Bild: Meine Pflanzkartoffeln warten so von April an auf ihren Einsatz im Sommermonat Juli.
🥔 Viele Kleingärtner wissen, dass man auch im Sommer – idealerweise in der ersten Julihälfte – noch erfolgreich Kartoffeln pflanzen kann. Entscheidend sind schnell reifende Sorten, also Frühkartoffeln, die nach 60 bis 70 Tagen erntereif sind. Letztes Jahr hatte ich mit der Sorte ‚Annabelle‘ eine besonders gute Ernte und darüber bereits im November berichtet.
Mein Erfolgsrezept: Vorkeimen für einen Vorsprung
Kartoffeln haben wir schon öfter im Sommer gepflanzt – meist mit den kleineren, ausgelesenen Speisekartoffeln aus dem Supermarkt. Die Ernten waren zwar nie riesig, aber immerhin besser als gar nichts – und viel Arbeit hat es auch nicht gemacht.
Zum ersten Mal habe ich jedoch im letzten Jahr (2024) vorgekeimte Pflanzkartoffeln für die Spätpflanzung genutzt. Diese wurden Ende Mai auf einem regionalen Markt gekauft. Interessanterweise waren sie als erste, frühe Speisekartoffeln ausgewiesen, laut Händler sogar aus deutschem Anbau [1].

Und hier zeigte sich ein deutlicher Unterschied. Zwar kann ich noch keine konkreten Ertragszahlen nennen – die folgen hoffentlich in diesem Jahr – doch die Ernte war spürbar größer als zuvor.
Deshalb habe ich mich dieses Jahr bereits im März auf die Juli-Pflanzung vorbereitet und reichlich mit der Sorte ‚Annabelle‘ eingedeckt. Zusätzlich plane ich, im Mai eine zweite Sorte hinzuzukaufen (‚Christa‘), um etwas mehr Vielfalt in diesem Test zu haben. Außerdem kommt noch eine eigene, mittelfrühe ungarische Selbstversorger-Sorte dazu.
Zwei gestaffelte Pflanzungen für eine lange Ernte
Gerade der Platzmangel brachte mich auf eine Idee: Warum nicht Frühkartoffeln in zwei Wellen anbauen? Die erste Charge kam bereits Ende März in die Erde. Der zweite, größere Satz folgt dann im Juli. Das ist der Plan.
Ein weiterer Vorteil dieser Methode: Frühkartoffeln schmecken direkt nach der Ernte am besten. Im Frühjahr nennt man sie oft „Spargelkartoffeln“, weil sie zur Spargelzeit frisch vom Feld kommen. Durch die Staffelung gibt es bei uns nun aber zweimal im Jahr diese Delikatesse, die sich durch zarte Schale und intensives Aroma auszeichnet.
Die Lösung eines weiteren Problems – mehr dazu im Video
Ein zusätzlicher Pluspunkt dieser Methode: Sie löst ein typisches Problem kleiner Gärten. Im Frühjahr ist der Gemüsegarten oft schon mit anderen Kulturen belegt, sodass kaum Platz für Frühkartoffeln bleibt. Mit der Staffelung kann man dieses Platzproblem umgehen. Mehr dazu erkläre ich in meinem Video:
Welche Sorten eignen sich für die Juli-Pflanzung?
🥔 Für eine Pflanzung im Hochsommer eignen sich vor allem Frühkartoffeln mit etwa 80–90 Tagen Reifezeit. Doch auch mittelfrühe Sorten mir 100 Tagen können noch erfolgreich angebaut werden. Entscheidend ist, dass sie schnell wachsen und hitzetolerant sind.
Vorkeimen: Der Schlüssel zum Erfolg
Ein entscheidender Punkt für die Juli-Pflanzung ist das rechtzeitige Vorkeimen. Wir müssen die Pflanzkartoffeln bereits im Frühjahr vorbereiten, damit sie später sofort loswachsen können.
Dazu reicht eine einfache Lagerung bei Licht:
✅ Die Kartoffeln kommen in eine flache Kiste.
✅ Sie werden an einen hellen, trockenen Platz gestellt – z. B. ans Nordfenster der Gartenlaube.
