Bild oben: Die Ernte von einer 80 Zentimeter langen Schwarzwurzelreihe. Sie könnte wohl besser sein. Das Beet wurde Anfang April gesät.
Was zählt zu den Edelgemüsen?
Gestern war bei uns im Hausgarten wieder mal die Ernte von Edelgemüse angesagt, welches uns jetzt gut zweieinhalb Monate lang frisch zur Verfügung steht. Doch bevor wir uns die erste Charge der Scharzwurzeln ansehen, gehe ich noch einmal kurz allgemein auf die Delikatessgemüse ein. Wenn wir im Internet nach einer Liste der Edelgemüse suchen, erhalten wir meist folgende Antwort:
- Artischocke (Artischockenherz)
- Chicorée
- Schwarzwurzeln
- Spargel
Weitere Kandidaten und die Saatgutqualität
Manchmal wird dabei auch Romanesco erwähnt, dem ich zustimme. Hinzu kommen gelegentlich Knollenfenchel, Blumenkohl und Brokkoli, und je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr Gemüsesorten kommen ins Spiel. Doch welche man auch hinzufügt oder weglässt, diese bleiben sicher dabei:
- Artischocken (Artischockenherzen oder ganz junge Artischocken)
- Schwarzwurzeln
- Spargel
Wir kultivieren alle drei im Hausgarten, wobei Artischocken (‚Grüne auch Laon‘ [1]) bei uns wirklich gut gedeihen und der Spargel sowieso. Nur die Schwarzwurzeln sind unbeständig. Allerdings schreibe ich diese Unkalkulierbarkeit dem Saatgut zu, dessen Qualität in den letzten zehn bis zwölf Jahren deutlich nachgelassen hat, sowohl in Bezug auf Keimfähigkeit als auch Sortenstabilität.
Deshalb säe ich mittlerweile schon drei verschiedene Sorten auf einem Beet (siehe 9. April) in der Hoffnung, dass zumindest eine gut gedeiht. Dieses Jahr sind sie einigermaßen gut aufgegangen und gewachsen. An den Stellen, wo Ausfälle waren, habe ich später Knollenfenchel nachgepflanzt, was gut funktionierte, ohne dass die Kulturen sich gegenseitig beeinträchtigten.
Die Ernte
Die Schwarzwurzeln sind nun ausgereift und bleiben den Winter über im Boden. Sie werden bis Anfang März als Wintergemüse direkt vom Beet geerntet, wenn der Boden frostfrei ist; ein Teil wird locker mit Laub abgedeckt, damit Frost das Herausholen nicht behindert. Um die bis zu 30 Zentimeter langen Wurzeln unbeschädigt zu ernten, grabe ich mit einem schmalen Meliorationsspaten (Drainagepaten) einen Schacht fast bis zu den Wurzeln, die dann von der anderen Seite herausgehoben werden. Dank meiner Tiefkulturbeete und dem sandigen Boden ist das Ausstechen kein Problem.
Erster Erntebericht der Saison
Die gestrige Ernte war ein erster Test, wie die Kultur gelungen ist. Auf einer Skala von 1 bis 10 bewertete ich sie mit 7, was für meine Verhältnisse gut ist. Frühere Jahre lagen bei 4 bis 5, einmal erreichte ich eine 10, wahrscheinlich mit ‚Hoffmanns schwarze Pfahl‘ (Bild unten).
Von einer 80 Zentimeter langen Reihe erntete ich gut 500 Gramm Edelgemüse, nach dem Putzen waren es 485 Gramm. Das entspricht etwa zwei Kilogramm Wurzeln pro Quadratmeter. Drei könnten es sein [3].
Schwarzwurzeln richtig genießen
Etwas unbedacht wurden sie von mir im Anschluss zu einer Gemüsepfanne mit Lachs und Sahnesauce verarbeitet, wobei das edle Aroma der Schwarzwurzeln etwas zu stark von den anderen Gemüsen und der gut gewürzten Sauce überdeckt wurde.
Man sollte das Wurzelgemüse also besser nicht mit anderen Gemüsen mischen. Es wird wohl besser kurz gedünstet und dann nur mit Butter für sich allein serviert; nicht als Mischgemüse und dergleichen.
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P.S. Ich überlege gerade, ob unser Rezept für die Sahne-Gemüsepfanne (mit Käse überbacken) schon auf diesem Blog zu finden ist… Wenn nicht, hole ich das bald nach.
Weitere Bemerkungen
[1] Auch als ‚Vert de Laon‘ bekannt, eine alte samenfeste Sorte, die auch bei uns keimfähigen Samen ausreifen lässt.
[2] Die Ernte war super und die Wurzeln hatten alle eine gleiche Qualität. Allerdings waren damals meine Beete noch nicht tief gelockert und sie waren im Untergrund besonders durch das Hochwassser von 2002 (Müglitztal) hart und verdichtet. Aus diesem Grunde haben die Schwarzwurzeln in der Pappkiste alle die gleiche Länge von 25 Zentimeter, dann das entsprach genau die Tiefe des lockeren Mutterbodens.
[3] Nach Buro/Meißner/Reinhold/Vaniceck; Freude am Garten; Berlin 1978, Seite 240 sollten im Kleingarten Erträge von zwei bis drei Kilogramm pro Quadratmeter möglich sein. Hier findet sich auch die Angabe zum Pflanzenabstand von 10 Zentimeter in der Reihe und 30 Zentimeter Reihenabstand, obwohl ich denke, dass der Reihenabstand auch auf 22 bis 25 Zentimeter reduziert werden könnte:
Zu lesen ist bei Laber H. / Lattauschke G.; Gemüsebau; Stuttgart (Hohenheim) 2020; Seite 316 … dass im Frischmarkt-Anbau die Bestandsdichte auf 50 Pflanzen pro Quadratmeter gesetzt werden kann. In der industriellen Kultur werden sogar Bestandsdichten von 70 bis 80 Pflanzen pro Quadratmeter empfohlen.
Hier lese ich soeben auch, dass es bei der Kultur wichtig ist, um den 15. April zu säen, damit die Schosserbildung reduziert wird. Später säen ist aber auch nicht gut, da dann die Erträge signifikant geringer werden. Wichtig ist weiterhin, dass die Pflanzen in der Hauptwachstumszeit der Wurzeln nicht trocken stehen. Das ist die Zeitspanne von Anfang bis Mitte Juli.