Hinweis und Vorbetrachtung
🌽 Da ich heute wenig Zeit habe, einen thematischen Blog-Artikel zu schreiben, der – auch wenn er simpel zu sein scheint – einiger Recherchen bedarf, will ich wenigstens ein paar gedankliche Notizen zu einem Thema machen, welches ich später noch ausführlicher beleuchten werde. Es geht um die Frage, der Selbstversorgung und “Selbstversorgung mit Garten” was in den in den letzten Jahrzehnten ziemlich populär geworden ist. Ich halte es für wichtig, nun einmal ein Resümee zu ziehen. Einerseits ist es ein wirklich interessantes Thema. Andererseits ein wenig irreführend, wenn jemand wirklich meint, dass er sich mittels Garten einmal autark ernähren könnte.
Die Irrlichterei, die ich damit meine, hat ganz verschiedene Ansätze, die ich hier einmal gedanklich unsortiert festhalten möchte.
Eigene Lebensmittelversorgung aus dem Garten?
Die Vorstellung, besonders aus den Klientel der Vegetarier, Veganer und Rohköstler, mittels Garten die eigene Lebensmittelversorgung sicherstellen zu wollen, ist völlig illusorisch, so meine ich. Wenn wir uns einigermaßen, vom Grunde her mit selbst produzierter Nahrung selbst versorgen wollen, dann nur mit Gemüseanbau und Kleintierhaltung kombiniert – am einfachsten mit der Hühnerhaltung. Die Obstgärtnerei kann ergänzend sein und die Imkerei … sie ist nicht nur eine Ergänzung. Betrachten wir aber zunächst nur den Gemüsebau. [Weiterführendes auch hier im Blog-Artikel vom 21.8.24.]
Der Eigenanbau ist nur der erste Schritt
Dabei sei hier schon bemerkt, dass die Eigenversorgung nicht nur das Anbauen von Obst und Gemüse ist, sondern auch das Ernten (es ist oft aufwendiger, als wir denken), wie auch die Weiterverarbeitung. Letzteres ist im einfachsten Falle die gekonnte Zubereitung und gegebenenfalls die Haltbarmachung der Ernte. Für all diese Arbeiten sollten wir mindestens drei bis vier Stunden pro Tag an Arbeit einkalkulieren. Mann und Frau würden also im Haushalt (um ein Beispiel zu nennen) jeweils zwei Stunden für diese Arbeiten aufbringen müssen und diese Kalkulation ist wirklich realistisch, wenn man es über Jahre hinweg betrachtet.
Um hier ein paar Kennzahlen allein für die gartenbaulichen Dinge zu liefern, ist erst einmal festzuhalten, dass ein Haushalt mit zwei motivierten Hobbygärtnern per Hand längerfristig nicht mehr, als 200 Quadratmeter Gemüseanbaufläche und 400 bis 600 Quadratmeter Gesamtfläche (mit Obstgärtchen) bewirtschaften kann. Wer dann noch gut zu gärtnern vermag, der schafft es, von diesen 200 Quadratmetern Anbaufläche ein Kilogramm Gemüse [1] pro Tag zu ernten. Ich rechne dieses eine Kilogramm in Kilokalorien um. Das sind zum Beispiel (ca.-Werte):
- Frühkartoffeln: 800 kcal
- Karotten: 410 kcal
- Tomaten: 180 kcal
- Brokkoli: 340 kcal
- Gurken: 150 kcal
- Zucchini: 160 kcal
- Paprika: 210 kcal
- Blumenkohl: 250 kcal
- Spinat: 230 kcal
- Kopfsalat: 150 kcal
Mit einem Kilo Gemüse können wir also grob gerechnet (schön-gerechnet) im Durchschnitt 300 kcal aus dem Garten pro Tag heraus-ernten. Das sind jeweils 150 kcal für Mann und Frau. Nötig wären grob gerechnet aber 2400 kcal pro Person. — Lieber Leser, merkst du, worauf ich hinaus will?