✅ Durch das Licht bilden sich kurze, kräftige Keime (sogenannte „Lichtkeime“).
So halten die Kartoffeln problemlos bis zum Sommer durch – und haben bereits ihre „Fühler“ für das Wachstum ausgestreckt.
Warum nicht einfach Kartoffeln der Märzpflanzung ernten und gleich wieder pflanzen?
Übrigens, wenn wir nicht vorkeimen…
🥔 Werden Kartoffeln im Juni frisch aus dem Boden geholt und gleich wieder eingesetzt, passiert oft erst einmal: nichts.
Warum? Sie befinden sich in der natürlichen Ruhephase (Dormanz).
Diese „Schlafphase“ ist genetisch bedingt und schützt die Knollen in der Natur davor, zu früh wieder auszutreiben. Wilde Kartoffeln aus Südamerika (Peru, Bolivien) haben eine besonders lange Dormanz, weil sie erst nach der Regenzeit im Frühjahr keimen sollen. Bei modernen Züchtungen ist die Ruhezeit kürzer – aber dennoch vorhanden.
Indem wir die Pflanzkartoffeln schon Monate vorher ins Licht legen, tricksen wir die Natur ein wenig aus: Die Knollen merken, dass ihre Ruhezeit vorbei ist und sind bereit für einen kräftigen Austrieb.
Fazit: Wer sich bereits im Frühling auf die Sommer-Pflanzung vorbereitet, kann auch im Spätsommer noch eine tolle Kartoffelernte einfahren!
Und noch ein Vorteil der Sommerpflanzung der Kartoffeln
🥔 Prinzipiell haben wir im Juli die Möglichkeit, viele unserer Gartenbeete ein zweites Mal zu bestellen. So können wir beispielsweise vorgezogenen Grünkohl und Romanesco pflanzen – diese werden bereits Ende Mai im Freiland gesät. Auch Buschbohnen eignen sich hervorragend für einen ertragreichen Spätanbau, wenn sie bis zum 10. oder 15. Juli gesät werden.
Doch gerade im Hochsommer stehen wir oft vor dem Problem, dass extreme Hitze und Trockenheit genau in diese Pflanzzeit fallen. Besonders Kohlgewächse leiden dann direkt nach dem Einpflanzen.

In solchen Fällen sind Kartoffeln eine hervorragende Alternative: Ist der Boden sehr trocken, können die Pflanzknollen vor dem Setzen für einen Tag in Wasser eingeweicht werden. So nehmen sie ausreichend Feuchtigkeit auf und kommen anschließend besser mit der Sommerhitze zurecht als viele andere Gemüsesorten.
Ähnlich können wir auch mit Buschbohnen verfahren, indem wir die Samen vorquellen lassen.
Ergänzende Bemerkungen
[1] In Deutschland werden Frühkartoffeln tatsächlich oft unter Folie angebaut, um die Erntezeit zu beschleunigen. Diese Methode, auch als Folienanbau oder Vliesanbau bekannt, wird vor allem in Regionen wie der Pfalz, Niedersachsen oder Rheinhessen eingesetzt. Dabei werden die Kartoffeln früh im Jahr gepflanzt (oft schon im März) und mit speziellen Folien oder Vlies abgedeckt. Das schützt die Pflanzen vor Kälte, fördert das Wachstum durch Wärmespeicherung und ermöglicht eine Ernte ab Ende Mai oder Anfang Juni.
Der Folienanbau ist besonders bei Sorten wie der ‚Annabelle‘ oder ‚Christa‘ beliebt, die als Frühkartoffeln gezüchtet wurden. So können deutsche Landwirte die Vegetationsperiode verkürzen und früher auf den Markt kommen, ohne vollständig auf Importe aus südlicheren Ländern angewiesen zu sein. Allerdings ergänzt der Folienanbau die Importe (z. B. aus Spanien oder Ägypten) eher, da die Mengen aus heimischem Anbau Ende Mai oft noch begrenzt sind. Typische Importländer sind: Andalusien, Sizilien, Zypern Nordafrika oder die Kanarischen Inseln.
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Text und Bilder, T. Jacob 1.4.2025; Ergänzungen am 4.7.2025