Bild oben: Zwiebeln von etwa einem Zentimeter Durchmesser. Ob ein Teil davon Luftzwiebeln (Bulbillen) sind, kann ich noch nicht sagen.
🧅 Heute geht es um den Schlangen-Lauch, Allium scorodoprasum L., als eine Art, die dem Küchen-Knoblauch (Allium sativum) recht nahe steht. Recht oft wird der Schlangen-Lauchauch allerdings mit dem sogenannten Schlangenknoblauch (Allium sativum var. ophioscorodon) verwechselt [1]. Dieser Schlangenknoblauch wiederum, ist eine Varietät des gewöhnlichen, zuvor genannten Küchen-Knoblauchs.
Wer sich mit dem Schlangen-Lauch beschäftigt, sollte um diese kleine Misslichkeit wissen, schon wenn es darum geht, die Zwiebelchen beim Händler der Art entsprechend echt zu erwerben.
Warum Verwechslungen möglich sind
Die besagte Verwechslung ist damit begründet, dass die Luftzwiebelchen des Schlangen-Lauchs (sie wurden früher gern in der Küche verwendet) Rockenbolle genannt wurden – also “Roggen-Zwiebel” [2]; aber nur diese Zwiebelchen. Nicht die Pflanze selber!
Der Schlangenknoblauch wiederum, der ebenfalls Luftzwiebelchen ausbildet, besitzt in manchen Gegenden den Namen Roggenbolle oder Rocambole-Knoblauch. Hier bezieht sich die Namensgebung auf die Pflanze! Es hat eine Weile gedauert, bis ich dazu eine Schriftquelle gefunden habe. Unten ist sie aufgeführt [3]. Ergänzend ist zum Schlangenknoblauch aber noch zu bemerken, dass es dort wiederum eine Varianten-Gruppe gibt, welche sehr viele und sehr kleine, längliche Bulbillen ausbildet; eine weitere Gruppe wenige und relativ große.
Beim Verwechslungs-Thema kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu und zwar ist der Schlangen-Lauch eine Ackerbegleitflora (wie auch der Klatschmohn), also eine wilde oder halbwilde Art, die aus Anatolien und Zentralasien mit dem Getreidebau oder auch mit dem Weinbau zu uns nach Mitteleuropa gekommen ist. Daneben gibt es dann auch noch eine ähnlich einzuordnende, halbwilde Form des Schlangenknoblauchs: den Weinbergslauch. Beide wachsen halbwild in Weinbergen. Von beiden wurden die Luftziebelchen geerntet und weniger die Zwiebel-Zehen im Boden.
Der Anbau
Da der Schlangen-Lauch frĂĽher auch in der KĂĽche verwendet wurde, halte ich es fĂĽr sinnvoll, diesen selber einfach mal fĂĽr diesen Gebrauch zu testen.
Zunächst muss er dafür erst einmal kultiviert werden. Für diese Zwecke habe ich mir Anfang September (im letzten Jahr) kleine Zwiebelchen schicken lassen und diese gepflanzt. Einen Teil am 9. September 2023 und einen Teil Anfang November. Bei letzteren wollte ich sehen, wie lange sie lagerbar sind, doch weil sie zu treiben begannen, kamen sie dann auch noch in den Boden.
In alten Kulturanleitungen ist zu lesen, dass sandiger nicht zu nasser Boden optimal ist. Pflanzabstand: 15 Zentimeter. Pflanztiefe: zwei bis drei Zentimeter. Dass die Rockenbolle gut auf sandigen Boden gedeiht, unterscheidet sie vom Knoblauch, welcher lehmigen Grund liebt.
Den kalten Winter 2023/2024 haben alle gut überstanden. Die im September gepflanzten sind denen vom November in Größe etwas überlegen, womit es sicher ein guter Tipp ist, im September zu pflanzen.
Ihren Blütentrieb entwickelt die Art schneller, als der Knoblauch Ende April (Foto) und mit dem Aufwachsen des Blütenstängel setzt dann ein rasches Höhenwachstum ein. Das ist zunächst der Stand der Dinge.
Erläuterungen und Quellen
[1] Verwechslungen finden sich bereits in alter Gartenliteratur, wie in einem Longseller des 19. Jahrhunderts. Hier ist der Schlangenknoblauch richtig beschrieben, aber der botanische Name falsch vergeben:
GAERDT, Heinrich und NEIDE, Eduard; Wredow’s Gartenfreund; Berlin 1881 (16. Auflage); Seite 579:
„Roccambolle. Schlangenknoblauch. Allium ScorodĂłprasum L. [falsch!] Franz. Ail d’Espagne ou Rocambole. Engl. Rocambole Garlick. In Deutschland wild. Aus der zusammengesetzten Zwiebel kommt ein 1 Meter hoher, vor der BlĂĽte schlangenartig gewundener Stängel, mit flachen, fein gekerbten Blättern, welche zweischneidige BlattĹżcheiden haben; die kleinen, rötlichen Blumen Ĺżtehen in rundlicher Dolde und tragen darin später zwiebelartige Knospen, aus denen die Pflanze, wie aus der Wurzelbrut , vermehrt wird. Diese pflanzt man im Herbst oder FrĂĽhjahr 15 Zentimeter. von einander in ein lockeres, nicht frisch gedĂĽngtes Land, und behandelt sie, wie beim Knoblauch angegeben. Die Zwiebeln schieĂźen erst im zweiten Jahre in Samen. Sie sind von weniger scharfen Geschmack; in der feinen Kochkunst nutzt man besonders die Zwiebeln aus der Dolde.“
[2] Sie wuchsen frĂĽher in Roggenfeldern quasi als Unkraut.
[3] GARCKE; Illustrierte Flora von Deutschland; (2. Auflage) Berlin 1922, Seite 195: „Allium Scorodoprasum L., Schlangen-L. H. 0,60 — 1,00. Blätter flach, am Grunde rauh; BlĂĽtenscheide langgeschnäbelt; Blh. dunkelpurpurrot; Staubfäden kĂĽrzer als die BlĂĽtenhĂĽlle, Mittelspitze viel kĂĽrzer als der ungeteilte Grund. 2^. Zwischen GebĂĽsch, Waldränder, Weinberge, zerstreut. Juni. Juli. Die größeren Zwiebeln aus der Dolde sind unter dem Namen Rockenbolle bekannt.“