Mein Blick auf das Mulchen
◾ Wer schon einmal einen meiner Beiträge über das Mulchen gelesen hat, wird bemerkt haben, dass ich nicht zu denjenigen gehöre, die begeistert über diese ergänzende Anbautechnik schreiben. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Der Hauptgrund ist, dass es sich um eine sehr spezielle Kulturmethode handelt, bei der viel schiefgehen kann – und in der Regel auch schiefgeht.
So effizient, wie oft behauptet, ist der Mulchanbau nicht, denn wenn er das wäre, würde er im biologischen Gartenbau höchste Erträge versprechen und wäre bei Profis weit verbreitet. Die Landwirtschaft klammere ich hier der Einfachheit halber einmal aus.
Theorie und Praxis
Grundsätzlich verfolgen Mulch-Befürworter die Idee, dass die Streuauflage (Litter) – also das abgestorbene Pflanzenmaterial wie Blätter, Nadeln und Zweige, das sich auf der Bodenoberfläche ansammelt – äquivalent zur natürlichen Bodenbildung als „Flächenkompost“ auf der Anbaufläche verbleiben sollte. Dies soll die Bioaktivität der darunter liegenden Bodenschicht fördern und das schnelle Austrocknen des Bodens verhindern. Soweit zur Theorie. In der Praxis sieht das jedoch oft anders aus.
Wird die Mulchschicht falsch angewendet, kann sie dem Boden Stickstoff entziehen. Ein weiterer negativer Effekt, besonders im Hausgarten, ist das Anlocken von Ratten und Mäusen, die sich unter dem Mulch recht wohlfühlen – vor allem im Winter. Viele Hausbesitzer und Gartenfreunde bemerken das nicht, weil sich die Tiere versteckt halten. Doch wenn im Winter feiner Schnee fällt, wird man überrascht sein, welche Spuren sich im Pulverschnee finden lassen … falls man genau hinschaut.
Der klassische Komposthaufen im Kleingarten
Die oben genannten Beobachtungen und einige weitere Gründe führen dazu, dass im Kleingartenbereich häufig die Streuauflage der Natur sowie sämtliche organischen Abfälle aus dem Haushalt auf dem klassischen Komposthaufen landen. Nachdem das Kompostmaterial nach etwa einem Jahr verrottet ist, wird es üblicherweise gesiebt und auf die Beete aufgebracht. Richtig angewendet wird der Kompost dabei nur oberflächlich verteilt und nicht untergegraben.
Die Kombination von Flächenkompostierung und Komposthaufen
Ohne hier weiter ins Detail gehen zu wollen, gibt es auch eine Methode, die die natürliche Flächenkompostierung mit dem herkömmlichen Komposthaufen kombiniert. Dabei wird jede ausreichend große, temporär ungenutzte Fläche im Garten zu einem „Beet-Komposthaufen“ umgewandelt. Man könnte dies auch als temporäres Mulchen bezeichnen.
Temporäres Mulchen im Gemüsegarten
Das temporäre Mulchen basiert auf der Idee, die im Gemüsegarten ungenutzten Flächen als Übergangs-Mulchflächen zu verwenden – und wenn genügend Material vorhanden ist, auch für kleine Komposthaufen. Viel mehr muss dazu zunächst gar nicht gesagt werden. Wichtig bei dieser Methode ist, dass Kompostmaterialien in verschiedenen Verrottungsstufen gemischt werden und die Schicht regelmäßig in Bewegung bleibt. Das bedeutet, dass sie gelegentlich aufgelockert oder an eine andere Stelle umgesetzt wird. Zudem füttere ich die Beet-Komposte regelmäßig mit Hühnermist oder einer entsprechenden Jauche.
Heute Morgen hab ich diesen Auberginenbusch abgeerntet… |
…und nun ist verschiedener Kompost aufgebracht. Fertig. |
Hier ist noch ein zweiter temporärer Kompost. Hier landen derzeit Garten- und Küchenabfälle und einmal pro Woche wird umgesetzt. |
Warum der Kompost bewegt werden sollte
Ein weiterer Grund für das regelmäßige Bewegen des Komposts ist nicht nur die schnellere Verrottung, sondern auch, um zu verhindern, dass sich Nagetiere einnisten. Besonders im Herbst ist es wichtig, dass sich keine Igel für den Winterschlaf in diesen Mulchhaufen einrichten.
Vorteile des temporären Mulchens
Der Vorteil dieser temporären Mulchmethode liegt darin, dass weniger Fläche für den regulären Kompostplatz benötigt wird und die Stelle unter dem temporären Mulch – selbst wenn er nur 14 Tage liegt – signifikant bodenbiologisch aktiviert wird. Natürlich nimmt diese Aktivität ab, je weiter der Winter voranschreitet und die Kälte zunimmt.
Höhere Erträge durch aktivierten Boden
Meine Beobachtung ist, dass ein so aktiviertes Stück Land anschließend deutlich höhere Erträge bringt als ohne diese Maßnahme – und ich vermute sogar höhere Erträge als beim herkömmlichen Mulchanbau. Probier es einfach selbst aus, anders wirst du die Wirkung nicht beurteilen können. 😏
Bisherige Artikel zum Thema
(Beiträge auf derkleinegarten.de)
- Mulchen im Garten – Vorteile und eine noch bessere Alternative
- Gare, Bodengare (Vollgare, Teilgare)
- Kompostierung – biologische Prozesse im Komposthaufen einfach erklärt (Bodenorganismen)
- Bodenorganismen und Nährstoffkreisläufe. Die Grundlage biologischer Düngung.