◾ Breitlauch, Winterlauch, Welschzwiebel, Spanischer Lauch, Asch- oder Fleischlauch, sind alte deutsche Namen für den Porree, aber auch Pfarrn (?) Phorre, Pforre oder Porre [1]. Manchmal müssen wir nach diesen Namen recherchieren, wenn wir nach alten Anbauanleitungen suchen. Diese sind in der Regel sehr interessant.
In der vorliegenden kleinen Quellenstudie habe ich entsprechende Publikationen und Autoren zusammengefasst. Dort, wo die Literatur im Internet verfügbar ist, habe ich sie verlinkt.
Warum ich nach diesen alten Kulturanleitungen suche
In dieser Quellensammlung findet sich die gern von mir zitierte Gärtnerregel, den Lauch während der Baumblüte zu säen. Sie entdecken sie des öfteren bei JÄGER, Hermann (siehe unten).
Des
Weiteren suche ich nach Hinweisen, ob man
damals bei zeitiger Porree-Aussaat Probleme mit der Vernalisation hatte.
Und
ich suche nach Hinweisen, ob der sogenannte Sommer-Porree (der
eventuell weniger schnell vernalisiert) besonders für die frühen Saaten
Verwendung fand.
Es ist nämlich ein These von mir, dass der Sommer-Porree eine besondere Bedeutung hatte, bevor die Aussaat unter Glas möglich und üblich wurde. Mit der Erfindung des warmen „Mistbeetes“ (unter Glas) war dann der Sommer-Porree obsolet, was wir schon 1795 bei BECHSTEDT lesen (siehe unten).
Quellensammlung (nach Erscheinungsdatum)
–— BIER, A.; Lohnende Gemüsezucht; um 1920; Seite 68
„Die Aussaat
geschieht im März ins halbwarme Mistbeet möglichst dünn. Man kann aber
auch zur gleichen Zeit auf das Saatbeet des freien Landes säen, doch
sind die Pflanzen für den Gebrauch nicht so früh fertig, wie die im
Mistbeet herangezogenen.“
— BOETTNER, Johannes; Gartenbuch für Anfänger; 1921; Seite 112ff
„Aussaat 1. bis 5. März in das Mistbeet, 10 g für jedes Fenster, Pflanzzeit 1. bis 5. Mai.“
— LANGE, Theodor; Allgemeines Gartenbuch. Praktische Anleitung
zur Anlage und Pflege des Bier- und Zimmergartens, des Gemüse- und
Obstgartens für Gartenfreunde und Gärtner; Gemüsebau und Obstbau (Teil
II), Leipzig 1897
„Wir säen denselben so früh wie möglich ins warme Mistbeet und suchen schon hier jedem Pflänzchen freien Raum zu schaffen , indem wir alle zu dicht stehenden verziehen. Neben der Februar-Aussaat können wir auch im Oktober im kalten Kasten aussäen, doch bringen solche Pflanzen oft Blütenstengel, welche sie wertlos machen.
Dieselben sind aber zum frühen Ernten wertvoll. Das Pikieren hat bei
den Porreepflänzlingen denselben schönen Erfolg, wie beim Sellerie und
den Kohlarten, es sollte bei nicht allzu großen Kulturen unbedingt
angewendet werden, und es wird hierzu ein halb warmes oder kaltes
abgeerntetes Mistbeet benutzt.“
— BOUCHÉ, Julius (Königl. Garten- Inspector am botanischen Garten in Bonn); Der Gemüsebau. Eine praktische Anleitung zur Erziehung und Cultur sämmtlicher Gemüse und Küchengewächse; Leipzig 1885; Seite 123, 124
„Die Porré, auch Lauch, Breitlauch genannt, stammt ursprünglich aus der Schweiz, wo sie als zweijährige Pflanze auf mäßig feuchten Gebirgswiesen wildwachsend vorkommt. […] Durch Kultur hat man hauptsächlich zwei Formen, die sogenannte Sommer- und Winter-Porré gezüchtet, die demnach in den verschiedenen Jahreszeiten zum Gebrauch verwendet werden.
Um recht gute Zwiebeln zu erlangen, wird der Samen der Porré bereits frühzeitig im März oder Februar auf einem warmen Mistbeetkasten ausgesät, wo nach erfolgtem Aufgehen des Samens die jungen Pflanzen allmälig durch zunehmendes
Lüften der Fenster abgehärtet werden.“
LUCAS, Dr. Ed. Lucas.; Bibliothek für Landwirtſchaft und Gartenbau. I. Der Gemüsebau; Stuttgart 1894; Seite 270, 271
Man sät den Lauch im März oder April auf lauwarme Mistbeete ; der Same will viel Feuchtigkeit zum Aufkeimen. Die jungen Pflanzen werden auf tief gegrabenes fettes Land im April oder Mai, auf 40 cm entfernte Reihen […] verpflanzt und zwar
Pflanzen 30 cm auseinander.
