Heute schon in das Rentensystem unserer Kinder und Enkel einzahlen? Geht das?
Am 11. Mai 2024 schrieb ich über die sogenannte Häusler-Familie im 19. Jahrhundert
◾ Wer meinen Beitrag über den „Häusler“ im 19. Jahrhundert gelesen hat, wird vielleicht bei sich selber gedacht haben, dass solch eine „freie“ Tagelöhner-Familie mit eigenem Heim für damalige Verhältnisse (1896) recht komfortabel gelebt hat. Verfolgen wir den Gedanken weiter, so wäre es doch nicht schlecht, wenn wir heute – natürlich in moderner, abgewandelter Form – diesen Lebensentwurf ebenfalls leben könnten. Wir hätten ein kleines Grundstück und Häuschen, vielleicht ein paar Hühner und einen Selbstversorgergarten und könnten davon weitgehend leben. Für das Geld, was man heutigentags (wie damals auch) zum Leben bräuchte, ginge man als Freelancer so lange außer Haus (oder im Homeoffice) arbeiten, dass das Geld gut zum Leben reicht … besser etwas darüber hinaus, aber eben auch nicht unnötig mehr.
Tatsächlich war das zumindest 1896 so, wenn wir der von mir genannten geschichtlichen Quelle vertrauen. Wäre das aber auch ein Lebensentwurf für unsere heutige Zeit?
Leben in der Idylle eines Selbstversorgers?
Die Frage, ob das Häuslerleben auch in unserer heutigen Zeit möglich wäre, bewegt mich schon einige Jahre. Sicher vermutest du richtig, liebe Leserin und lieber Leser, dass ich schon einige Zeit die Antwort auf diese Frage gefunden habe, trotzdem ist sie nicht schnell beantwortet. Das Hauptproblem bei diesen Dingen ist nicht die technische Lösung, wie so eine Häuslerwirtschaft etwa rationell geführt werden kann. Das Haupthindernis – welches damals im Deutschen Kaiserreich und anderen westlichen Gesellschaften noch nicht im Wege stand, ist die Rentenproblematik. Es ist doch tatsächlich so, dass viele von uns weniger Wochenstunden arbeiten gehen würden, wenn sich das nicht negativ auf die staatliche Rente auswirken würde – oder?
1896: Wie war früher die Rente organisiert?
Wenn ich nun behaupte, dass es 1896 noch gar keine staatliche Rente gab, so hat mir das im persönlichen Umfeld bisher noch kein einziger Zeitgenosse so richtig geglaubt, aber es entspricht der Wirklichkeit. Die Menschen haben damals privat für ihr Alter vorgesorgt — finanziell, sowie im Familien- oder/und im Berufsverband. Oder man ging ins Kloster.
Da in jener Zeit die staatlichen Steuerlasten im Vergleich zu heute nur minimal waren, konnten damals durchaus mehr Menschen, als wir es heute vielleicht vermuten, für ihr Alter recht gut aussorgen. Zudem lebte man damals auch etwas bescheidener und weniger konsum-intensiv, als heute.
Der Generationenvertrag ein Generationenbetrug?
Egal, wie man damals für die Altersvorsorge arbeitete und sparte, sei es nun in Form von Goldmark, Beteiligungen oder in Haus und Anwesen: Verstarb der Ruheständler und er besaß noch ein gewisses Rentenkapital, so wurde es vererbt und das Kapital wurde zum Grundstockvermögen der nächsten Generation.
Heute ist das etwas anders. Unser staatlich organisiertes Rentenkapital, welches wir uns im Arbeitsleben erarbeiten (und diese Rentenbeiträge sind enorm!), stirbt quasi (abgesehen von der Witwenrente) mit unserem Tode mit. Nicht wahr – das klingt etwas komisch. Aber wir haben uns daran gewöhnt.
