Bild oben: John Maynard Keynes 1883–1946 (KI-generiert)
Vorinformation
Auf diesem Blog beschäftige ich mich nicht nur mit wirtschaftlichen Fragen der Selbstversorgung oder regionen-orientierten Marktgärtnerei, sondern auch mit weitergehenden Betrachtungen der Wirtschaftsbereiche Gartenbau und Landwirtschaft. Dabei dürfen wir die Fragen der Altersversorgung – also Rente und Vorsorge – nicht außer Acht lassen, denn auch sie verdienen eine wirtschaftswissenschaftliche Perspektive. Wer bei der Rentendiskussion mitreden will – was in einer demokratischen Entscheidungsfindung wünschenswert wäre – benötigt eine möglichst umfassende Sicht auf die Zusammenhänge. Ein Begriff, der diese Sichtweise beschreibt, ist die Makroökonomie. Was unsere Allgemeinbildung betrifft, so halte ich es für unerlässlich, dass heutzutage ein mündiger Bürger zumindest Grundkenntnisse über makroökonomisch Zusammenhänge haben sollte. In diesem Zusammenhang schadet es auch nicht, den Namen John Maynard Keynes, wenigstens einmal gehört zu haben, wozu nun mein heutige Blog-Artikel beitragen soll.
John Maynard Keynes, oft als „Vater der Makroökonomie“ [1] bezeichnet, hat mit seinen Arbeiten, insbesondere „The General Theory of Employment, Interest, and Money“ (1936), einen revolutionären Einfluss auf das Verständnis von Volkswirtschaften ausgeübt. Seine Ansätze unterschieden sich radikal von der klassischen und neoklassischen Ökonomie, die bis dahin primär individuelle Märkte und mikroökonomische Aspekte in den Mittelpunkt stellten.
Kurze Vita des Ökonomen
Frühes Leben und Ausbildung
John Maynard Keynes wurde am 5. Juni 1883 in Cambridge, England, geboren und starb am 21. April 1946. Als Ökonom, Mathematiker und Philosoph prägte er die Wirtschaftstheorie und -politik des 20. Jahrhunderts nachhaltig. Er besuchte das renommierte Eton College und studierte anschließend Mathematik an der Universität Cambridge, wo er Teil des berühmten Bloomsbury-Kreises war, einer Gruppe von Intellektuellen und Künstlern. Nach seinem Abschluss arbeitete er zunächst als Beamter im britischen Schatzamt, bevor er sich der akademischen Welt zuwandte.
Wirtschaftliche Theorien und Werke
Keynes‘ bedeutendstes Werk, The General Theory of Employment, Interest and Money (1936) [2], revolutionierte die moderne makroökonomische Theorie. Er entwickelte die Theorie der effektiven Nachfrage, die besagt, dass eine Volkswirtschaft nicht automatisch zu Vollbeschäftigung zurückkehrt, sondern dass staatliche Eingriffe nötig sind, um Rezessionen zu bekämpfen.
Prinzipiell ist zu Keynes noch zu sagen, dass er nicht nur Wirtschaftstheorien entwickelte, sondern sie auch in Buchveröffentlichungen und zahlreichen Zeitungsartikeln eifrigst publizierte [3].
Keynesianische Ökonomie
Keynes argumentierte, dass die Regierung in wirtschaftlichen Krisenzeiten durch Fiskalpolitik – also Erhöhung der Staatsausgaben oder Senkung der Steuern – die Wirtschaft ankurbeln sollte. Ziel war es, Arbeitslosigkeit zu reduzieren und das Wirtschaftswachstum zu fördern.
Ein weiterer zentraler Punkt seiner Theorie ist die Liquiditätspräferenz, die erklärt, warum Menschen Geld horten und wie das die Zinssätze beeinflusst.
