die aus der Anwendung der Inhalte dieses Artikels resultieren. Die Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen erfolgt auf eigenes Risiko.
[1] Es ist eine Anspielung auf den den Filmklassiker Easy Rider (1969), einen Kultklassiker der späten 60er Jahre. Der Film gilt als Meilenstein des New Hollywood und hat das Lebensgefühl der späten 60er Jahre geprägt. In diesem Roadmovie fahren die Protagonisten Wyatt (Peter Fonda) und Billy (Dennis Hopper) mit ihren Motorrädern quer durch die USA, nachdem sie in Mexiko Kokain gekauft und in Los Angeles verkauft haben. Das Geld verstecken sie im Tank von Wyatts Chopper, der mit der US-Flagge lackiert ist, und machen sich auf den Weg nach New Orleans, um den Mardi-Gras-Karneval zu besuchen. Der Film ist bekannt für seine Darstellung des Lebensgefühls der Biker- und Hippiebewegung sowie für seine kritische Auseinandersetzung mit der amerikanischen Gesellschaft dieser Zeit.
Am Ende sagt dann Wyatt am Lagerfeuer sagt Wyatt zu Billy: „You know Billy, we blew it.“ Im Deutschen wurde das in der Synchronisation oft mit „Weißt du, Billy, wir haben es verbockt“ übersetzt. Diese Zeile ist ikonisch, da sie die Resignation und das Scheitern ihrer Suche nach Freiheit und dem „wahren Amerika“ zusammenfasst. Manche interpretieren sie als Kritik an ihrer eigenen Reise, andere als Kommentar zur Gesellschaft insgesamt. Der aufmerksame Leser wird sicher bemerkt haben, dass auch mein Blog-Artikel eine gewisse Kritik an der deutschen Gesellschaft enthält 😉.
[2] Der Klassiker für den Gemüse-Gartenbau ist bei uns: LABER H. / LATTAUSCHKE G.; Gemüsebau; Stuttgart (Hohenheim) in mehreren Auflagen; nicht ganz billig, doch es genügt, eine gebrauchte Version zu kaufen.
[3] Auf dem YouTube-Kanal „ReLaVisio – Regenerative Landwirtschaft“ (https://www.youtube.com/@ReLaVisio) finden sich sehr viele hochwertige Dokumentationen zum Marktgärtnern.
[4] Hier habe ich noch ein sehr lehrreiches Fachvideo zur Thematik gefunden:
„Hofladen macht dicht! Wegen Steuertrick vom Finanzamt!“; YouTube-LKanal TaxPro GmbH; 06.12.2024
Inhalt des Videos: Ein Hofladen auf einem Privatgrundstück wurde einer Unternehmerfamilie zum Verhängnis. Nach einer Außenprüfung durch das Finanzamt kam es zu einem folgenschweren Ergebnis: Im Betriebsprüfungsbericht wurde festgestellt, dass durch die Gewerblichkeit des Hofladens das gesamte Privatgrundstück – ein ländlicher Hof samt Immobilie – gewerblich „infiziert“ wurde. Der komplette Besitz wurde dadurch als Betriebsvermögen eingestuft.
Die daraus resultierende Wertsteigerung wird im Rahmen des Steuerrechts als stille Reserve gewertet. Aufgrund einer Betriebsaufspaltung muss diese Wertsteigerung – im Beispiel rund 400.000 Euro – als Gewinn sofort versteuert werden, und zwar mit dem Spitzensteuersatz.
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[GJ.4.7] I Ein Beitrag von G. Jacob, 16.4.2025
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