Wintersonnenwende und Julfest. Ihre Bedeutung nimmt zu.

Wintersonnenwendfeuer

Bild oben: Symbolbild, Sonnenwendfeuer.

Bei vielen unserer Zeitgenossen gewinnt der 21. Dezember [1], der Tag um die Wintersonnenwende zunehmend an Bedeutung. Das mag schon rein psychologische Gründe haben, weil die Natur mit ihren länger werdenden Lichtstunden allgemein Hoffnung gibt – eine Zuversicht, welche die heutige Gesellschaft nicht mehr zu vermitteln vermag. Gleichzeitig gewinnt auch unser altes heidnisches Julfest (Mittwinterfest) an Bedeutung, das man von Bedeutung und Kultur noch recht gut vom nordischen Kulturkreis her kennt.

Julfest, die  Wortherkunft

Es ist nicht ganz klar, aus welcher Wortherkunft sich der Name des Festes herleitet. Das altnordische „jól“ könnte mit einem germanischen Wort für Rad verwandt sein, was auf den Jahreszyklus hinweisen könnte. Es könnte auch eine Verbindung zu einem Wort für Fest oder Feier geben, das die Feier der Rückkehr der Sonne nach der längsten Nacht symbolisiert.

Feiertage

Sicher ist, dass es eine mehrtägige oder gar mehrwöchige Festzeit war, in der die zwölf Raunächte inbegriffen waren. In dieser Zeit schlachtete und opferte man Tiere (die ohnehin schlachtreif waren und nicht den Winter über gefüttert werden konnten) und veranstaltete große Mahlzeiten, bei denen die Gemeinschaft zusammenkam, vielleicht einfach nur um das Überstehen des begonnenen Winters mit Hoffnung zu feiern. Es war ein Fest für die Familie und Gemeinschaft, zu dem man sich auch das Hinzugesellen der Ahnen und Götter dachte.
Und: Unser ungebändigter Hang, das Zimmer mit Tannengrün und immergrünen Zweigen zu schmücken, entstammt genau dieser vorgeschichtlichen Zeit und Wintersonnenwend-Feiertage.

Nur Winteranfang?

Ich halte dieses Aufleben des Julfestes durchaus für wertvoll, ohne es als Konkurrenz zum christlichen Fest der Geburt Jesu aufzufassen. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich sehe vor allem den Vorteil, dass mit dem Julfest die Sonnenwende [2] wieder in den Mittelpunkt gerückt ist, die lange Zeit kühl und emotionslos als „Winteranfang“ galt. In den 1980er Jahren war das definitiv noch so [3].

Aber es kam noch schlimmer. Um die Jahrtausendwende wurde dieser „Winteranfang“ degradiert, auf den ersten Dezember vorverlegt, und durch den „meteorologischen Winteranfang“ ersetzt. So war die Wintersonnenwende für einige Jahre völlig aus unserem kollektiven Gedächtnis zurückgedrängt.

Nun scheint es aber so, dass sich alles langsam wieder zurechtruckelt. Und übrigens: Für unsere Altvorderen begann der Winter mit dem Ende des bäuerlichen Arbeitsjahres, was ebenfalls mehrtägig „gefeiert“ wurde. Aus diesem „Sommer-Abschiedsfest“ ist später das Martinsfest (11. Nov.) geworden. Sollten wir nicht auch hier die Sache wieder in die alte Ordnung bringen?

Festtage waren Urlaubstage der Germanen

Kurz will ich noch etwas zu diesen tagelangen Festtagen sagen, bei denen man sich heute gewöhnlich die alten Germanen auf endlosen Fress- und Saufgelagen vorstellt. Früher gab es prinzipiell viele solcher tagelangen Feste – immerhin sprechen wir heute noch von Festtagen.

Julfest Sammelbild
[5] Historisches Zigarettensammelbild um 1900. Germanen zum Julfest (idealisiert).
Wir müssen aber davon ausgehen, dass es in jenen guten alten Zeiten nicht das gab, was wir heute Urlaub nennen. Vermutlich gab es bei den germanischen Stämmen auch keine Siebentagewoche mit arbeitsfreien Tagen. In der Landwirtschaft wurde durchgearbeitet, wenn es die Wirtschaft erforderte.
Da aber kein Mensch immer nur arbeiten kann und auch Erholung braucht, gab es die „Feiertage“, die sich vermutlich dem Arbeitspensum unterordneten. In dieser Beziehung waren unsere Altvorderen wohl sehr pragmatisch.

Weitere Bemerkungen

[1] Der kürzeste Tag des Jahres, auch bekannt als Wintersonnenwende, fällt nicht immer genau auf den 21. Dezember aufgrund der Komplexität unseres Kalendersystems und der Erdumlaufbahn um die Sonne. Die Erde braucht etwa 365,24 Tage, um eine volle Umlaufbahn zu vollenden, was zu Schaltjahren führt, die den Kalender korrigieren. Diese Variationsbreite kann dazu führen, dass die Wintersonnenwende manchmal auf den 20., 21. oder sogar den 22. Dezember fällt.

[2] Die Sonnenwenden, wie auch die Tag-und-Nacht-Gleichen sind wohl die ältesten Feiertage der europäischen neolithischen Kulturen.

[3] Meyers Universallexikon Band 2; überarbeiteter Nachdruck von 1979, Leipzig 1981; Seite 411.
Hier findet sich unter dem Stichwort Jahreszeit ausschließlich: „Im Kalender [es gibt also auch noch einen  kalendarischen Winteranfang] beginnt der Frühling am 21. oder 20. März, der Sommer am 21. oder 22. Juni, der Herbst am 23. oder 22 September und der Winter am 22. oder 21. Dezember.“
Auf wikipedia findet sich im Eintrag wikipedia.org/wiki/Jahreszeit von 2003 noch kein Hinweis auf „Meteorologische Jahreszeiten“, sondern erst ab Dezember 2005.

[4] Der aktuelle Wikipedia-Eintrag zum Julfest gibt eine gute Grobübersicht zum Thema; ebenfalls der Eintrag zur Sonnenwende.

[5] Bildquelle: Nach akg-images.de mit der Vermutung auf Gemeindefreiheit.

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