Bild oben: Kohlrabi – Mitte März gepflanzt und Ende April durchfrostet. Er hat es ungeschützt bestens überstanden.
Schon im März füllen sich die Gartenmärkte mit Jungpflanzen von Kohlrabi, Brokkoli, Blumenkohl, Kopfkohl und Salat. Die ersten warmen Tage wecken die Lust, das eigene Gemüsebeet zu bestellen. Doch schnell stellt sich die Frage: Können diese jungen Pflanzen noch drohenden Nachtfrösten zum Opfer fallen?
Grundsätzlich gilt: Kohlgewächse sind erstaunlich frostresistent. Dennoch gibt es einige Aspekte, die man beachten sollte, um das Wachstum optimal zu unterstützen und Frostschäden zu vermeiden.
Kohl und Kälte: Eine bewährte Kombination
Historisch betrachtet waren viele Kohlsorten an kühlere Temperaturen angepasst. In Zeiten ohne Gewächshäuser wurde Blumenkohl (sog. Winterblumenkohl) beispielsweise bereits im Spätsommer als Jungpflanze herangezogen. Im November – zur Adventszeit – befanden sich diese Pflanzen noch im Jugendstadium, weshalb sie auch als „Adventsgemüse“ bekannt waren. Sie überwinterten mit leichtem Schutz und entwickelten sich im Frühjahr nach der Verpflanzung zu besonders widerstandsfähigen, abgehärteten Gewächsen.
Heute wird die Jungpflanzenanzucht in Gewächshäusern natürlich um vieles rentabler bewerkstelligt und Salat- oder Kohljungpflanzen sind nur in der Zeit kälteempfindlich, wenn sie frisch aus dem Gewächshaus kommen. Werden sie eine Woche lang kühl und frostfrei abgehärtet und gepflanzt, dann vertragen sie auch die üblichen Nachtfröste im März und April.

Dass diese Strategie funktioniert, konnte ich im letzten Jahr beobachten. In der Nacht vom 22. auf den 23. April traf nämlich ein plötzlicher Kälteeinbruch das Dresdner Umland und verursachte erhebliche Schäden im Wein- und Obstbau. Meine Kohl- und Salatpflanzen hingegen blieben unversehrt – ebenso wie die frisch gesäten Kulturen, wie Spinat, Erbsen und Puffbohnen.
Warum junge Pflanzen kältetoleranter sind
Ein interessanter biologischer Faktor spielt hierbei eine Rolle: Jungpflanzen sind generell widerstandsfähiger gegen Frost als ausgewachsene Gewächse. Der Grund liegt in ihrer Zellstruktur. Ihre kleineren, elastischeren Zellen enthalten eine höhere Konzentration an gelösten Stoffen, wodurch der Gefrierpunkt des Zellsafts gesenkt wird. Zudem ermöglicht ihr aktiver Stoffwechsel eine rasche Anpassung an Temperaturschwankungen.
Reifere Pflanzen hingegen verlieren diese Flexibilität. Ihre größeren Zellen enthalten mehr Wasser, was das Risiko erhöht, dass sich Eiskristalle bilden und das Gewebe schädigen.

Schutzmaßnahmen bei späten Frösten
Trotz ihrer grundsätzlichen Frostresistenz kann es nicht schaden, besonders empfindliche Kulturen zu schützen. Erdbeerpflanzen, die bereits blühen, profitieren von einer Abdeckung mit Gartenvlies. Ich verwende hierzu schon seit Jahren alte Tüllgardinen in doppelter Lage (siehe Bild unten). Wer will, der mag auch die frisch gepflanzten Jungkohlpflänzchen mit Pflanzhüten oder Vlies vor extremen Minustemperaturen bewahren.
Frühkartoffeln überstehen Frost gut, wenn sie rechtzeitig angehäufelt werden, da die Erde als natürlicher Isolator dient.

Wintersalat – eine Alternative für kluge Planer
Seit Jahren werbe ich für den sogenannten Wintersalat – oder treffender: den „Überwinterungssalat„. Diese besonders robusten Salatsorten (siehe unten)* werden um den 1. August ins Freiland gesät und im Oktober verpflanzt. Sie überwintern im Beet und sind im Frühjahr weit früher erntereif als die jetzt im März gepflanzten Jungpflanzen. Eine ideale Möglichkeit, um die Erntezeit zu optimieren.

Fazit: Kohl im Frühjahr – kein Grund zur Sorge
Wer Kohl oder Salat im März pflanzen möchte, muss sich kaum Gedanken um Frostschäden machen – solange keine extremen Minustemperaturen vorhergesagt sind. Sollte es dennoch zu einem plötzlichen Kälteeinbruch kommen, bieten einfache Schutzmaßnahmen wie Pflanzhüten oder Vlies genügend Sicherheit.
Mit diesem Wissen steht einer erfolgreichen Frühjahrspflanzung nichts im Wege!

Literatur und Ergänzungen
*Salate, die wir im Anfang August säen und dann überwintern können:
- ‚Brauner Winter‘ – alte Sorte mit Haupt.
- ‚Maiwunder‘ – ein Kopfsalat, alte Sorte, im Handel leicht erhältlich, sehr winterhart!
- ‚Maikönig‘ – alte Sorte, im Handel leicht erhältlich, ein Kopfsalat.
- ‚Winterbutterkopf‘ – wohl der geschmacklich beste winterharte Kopfsalat, alte Sorte, im Handel erhältlich.
- ‚Red Salad Bowl‘ – ein sogenannter „Eichenlaubsalat“, ein Pflücksalat mit nussartigem Geschmack, vermutlich winterhart.
- ‚Winterlattughino‘ – ein Pflücksalat, winterhart mit etwas Winterschutz.
- ‚Wintersalat Kopfsalat‘ – alte samenfeste Sorte bei dreschflegel-saatgut.de im Angebot.
P.S. Späte Frosteinbrüche habe ich schon einige erlebt. Ein besonders markantes Wetterereignis war der Kälteeinbruch im April 1986. Vom 10. bis 14. April 1986 kam es in Deutschland zu einem ungewöhnlich starken Temperatursturz, der den Frühling abrupt unterbrach. In dieser Zeit sanken die Temperaturen in vielen Regionen, einschließlich Ostdeutschland, deutlich unter den Gefrierpunkt (um-10°C), mit Dauerfrost und Schneefällen bis in tiefe Lagen. Das waren Zeiten, in denen die Wissenschaftler noch glaubwürdig publizierten, dass wir auf eine neue Eiszeit zusteuern.
https://www.fibl.org/fileadmin/documents/shop/1212-gemuesejungpflanzen.pdf
Und zum Schluss noch eine Ausnahme:

Nachtrag vom 18. März 2025 nach einer frostigen Nacht mit -7°C

