Spät Hügeln, gesünderer Boden, mehr Ernte: Der Trick für perfekten Spargel im Kleingarten

Spargelbeet nicht gehügelt

Bild: Erste Spargelspitzen am 21. April – sie schießen nun in Büscheln – morgen erst der Hügel! Spannung im Beet!

[Übersicht: Spargel selber anbauen]

Die meisten Leser dürften wissen, dass der Anbau von Bleichspargel untrennbar mit dem sogenannten Anhäufeln verbunden ist – jenem Vorgang, bei dem der Spargel in Erddämmen kultiviert wird.

Und: Wer bereits einmal eine Dokumentation über die Erntesaison in den deutschen Spargelanbaugebieten gesehen hat, hat vermutlich jene eindrucksvollen, bis zu 40 Zentimeter hohen Dämme vor Augen. Allein der Gedanke daran lässt viele Hobbygärtner davor zurückschrecken, dieses edle Gemüse selbst anzubauen.

Spargelfeld
Übrigens: Im Garten sind solche Dämme nicht nötig! [1]
Doch gleich vorweg: Diese monumentalen Dämme sind ein Produkt des industriellen Anbaus, der – vom Stechen einmal abgesehen – weitgehend mechanisiert ist.

Für den Kleingarten hingegen gilt: Weniger ist mehr. Dort wird der Spargel etwa spatenstich-tief unter das Bodenniveau gepflanzt. Zum Anhäufeln genügt später ein moderater Erdwall von 15 bis 20 Zentimetern – wenn überhaupt.

Spargelbeet aufgesetzt
So sieht der aufgesetzte Hügel am 22. April aus…

Temporäre Erddämme und flexible Beetnutzung

Der Erddamm bedeckt den Spargel nicht das ganze Jahr über, sondern nur während der Erntezeit – typischerweise von Anfang April bis zum 24. Juni. Danach wird der aufgeschichtete Boden wieder verteilt, meist auf die angrenzenden Beete. Diese werden dann neu eingesät, etwa mit Buschbohnen, oder mit Grünkohl oder Porree bepflanzt.

Der Nebeneffekt dieser alljährlichen Bodenbewegung: Der Boden bleibt dauerhaft locker, krümelig und gut durchlüftet.

Ich selbst handhabe es mittlerweile so, dass ich den Erddamm für den Bleichspargel erst sehr spät aufschichte – meist um oder nach dem 20. April. Dieses Datum markiert bei uns erfahrungsgemäß den eigentlichen Beginn der Spargelsaison. Zwar durchbricht gelegentlich schon Anfang des Monats die eine oder andere Stange die Erde, doch das sind eher Ausnahmen.


Luftige Böden und gezielte Stickstoffnutzung

Warum also dieses späte Aufhäufeln? Der Grund ist einfach: Ich nutze die Zeit bis zuletzt, um den Boden zu lockern und gezielt zu düngen. Denn bei Spargel ist eine kontinuierliche, angepasste Düngung unerlässlich. In meinem Garten setze ich dafür auf eine Jauche, die mit Hühnerdung angesetzt wird – reich an Stickstoff, Phosphor, Kalium und Kalk [2]. Alternativen wären denkbar, doch diese Mischung hat sich bewährt.

Spargel gehört zu den Kulturen mit hohem Stickstoffbedarf in der vegetativen Phase. Stickstoff fördert nicht nur das oberirdische Wachstum, sondern auch die Einlagerung von Reservestoffen in den Rhizomen.

Entscheidend ist jedoch der Zeitpunkt: Organischer Stickstoff entfaltet seine Wirkung erst bei Bodentemperaturen über 10 bis 15 °C. Darunter verläuft die mikrobielle Umsetzung – insbesondere die Nitrifikation – nur schleppend. Das optimale Temperaturfenster für diese Umwandlungsprozesse liegt bei etwa 15 °C.

Ein ineffizienter Düngezeitpunkt führt nicht nur zu Verlusten durch Auswaschung, sondern auch zu Umweltbelastungen – etwa durch die Bildung von Nitrat im Grundwasser. Das sollte unbedingt vermieden werden.

Spargel schießt
Erste Spargelspitzen am 21. April – sie schießen nun in Büscheln. Der erste Spargel wird noch ohne Hügel gestochen…

Düngeprinzipien im zeitlichen Rhythmus

Entsprechend dünge ich zwischen März und dem 20. April in drei sehr moderaten  Gaben – abgestimmt auf die jeweils aktuellen Temperaturen. Diese ersten Düngergaben „füttern“ vor allem das Bodenleben [3], während der Spargel noch ruht.

Wichtig! So lange der Spargel sprießt und kein Laub ausbilden darf, zieht die Pflanze ihre Energie hauptsächlich aus den Reservestoffen ihren fleischigen Wurzeln (Speicherwurzeln). Diese Stoffe, vor allem Kohlenhydrate, wurden in der vorherigen Vegetationsperiode durch die grüne Masse (Spargelkraut) eingelagert. Aus diesem Grunde wird während der Spargelsaison (Ernte) gar nicht gedüngt.

Erst nach dem Ende der Erntezeit, also nach dem 24. Juni, beginnt die Phase der kräftigeren Düngung, wieder in drei Gaben verteilt. Dann wächst das Kraut durch und die Pflanze ist in der Lage, die Nährstoffe effektiv aufzunehmen und in den Wurzeln für das kommende Jahr einzulagern.

Wiederum: Eine Düngung im Oktober wäre hingegen vergeudet – der Spargel kann dann keine Reserven mehr einlagern.

Bodenpflege im Herbst: Kompost als Lebensraum

Was jedoch im Herbst noch sehr wohl sinnvoll ist: Die Aktivierung des Bodenlebens. Ich decke das Spargelbeet nach der Saison mit halb verrottetem Kompost ab, der als Mulch bis zum Frühjahr auf dem Beet verbleibt. So wird der Boden geschützt und mit organischer Substanz angereichert – ein Beitrag zur langfristigen Bodengesundheit und Fruchtbarkeit.

Grünspargel

Die oben geschilderten Prinzipien gelten im Wesentlichen auch für Grünspargel – mit dem Unterschied, dass hier nicht angehäufelt wird.

Anmerkungen

[1] Bildquelle ©Gerd Eichmann 2017;
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rastatt-Spargelfeld_zwischen_Niederbuehl_und_Foerch-06-2017-gje.jpg

[1] Hühnerdung-Jauche: Reich an Stickstoff, Phosphor, Kalium und Kalk. Unterstützt den bevorzugten pH-Wert für Spargel (6,5–7,5), verbessert die Bodenstruktur und fördert kräftige Stängel. Die Jauche sollte stark verdünnt (1:10 bis 1:20) ausgebracht werden, um Wurzelschäden zu vermeiden.

[2] Wissenschaftlich betrachtet: Eine lockere Bodenstruktur erhöht die Sauerstoffverfügbarkeit und fördert damit die Aktivität nitrifizierender Bakterien wie Nitrosomonas und Nitrobacter. Gleichzeitig wird das Risiko anaerober Prozesse – etwa der Denitrifikation mit Lachgasverlusten – reduziert.

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