Bild oben: Die Sorte ‚Steiners Steiniva’® bei uns im Garten.
Grünspargel ist der effizientere. Drei Argumente.
🌱 Jetzt zum Ende der Spargelsaison stelle ich mir zum ersten Mal die Frage, ob es für den Selbstversorgungsbereich sinnvoll ist, überhaupt noch Bleichspargel anzubauen. Dafür gibt es drei Gründe. Der erste ist schnell genannt: Während Bleichspargel vor 50 Jahren noch stärkere Stangen hervorbrachte, gibt es heute grüne Sorten, die in Stärke und Gewicht durchaus konkurrenzfähig sind. Im Bild ist das schon ganz gut zu sehen.
19. Jahrhundert: „Bitter war nicht das neue Süß“
Ein weiterer Grund für die Entwicklung des Bleichspargels – die meines Wissens erst im 19. Jahrhundert begann – war der Wunsch nach zarterem Gemüse. Lautete heute der Wahlspruch „Bitter ist das neue Süß“, so war im 19. Jahrhundert das Gegenteil der Fall. Alles Scharfe und leicht Bittere wurde aus den Gemüsen herausgezüchtet oder durch Lichtentzug vermindert. Der fehlende Kontakt mit Sonnenlicht führte zu weniger Bitterstoffen und einem süßeren, delikateren Geschmack – jedenfalls für das damalige Geschmacksempfinden.
Ähnliches Beispiel: Bleichsellerie
Ähnlich verfuhr man mit einer Art Stangensellerie, die durch Erde-Anhäufeln zu Bleichsellerie wurde. Dieser Bleichsellerie wurde bald durch Sorten ersetzt, die von Natur aus weniger Bitterstoffe enthielten – den heutigen Stangensellerie. Obwohl Anbauanleitungen für Bleichsellerie noch in der Gartenbau-Literatur zu finden sind, wird er faktisch nicht mehr kultiviert.
Anders scheint es beim Bleichspargel zu sein. Ich vermute, dass er bereits vor 20 oder 30 Jahren durch gleichwertige grüne Sorten entbehrlich geworden ist, aber aus Gewohnheit immer noch angebaut wird. Sicher werden nun die Feinschmecker unter uns auf die eine oder andere Variante und deren besonderen Geschmack schwören, doch ich vermute, dass hier gut 90 Prozent Einbildung dabei ist. In einer Blindverkostung würde sich schnell zeigen, dass heutzutage grüner und weißer Spargel geschmacklich kaum zu unterscheiden sind.
Mehr Ertrag?
Bleibt noch das dritte Argument der Weiß-Spargel-Verfechter: dessen höherer Ertrag. Das ist durchaus korrekt, wenn man den Ertrag an verkaufsfähigen Spargelstangen betrachtet. Allerdings sieht es anders aus, wenn wir das Gemüse für den Eigenbedarf anbauen. Ich ernte mittlerweile Grünspargel so, dass ich ihn gut 40 Zentimeter hoch aufwachsen lasse. Durch leichtes Biegen ist der zarte (aber spröde) obere und „edlere Teil“ rasch geerntet. Dann bleibt aber noch ein beachtlicher unterer Teil mit zäher Schale stehen, den wir ebenfalls in der Selbstversorgerküche verwenden können. Er muss nur geschält werden, bzw. lassen sich selbst die Schalen zu einer schmackhaften Suppe weiterverarbeiten.
Letztes Argument und Fazit für die grüne Variante: Spargel brechen statt stechen!
Zur Beurteilung, ob das eine oder andere Gemüse im Anbau effektiv ist, gehört natürlich auch, dass wir den Arbeitsaufwand für das Einrichten dieser Dauerkultur, deren jährliche Pflege und den Arbeitszeitaufwand für die Ernte mit einberechnen. In dieser Beziehung schneidet Grünspargel eindeutig besser ab. Hinzu kommt, dass der Platzverbrauch im Hausgarten beim Bleichspargel größer ist, da nach dem Johannistag der Hügel glattgezogen werden muss, wofür bis dahin Platz im Garten freigehalten werden muss.
Noch eine letzte Frage zum Schluss
Eine Frage bleibt mir noch offen, die ich übermorgen sicher beantworten kann: Was passiert, wenn ich meinen Bleichspargel in Zukunft wie Grünspargel wachsen lasse? Die Antwort erfolgt in einem Nachtrag.
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[TJ.24.3]