Bild oben: Ich weiß nicht mehr genau, ob ich im Juli vier oder fünf Pflanzkartoffeln der Sorte ‚Annabelle‘ gesteckt hatte. Die Ernte ist beachtlich.
🥔 Mit den heutigen Beobachtungen zu Kartoffeln in später Kultur – und was dabei zu beachten ist – lassen sich zwei wichtige Feststellungen treffen: Erstens, es lohnt sich durchaus, noch Mitte Juli Kartoffeln zu pflanzen. Zweitens, diese späte Kultur eröffnet die Möglichkeit, wahre Gourmet-Kartoffeln zu produzieren. Dabei handelt es sich um dünnschalige Knollen, die sich hervorragend eignen, um sie beispielsweise im Ofen gebacken mit Schale zuzubereiten und zu genießen. Dies führt uns direkt zum Thema der dünnschaligen Edelknollen.
Gourmet-Kartoffeln selbst anbauen
Kartoffeln mit besonders dünner Schale – wie Frühkartoffeln oder bestimmte Sorten wie ‚La Ratte‘ oder ‚Annabelle‘ – erfordern spezielle Pflege und ideale Anbaubedingungen. Diese Sorten gedeihen am besten in gut gelockerten, nährstoffreichen Böden, die frei von groben Steinen sind, um Beschädigungen der empfindlichen Schale zu vermeiden. Ein sonniger Standort ist ebenso wichtig wie eine gleichmäßige Bewässerung, um das Wachstum zu fördern und die Qualität der Knollen zu sichern.
Um die Schale besonders zart zu halten, sollten die Kartoffeln vor der vollen Reife geerntet werden. Tatsächlich gilt: Je länger eine Kartoffel im Boden ausreift, desto dicker und derber wird ihre Schale. Für Lagersorten ist dies sogar erwünscht, weshalb Herbstsorten nicht voreilig geerntet werden sollten.
Frühsorten hingegen bilden von Natur aus dünnere Schalen, doch auch sie entwickeln dickere Schalen, wenn sie nach der Reife zu lange im Boden verbleiben. In der Praxis werden Frühkartoffeln im Garten oft geerntet, bevor sie die Vollreife erreichen, da wir meist nicht früh genug die ersten frischen Pellkartoffeln zubereiten möchten. Hypothetisch könnten aber auch späte Sorten unausgereift geerntet werden – denn Kartoffeln müssen nicht vollständig gereift sein, um genussfähig zu sein. So lässt sich auch bei späten Sorten die zarte Schale bewahren. Einige Sorten gelten allgemein als Feinschalenkartoffeln (thin-skinned potatoes), darunter die folgenden Beispiele:
Sortenempfehlungen für Feinschalenkartoffeln
- ‚Annabelle‚: Gelbschalig und gelbfleischig, schlanke Knollenform, frühreifend (80–90 Tage), festkochend, sehr feiner Geschmack, hohe Erträge, ideal für Salate oder Beilagen. (was ich alles bestätigen kann!)
- ‚La Ratte‚: Gelbschalig und gelbfleischig, kleine, gebogene Knollen, mittelfrüh (90–110 Tage), festkochend, nussiges, buttriges Aroma, geringer Ertrag, ideal für Gourmetgerichte. ich hatte sie in Erprobung, sind nun aber durch das ‚Bamberger Hörnle‚ ersetzt)*
- ‚Linda‘: Gelbschalig und gelbfleischig, mittelspät (110–130 Tage), festkochend bis vorwiegend festkochend, sehr aromatisch, gut lagerfähig, vielseitig einsetzbar. (von mir noch nicht erprobt)
- ‚Nicola‘: Glatte, gelbschalige Knollen mit hellgelbem Fleisch, oval geformt, mittelfrüh (110 Tage), festkochend, milder Geschmack, gute Lagerfähigkeit, vielseitig einsetzbar. (von mir noch nicht erprobt, doch sicher interessant)
Somancher Kartoffelexperte beschreibt auch die rotschaligen und weißschaligen Sorten mit hellem Fleisch als dünnschalig.
*Ein Gleiches gilt für die Fingerling-Kartoffeln (‚La Ratte‘, Bamberger Hörnle‘, ‚Pink Fir Apple‘, ‚Russian Banana‘, ‚Corne de Gatte‘, usw.), da sie durch ihre Form ohnehin schwer zu schälen sind. [1]
Späte Pflanzung: Eine unterschätzte Möglichkeit
Kommen wir noch zu meiner zweiten Beobachtung, die oben zuerst genannt ist. Das ist die späte Pflanzung. Prinzipiell ist es möglich, dass wir möglichst vorgekeimte Pflanzkartoffeln (was im Frühjahr nicht gepflanzt und aufgehoben wurde) noch in der ersten Julihälfte pflanzen können. Anfang November wird dann geerntet.
Seit einigen Jahren praktiziere ich das so, habe allerdings für die Sommerpflanzung bisher immer die ertragreichen mittelspäten Sorten gepflanzt (‚Linda‘, ‚Solara‘). Meine Vermutung dabei war, dass sie auch hier einen hohen Ertrag bringen, zudem sie ja nicht unbedingt ausreifen müssen. In diesem Jahr wurde ich nun im positiven Sinne eines besseren belehrt.
Gepflanzt hatte ich diesmal vier oder fünf Exemplare der ‚Annabelle‘. Das Ergebnis ist oben im Beitragsbild zu sehen. Offensichtlich ist es so, dass die Frühsorten mit ihrer kurzen Entwicklungszeit – in diesem Falle bei ‚Annbelle‘ 80–90 Tage – im Spätanbau die länger reifenden Sorten toppen. [2]
Fazit: Dünnschalige Kartoffeln gezielt kultivieren
Mit der richtigen Pflege und Planung lassen sich Kartoffeln mit zarter Schale auch bei später Pflanzung erfolgreich kultivieren. Die Wahl der Sorte, die Bodenbedingungen und der richtige Erntezeitpunkt sind dabei entscheidend. Wer mutig experimentiert, kann nicht nur hohe Erträge erzielen, sondern auch wahre Gourmet-Kartoffeln genießen. Und das ist meine Selbstversorger-Garten-Philosophie. Ich produziere in meinem Kleingarten nicht mehr nur auf Masse, sondern mehr und mehr Edelgemüse…
Quellen und Hinweise:
[1] https://www.potatoes.com/7-categories-of-potatoes
[2] Von Mitte Juni bis Anfang November sind es 110 Tage – also genau im optimalen Zeitfenster für Frühsorten.