Tiefsaat. Ein Gemüse-Anbau-Experiment mit übertiefer Aussaat (Mais, Bohnen, Rübe usw., Für und Wider inklusive)

Tiefsaat von Mais

Bild: Mais 40 Zentimeter tief gesät. Geht das?

Im heutigen Blog-Artikel (15.4.2025) gibt es inhaltlich nicht viel zu erklären – denn ich dokumentiere hier ein Gemüse-Anbau-Experiment, das sich noch in der Anfangsphase befindet. Zunächst kann ich nur hypothetische Annahmen notieren.

Der Hopi-Mais und seine Tiefsaat

Ausgangspunkt war meine Recherche zum Artikel „Der Mais-Feldbau der Hopi-Indianer“ (9.4.2025):
👉 https://inhortas.de/hopi-mais/

Dabei wurde mir klar, dass es Anbaumethoden gibt – und zum Teil noch heute gibt –, bei denen Kulturpflanzen auf ungewöhnliche Weise wassersparend wachsen. Ein Beispiel dafür ist die außergewöhnlich tiefe Aussaat, wie sie bei den Hopi praktiziert wird.

Tiefsaat und Tümpelsaat – erste Überlegungen

Diese Methode möchte ich in meinem Versuch Tiefsaat nennen. Ein charakteristisches Element davon ist die sogenannte Tümpelsaat: Mehrere Samenkörner (Dunkelkeimer) werden an einem Punkt abgelegt. Lichtkeimer sind natürlich ausgeschlossen. Eingeschlossen wären natürlich auch die Frühkartoffeln bei der Pflanzung im Juli. Hier ein Blog-Artikel mit Video (von mir) dazu.

Meine Überlegung dazu:

Nur die kräftigsten Keimlinge schaffen es durch die tiefe Bodenschicht an die Oberfläche. Diese bilden durch die Tiefe von Anfang an ein angepasstes, leistungsfähiges Wurzelsystem – was sich möglicherweise positiv auf die Pflanzenentwicklung auswirkt.

Wer den Zusammenhang besser verstehen will, dem empfehle ich nochmals meinen Artikel über den Hopi-Mais. Allerdings ist auch noch zu sagen, dass bei uns im Garten ein tiefgründiger, leicht lehmiger Sandboden in bester lockerer, humoser Bodenstruktur vorhanden ist. Ein „Gartenland in alter Kraft„, wie es die Alten gern formulierten.

Der erste Versuch: Mais in 40 Zentimeter Tiefe

Ich habe mich entschlossen, diese Theorie praktisch zu erproben – und habe als ersten Versuch Mais am 8.4.2025 (Tümpelsaat, ca. 40 cm tief!) ausgesät.

Tief gelockerte Beete:

Wichtig in dem Zusammenhang: In meinem unteren Nutzgarten betreiben wir seit 2017 die sogenannte Tiefbeetkultur – die Beete sind bei mir bis zu 90 Zentimeter tief gelockert. Es lag daher nahe, diese Struktur mit der Tiefsaat-Methode zu kombinieren.

Tiefsaat von Buschbohnen
‚ Eisbohne‘, eine alte, freie samenfeste Sorte, die mit Frostschutz jetzt schon gesät werden kann.


Weitere Testkulturen: Bohnen und Rote Bete

In einem zweiten Schritt habe ich beschlossen, bei gängigen Gemüsearten – abgesehen von flach zu säenden Lichtkeimern – die Saatstärke deutlich zu vertiefen, jedoch noch nicht extrem. Erste konkrete Aussaaten:

  • Buschbohnen (Sorte ‚Eisbohne‘) [1]: 7–12 cm tief, Tümpelsaat mit 8–12 Samen pro Stelle (12.4.2025)
  • Rote Bete (Sorte ‚Cylindra‘): 7–10 cm tief, Tümpelsaat mit 3 Samen pro Stelle (12.4.2025)
Tiefsaat Rote Bete
Rote Bete: pro Pflanzloch kommen 3 Samen in den Boden…

Weitere Versuchsdaten folgen. Ich bin gespannt, wie sich die Pflanzen unter diesen Bedingungen entwickeln – und ob sich die Theorie in der Praxis bewährt.

Was sich ungünstig auswirken könnte:

Bei solchen Gartenexperimenten – und ich habe schon etliche durchgeführt – sollte man sich trotz aller Begeisterung eine gesunde Portion Skepsis bewahren. Folgende Umstände könnten sich auch als weniger förderlich erweisen:

Welche Rolle spielt die Bodentemperatur in der Tiefe?

Tiefer liegende Samen könnten kühler liegen und dadurch verzögert keimen – möglicherweise ist das nicht bei allen Kulturen erwünscht oder vorteilhaft. Gerade im Frühjahr könnten diese Temperaturunterschiede eine Rolle spielen.

Wie reagiert die Pflanze auf das verringerte Bodenleben?

In tieferen Bodenschichten ist die Mikrobiologie eine andere. Die Keimung und Jugendentwicklung könnte dadurch sowohl positiv als auch negativ beeinflusst werden. Unterhalb von 15 bis 20 Zentimetern Tiefe befinden sich oft nur noch wenige der nützlichen Bodenorganismen – und gerade diese könnten eine wichtige Rolle dabei spielen, dass unsere Kulturpflanzen überhaupt Kulturpflanzen sind.

Feuchtigkeitshaushalt differenziert beobachten

Die Theorie des wassersparenden Effekts erscheint bei sandigen oder tiefgründigen Böden – wie bei den Hopi – durchaus plausibel. In humosen, von Natur aus feuchteren Gartenböden oder auf schweren, lehmigen Böden könnten sich jedoch ganz andere Effekte einstellen – etwa Staunässe, Verdichtung oder schlechtere Belüftung in der Tiefe.


Frühjahr flach – Sommer tief?

Es könnte sich am Ende herausstellen, dass die klassische flache Aussaat im Frühjahr sinnvoll bleibt, während sich die Tiefsaat eher für den Hochsommer eignet – zum Beispiel bei Buschbohnen im Juli.
Die Logik dahinter:

– Im Frühjahr ist die Bodenfeuchte meist noch reichlich vorhanden, während die tieferen Schichten noch kühl sind – also lieber flach säen.

– Im Sommer hingegen herrscht Trockenheit an der Oberfläche, während tiefere Schichten wärmer und feuchter sind – hier kann die Tiefsaat ihre Vorteile ausspielen.

Konkurrenz unter Keimlingen bei Tümpelsaat

Dass bei der Tümpelsaat nur die kräftigsten Keimlinge durchkommen, ist einleuchtend – doch bei manchen Kulturen (wie z. B. Rote Bete) könnte eine zu hohe Konkurrenzdichte in der Tiefe zu Wachstumsverzögerungen führen. Hier gilt es zu beobachten, wie viele Samen pro „Tümpel“ tatsächlich sinnvoll sind.

Ergänzungen

[1] Die Buschbohnensorte ‚Eisbohne‘ ist eine alt freie Sorten, die ich seit über 10 Jahren in meinem Garten kultiviere. Sie ist ziemlich kälteresistent (wächst angeblich gut bei kühleren Temperaturen), aber nicht frostfest. Sollte es noch mal Frost geben, was durchaus passieren kann, wird die Saat gut abgedeckt

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