Kombinieren wir unseren Garten doch mit einer Tierhaltung. Die Hühner sollen hier als Beispiel dienen (ihre Haltung ist am effizientesten). Haben wir also Hühner, dann können wir mit modernen Methoden [2] und – sagen wir 25 Hennen im Gehege – ohne nennenswert zeitlichen Mehraufwand mit 20 Eiern pro Tag (die geschlachteten Hühner noch nicht eingerechnet) und 70 kcal pro Ei = gesamt = 1400 kcal pro Tag vereinnahmen. Pro Person sind das 700 kcal, was natürlich auf die Dauer auch nicht ausreichend ist.
Eier aus unserer eigenen „Ernte“. |
Wer es nun aber noch schafft, pro Person ein Bienenvolk zu halten, der kann pro Volk durchaus mit 30 Kilogramm Honig pro Jahr rechnen. Wenn ein Kilo Honig 3000 kcal abgibt, dann sind das ganz grob gerechnet nochmal 250 kcal pro Person.
Addieren wir nun einmal die drei Werte vom Gemüse (150 kcal), Eier (700 kcal) und Honig (250 kcal), dann kommen wir schon mal auf erquickliche 1100 kcal, die immerhin das Überleben einem Menschen sichern könnte. Zudem liefert ja solch ein hypothetischer Selbstversorgerhof auch noch Obst und Suppenhühner.
Neben diesen Zahlenspielen ist es ja auch noch so, dass uns auch die Natur Nahrung bietet. Das sind Kräuter, Beeren und Pilze. Und da wir hier bei dieser Rechnung nicht völlig weltfremd sein wollen, haben wir in der einigermaßen zivilisierten Welt auch noch etwas Mehl, Fett und Zucker zur Verfügung. Selbst wenn wir nur einer typischen Rationierung von Lebensmitteln direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs folgen, so bestand dort eine Tagesration pro Person (Beispiel Wien, ca.-Werte) [3] aus:
- 300 Gramm Brot: 800 kcal
- 50 Gramm Fett: 450 kcal
- 20 Gramm Zucker: 80 kcal
In Summe sind das 1330 kcal, die wir unseren selbst produzierten 1100 kcal zuschlagen, und damit auf 2430 kcal pro Person kommen.
Fazit
Wer sich nun mit dem Gedanken trägt, in Sachen Eigenversorgung eine Lebensmittel-Selbstversorgung anzusteuern, hat mit dem oben gemachten Zahlenspiel (mehr soll’s nicht sein) einen ungefähren Maßstab für jeden Teilbereich eines solchen Konzepts.
Ich möchte mit diesem Maßstab auf keinen Fall die Wichtigkeit des Eigenanbaus von Obst und Gemüse anzweifeln. Dieser ist schon deshalb wichtig, weil wir sicher nirgend ein besseres Biogemüse preiswerter beziehen, als aus dem eigenen Garten. Wer es vermag eine kleine Hühnerhaltung einzurichten, der kann mit ähnlichem Zeiteinsatz und Gelände-Umfang enorm mehr Nahrungsmittel selber produzieren, als allein auf gärtnerische Art und Weise. (siehe auch Waldgarten und Hühnerhaltung, Beitrag vom 12.7.2024).
Preppern: Man muss es nicht übertreiben, doch nichts Tun ist auch keine Lösung… |
Der Tipp für die Prepper
Wer nicht nur Selbstversorger sein, sondern sich auch als Prepper auf Notzeiten vorbereiten möchte, kann von meinen gemachten Rechenbeispielen auch profitieren, indem er doch auch gewisse Prioritäten bei den Lebensmittel-Gruppen herauslesen kann:
Wer einen ausreichenden Vorrat an Mehl, Fett und Zucker hat – dazu etwas an trockenen Hülsenfrüchten (Linsen, Bohnen, Erbsen) und ein paar Fleischkonserven – der hat das eigentliche Fundament einer autarken Eigenversorgung gelegt. So schön es auch wäre. Der Gemüse-Garten ist es nicht.
Siehe auch: “Selbstversorgung ohne Garten” Ein Kalender-Almanach von Gisela und Thomas Jacob (Eigenwerbung).
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[1] Ich zähle zum Gemüse hier die Kartoffeln (meist sind es Frühkartoffeln) mit.
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[2] Eigenwerbung: Gisela und Thomas Jacob; Garten und Hühnerhaltung rentabel kombiniert; Dohna 2020
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[3] https://web.archive.org/web/20240721225900/
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/
Lebensmittelversorgung_in_Wien_in_der_Besatzungszeit