Bild: Bei LUCAS finden wir auf Seite 270 diese interessante Abbildung eines Riesen-Porree als Sorte: ‚Monströser von Rouen‘ (Rouen ist die Hauptstadt der nordfranzösischen Region Normandie).
— JÄGER, Hermann.; Illustriertes Gartenbuch; Eisenach, im Frühling 1882; Seite 420
„Es gibt Sommer- und Winterporree, doch wird fast nur der letztere angebaut. Um sehr großen Porree zu erzielen, sät man schon im März in das Mistbeet zwischen andere Pflanzen (Sellerie, Karotten, Levkoyen), bald darauf zu späteren Pflanzungen in das freie Land.“
— JÄGER, Hermann; Der praktische Gemüsegärtner · Zweiter Theil [in einem Buch]; Leipzig 1863; Seite 97ff
Dort lesen wir unter weiteren bemerkenswerten Tipps: „Die Pariser Gärtner säen den Porree schon im Dezember [vermutlich unter Glas], verpflanzen
ihn Ende Februar oder Anfangs März und haben so schon im Juli starken
Porree. Man kann auch den Samen schon im Februar sogleich in’s Freie
auf warm gelegene Beete säen [Frühbeet?]. Hierdurch erhält man bis Ende
Mai Pflanzen, die noch gut für den Winter, aber nicht so groß, als die
früher gesetzten Pflanzen werden.“
— RÜMPLER, Theodor (bearbeitet von); Illustrierte Gemüse- und Obstgärtnerei, Verlag von Wiegandt, Hempel & Parey; Berlin 1879 –
524; Seiten 216
„Man sät entweder schon Anfang März weitläufig in das Mistbeet oder erst gegen die Zeit der Baumblüthe in das Land“
— DÜRR, Julius (Handelsgärtner in Laibach); Anleitung zum Gemüsebau sowie Zur Erdbeer- und Champignonzucht; Laibach 1877; Seite 45, 46
„Der
Porree wird im Februar ins Mistbeet, oder wenn es die Witterung
erlaubt, auch gleich ins freie Land recht dünn ausgesäet. Hat er die
Stärke eines Federkiels
erlangt, so verpflanzt man ihn auf die Beete.“
– KULL, Rudolph (Obstgärtner in der Mettlen bei Bern); Der praktische Gemüsebau.; Bern 1871
„Der Lauch ist ein beliebtes, in den meisten Küchengärten mit Sorgfalt angebautes Küchengewächs, das einen eigentümlichen Geruch hat. […] Man kultiviert gewöhnlich den großen Sommer, den kurzen dicken und den gelben Poitou-Lauch, dessen Blätter schilfartig sind.
Der Lauch liebt eine gut gegrabene und gedüngte Erde. Der Same wird schon früh im Frühling ausgesät und leicht mit dem Rechen in den Boden gezogen.
Sobald der Same gekeimt hat, werden die jungen Pflänzchen an den zu dicht stehenden Stellen erdünnert und ſpäter gehäckelt, …“
— SIEDENBURG, H. A.; Handbuch des Gemüse Baues; Oldenburg, 1860.
„Man unterscheidet bei dieser Pflanze zwei Arten: nämlich einen Sommer- und Winterporre. Der Same wird, so früh wie möglich, im Februar oder März ausgesät.
Sind die Pflanzen groß genug zum Versetzen, so pflanzt man sie reihenweise auf Beete sechs Zoll von einander.“
— BECHSTEDT, Johann Kaspar (Handelsgärtner zu Schwensbuy unweit Flensburg); Der Küchengartenbau für den Gärtner und den Gartenliebhaber beschrieben; Schleswig und Leipzig 1795; Seite 144
[…] Der Sommerporre ist zwar früher brauchbar; weil er aber gar zu zart ist und des Winters in Verwahrung gebracht werden muss, so verdient diesem doch der Winterporre, der im folgenden Frühlinge weit länger brauchbar bleibt, unstreitig vorgezogen zu werden.
Sie erfordern beide einerlei Wartung und lassen sich leicht ziehen. Man sät ihren Samen im März auf eine gegen die Sonne gelegene Rabatte von leichter und fetter Erde. oder noch besser, um ihren früheren Wachstum zu befördern, auf ein mäßig warmes Mistbeet und begießt die aufgegangenen kleinen Pflanzen von Zeit zu Zeit.“
Weitere Quellen:
https://web.archive.org/web/20210121022640/https://www.dwds.de/wb/dwb/pforre
https://web.archive.org/web/20240422085753/https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Lauch_(Heraldik)