Einfluss auf die Wirtschaftspolitik (New Deal)
Man liest oft, dass keynesianische Ideen maßgeblich die Wirtschaftspolitik des New Deal unter Präsident Franklin D. Roosevelt in den 1930er Jahren geprägt hätten. Das ist jedoch nur teilweise richtig. In der frühen Phase (1933–1934) hatte Keynes keinen direkten Einfluss auf die Politik. Viele Maßnahmen des New Deal passten allerdings zu seinen später entwickelten Konzepten. Keynes‘ Theorien wurden besonders ab 1936 populär, als sie von Wissenschaftlern und Politikern weltweit aufgegriffen wurden. In den USA wurden keynesianische Ansätze erst während des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit systematisch umgesetzt. Besonders das Konzept staatlicher Investitionen zur Steuerung der Konjunktur wurde ein zentraler Bestandteil der US-Wirtschaftspolitik.
Das Bretton-Woods-System
Keynes spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Bretton-Woods-Systems, das nach dem Zweiten Weltkrieg etabliert wurde und die internationale Wirtschaftsordnung bis 1971 prägte. Dieses System schuf feste Wechselkurse, bei denen Währungen an den US-Dollar gekoppelt wurden, der wiederum durch Gold gedeckt war. Keynes war auch an der Gründung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank beteiligt. Obwohl er 1946 starb, beeinflussten seine Konzepte die Umsetzung dieses Systems nachhaltig.
Persönliches Vermächtnis
Keynes war nicht nur ein einflussreicher Ökonom, sondern auch Kunstmäzen, Philanthrop und erfolgreicher Investor. Seine spekulativen Geschäfte an der Börse verschafften ihm ein beträchtliches Vermögen.
Seine Theorien wurden sowohl gelobt als auch kritisiert: Während viele seine Ansätze für die Stabilisierung der Wirtschaft nach der Weltwirtschaftskrise priesen, sahen Kritiker darin den Grundstein für langfristige Probleme staatlicher Eingriffe.
Mein Fazit
Die keynesianische Ökonomie ist bis heute ein integraler Bestandteil wirtschaftspolitischer Diskurse. Sie hat das Verständnis von Wirtschaftskrisen und die Rolle des Staates nachhaltig verändert – auch wenn ich persönlich den Keynesianismus für überholt halte. Seine Ideen schufen jedoch einen Nährboden für staatssozialistische Wirtschaftsordnungen, wie sie etwa in Deutschland heute prägend sind. Dennoch ist die makroökonomische Perspektive, die Keynes popularisierte, eine seiner bedeutendsten Leistungen und ein wichtiger Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte.
Und: Bekant ist sicherlich, dass der Ökonom und Sozialphilosoph Friedrich von Hayek (1899–1992) und mit ihm die sogenannte Österreichische Schule der Nationalökonomie scharfe Kritiker der keynesianische Ökonomie waren und sind. Auch betonten sie eine andere Sichtweise auf die Makroökonomie. Um nun wiederum die Österreichische Schule besser zu verstehen und deren heutigen wissenschaftlichen Diskurs, halte ich es für unabdingbar, sich auch mit Keynes zu beschäftigen, der zumindest in seinen makroökonomischen Analysen der Realwirtschaft sicherlich nicht immer falsch gelegen hat.
Quellen, Literatur, Ergänzungen
[1] Keynes war sicher nicht wirklich der Erfinder der Makroökonomie, doch hat er sich in zahlreichen Büchern und Artikeln einer breiten Öffenlichkeit publik gemacht. William Stanley Jevons, Alfred Marshall und andere klassische Ökonomen legten Grundlagen, die Keynes weiterentwickelte.
[2] KEYNES, John Maynard; The General Theory of Employment, Interest and Money; 1936
https://www.files.ethz.ch/isn/125515/1366_keynestheoryofemployment.pdf
[3] Beispiel einer Publikation
KEYNES, John Maynard; Economic Possibilities for our Grandchildren; 1930
https://www.aspeninstitute.org/wp-content/uploads/files/content/upload/Intro_and_Section_I.pdf
[4] Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Keynesianismus und weitere allgemeine Recherchen auf wikipedia