Natürlich ist es ein “Generationenvertrag” – also eine fortschrittliche Sache (übrigens nicht von Bismarck eingeführt, was ein allgemeiner Irrtum ist) – und dieser Generationenvertrag mag auch eine gute Sache sein… Dumm ist nur, dass die zweite “Säule” der Rentenversicherung – die steuerlich geschonte, private Rentenversicherung quasi ebenfalls nicht vererbbar ist – zumindest nicht in Deutschland. Der finanzielle Schaden, welcher damit einer im Generationenverbund lebenden Familie entsteht, ist so gigantisch, dass dieses mental zu erfassen, von den meisten unserer Zeitgenossen rundweg abgelehnt wird. Da unter diesen Zeitgenossen auch die meisten Politiker zu beobachten sind, wird sich in absehbarer Zeit sicher auch nichts ändern, obwohl dieses Thema auf der Tagesordnung der laufenden Wahlperiode der deutschen Bundesregierung notiert ist.
Wie machen es eigentlich die Amerikaner?
Tatsächlich habe ich mich im Zusammenhang mit der Häusler-Thematik schon vor über zwei Jahren in diese schwierige Renten-Thematik eingearbeitet. Dabei bin ich schon in wenigen Recherchen auf die Merkwürdigkeit gestoßen, dass ganz offensichtlich in den USA – fern unserer öffentlichen Meinung – zumindest der private Teil der Altersvorsorge ganz anders organisiert ist, als in Deutschland wahrgenommen. Zu diesem Thema habe ich am 3.12.2022 einen Blog-Beitrag geschrieben (er war noch fehlerbehaftet) und am 4.10.2023 in verbesserter Form ein Arbeitspapier im PDF-Format (16 Seiten), was man sich hier herunterladen kann: “Das Rentensystem der USA. Ein Vorbild für Deutschland? Vergleich und Analyse.”
Kurzfassung des PDF-Arbeitspapiers
Die vorangestellte Kurzfassung des Inhalts zu diesem Arbeitspapier gebe ich hier gern nochmals wieder: “Im vorliegenden Fachartikel und Arbeitspapier werden die staatlichen und wichtigsten staatlich geförderten betrieblichen und privaten Rentensysteme der USA und der Bundesrepublik Deutschland miteinander verglichen.
Beide Konzepte erscheinen auf den ersten Blick ähnlich strukturiert zu sein, zumindest was die staatlich organisierten Einrichtungen betrifft. Aber es gibt innerhalb der ergänzenden privaten Konzepte einen ganz signifikanten Unterschied, der darin besteht, dass das steuerlich geförderte, private Rentenkonto einer Person in den USA in der Regel auch deren Nachkommen oder Erben zur Verfügung steht. In Deutschland ist das nicht der Fall. Bemerkenswert sind die signifikanten Unterschiede der Kostenquoten bei den Zusatz-Rentenverträgen. Ebenfalls Beachtung sollten die Umstände finden, dass in den USA ein Teil der Gelder aus der Besteuerung der Renteneinkommen wieder gezielt der staatlichen Rentenkasse zufließen, und dass man von einem privaten Sparplan in einen anderen wechseln kann.
Des Weiteren habe ich die Form der medialen Aufmerksamkeit bezüglich der Rentensparpläne thematisiert. Am Ende wird noch kurz auf einen kulturellen Unterschied aufmerksam gemacht, der sich auf die Ortsgebundenheit der Bürger bezieht. Diese ist häufig eng mit der Ruhestandsplanung verwoben. Bewertung und Funktion von Wohneigentum ist in den USA eine andere, als wir es in Deutschland finden, und so ist die Spekulation (in positiver Wortverwendung) mit der eigenen Immobilie nicht selten Teil der Rentenvorsorge.
Aus meiner Analyse habe ich das Fazit gezogen, dass das bessere Rentensystem in den Vereinigten Staaten von Amerika zu finden ist.” [TJ.21.16]
(Das Fazit folgt in einem späteren Beitrag.)
P.S. Einige Ideenansätze zu diesen Themen finden sich auch in meinem Gartenkalender und Almanach (preiswert; Ideal als Verschenk-Buch):
Immerwährender Garten- und Naturkalender: Band Nr. 4 – Selbstversorgung ohne Garten. (bei amazon)