🥬 Bei meinen neulichen Recherchen zum Bleichsellerie (im Zusammenhang mit dem Bleichspargel), stieß ich auf eine interessante Zeitungsnotiz aus dem Jahr 1884, den ich hier wiedergeben möchte.
Zum Thema ist zunächst folgendes kurz zu erwähnen.
Die Sellerie-Varianten
Den Sellerie; Echten Sellerie (Apium graveolens), der eine Doldenblütler ist, gibt es als Gartengewächs, in drei Varianten:
- Schnittsellerie (Apium graveolens var. secalinum) – er wird ähnlich der Petersilie verwendet
- Stangensellerie, bzw. Staudensellerie (Apium graveolens var. dulce) – quasi ein üppiger wachsender Schnittsellerie, dessen Stängel nicht hohl, sondern markig und besonders stark ausgeprägt sind und
- Knollensellerie (Apium graveolens var. rapaceum) – dessen gestauchte Sprossachse und Wurzel ein Knolle bilden.
Der Stangensellerie (engl. celery, franz. céleri) wiederum, wurde ursprünglich – weil er recht zäh und derb im Aroma war – auf verschiedene Art und Weise durch Lichtentzug geblichen, womit er dann den namen Bleichsellerie erhielt. Das Bleichen geschieht durch:
- Erdbedeckung (wie der Bleichspargel) – Bild unten,
- Einwickeln der Blätter mit Zeitungspapier oder durch
- Lagerung im dunklen Keller nach der Ernte.
Warum Bleichen?
Durch das Bleichen werden die Stängel zarter und weniger bitter, da sie weniger Chlorophyll und weniger Bitterstoffe entwickeln. Diese Methode hat ihren Ursprung in Frankreich des 17. oder 18. Jahrhunderts und wird bis heute praktiziert, um die gewünschten zarten und blassen Stängel zu erzeugen. Die Sorte, die für diese Zwecke immer noch Verwendung findet, ist heut zum Beispiel der Bleichsellerie ‘Goldgelber’.
Nun ist es aber so, dass der Stangensellerie, den es heutzutage im Supermarkt gibt, schon lange nicht mehr geblichen wird. Er wurde durch Sorten ersetzt, die von Hause aus zarter sind und milder schmecken, als der genannte ‘Goldgelbe’. Neu war mir, dass es solche Sorten, schon seit 1884 gibt:
Der Fachzeitschrift-Artikel von 1884:
In der Schreibweise dem heutigen rechten Deutsch angeglichen [1]:
Stangensellerie ohne Bleichung.
Als eine wesentliche Verbesserung des Bleichselleries bemerkt man seit einiger Zeit in der großen Halle in Paris eine neue Varietät, welche von Natur bleiche, fast ganz weiße Blattstiele produziert, ohne dass dieselben früher durch den bekannten Bleichprozess ihres Grüns entäußert würden. Diese Sorte wird in Paris sehr gesucht und viel teurer verkauft, weil dieselbe ihre Weiße beibehält, auch wenn sie nicht leicht verkauft oder verbraucht wird, während die gebleichten Stangen sofort konsumiert werden müssen, widrigenfalls sie unansehnlich und fleckig werden und bald unbrauchbar sind.
Da die Sorte von gleicher Güte und feinem Geschmacke, wie der feinste, schneeig entfärbte Bleichsellerie, so hat die neue Sorte den Vorzug, dass sie viel billiger ist, weil die ganze Manipulation des Bleichens wegfällt und das einfache Pflanzen im Frühjahr die einzige Arbeit ist, die sie dem Gärtner macht.
Übrigens: Die Pflanzung ist jetzt noch möglich!
Wir können jetzt im Garten noch Stangensellerie pflanzen. Jungpflanzen-Material wird in der Regel überall in den Gartenmärkten angeboten. Für den Bedarf eines normalen Haushalts genügen vier bis sechs Pflanzen vollauf.
Günstig für das Wachstum ist ein sonniger Platz und guter, nährstoffreicher Boden. Die Pflanzen sollten allseitig 40 Zentimeter Platz haben. Regelmäßiges Gießen und Düngen ist in der Folge wichtig!
Wer will, kann die Pflanzen überwintern lassen. Im nächsten Jahr setzen sie meist auch Samen an, die dann wiederum zur Aussaat genutzt werden können.
Quelle
[1] Wiener Illustrirte Garten-Zeitung. Organ der k. k. Gartenbau- Gesellschaft in Wien. Redigirt von A. C. Rosenthal k. k. Hofkunstgärtner, Verwaltungsrath der k. k. Gartenbau – Gesellschaft etc. und Joseph Bermann Secretär der k. k. Gartenbau – Gesellschaft. Neunter Jahrgang 1884. (17. Jahrgang des Gartenfreundes.); Wien 1884, Seite 93
https://books.google.de/books?id=efVIAAAAYAAJ
[2] Alte Sorten des Bleichsellerie: ‚Neuer Goldgelber‘, ‚Weißer Bleichzeller‘
[TJ.24.4]