◾ Heute widmen wir uns wieder einem Teil der 1861 erschienenen Publikation von Friedrich August Pinckert, die von mir mit kurzen Erläuterungen versehen ist. Der Titel des Buches lautet “Die vollständige Brenn-Kultur in der Landwirtschaft” und ist online einsehbar. Siehe dazu unten [1].
- Im letzten Kapitel ging es um das Gereutbrennen und die Hackwald-Wirtschaft; und
- im vorletzten Kapitel ging es um das Wiesenbrennen; und wiederum davor um
- Statistisches und einleitende Informationen.
Küttisbrennen in Livland, Schweden und Norwegen
Das Brandrodungs-Verfahren aus Livland [2], welches hier thematisiert ist, nennt PINCKERT Küttisbrennen [3]. Einleitend bemerkt er auf Seite 6 dazu folgendes: „Am ausgedehntesten und schon seit Jahrhunderten besteht eine derartige Benutzung des Waldbodens [nach einer Brandrodung] in Schweden [3c], Norwegen und Livland unter der Benennung „Küttisbrennen“. Dort haben seit Jahrhunderten größere und kleinere Landwirte ihre Buschländer oder Außenländereien gewöhnlich nach 16 bis 20 Jahren zu Kütis gemacht, vier bis fünf schöne Ernten davon gewonnen und dann wieder das Land zur Weide und Holzkultur liegen lassen.“
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Drei Vorbemerkungen zum nun folgenden Textauszug unten
1. Hohe Getreideerträge
Was in dem unten folgenden Textauszug von PINCKERT besonders hervorgehoben wird, ist einerseits seine neutrale Bewertung der Effizienz dieses Verfahrens. Er nennt Erträge vom 12 bis 20fältigen* Getreidertrag im ersten Jahr. Mit dieser Behauptung ist er nicht allein. RATZEBURG [4] nennt in seiner Publikation (1842) das 12 bis 16fache an Korn, vermutet dann aber nur die Hälfte des wirklichen Ertrags, also 6 bis 8fache der Aussaat.
Allerdings bestätigen moderne experimental-archäologische Anbauversuche [5] tatsächlich genau den genannten 20fältigen Ertrag im ersten Jahr nach der Brandrodung. Auf guten Böden steigt das Ertragsverhältnis sogar auf 1:26; bei der Verwendung Winterweizen sogar auf 1:53 [5].
Auf guten Böden sind das oft bessere Ergebnisse, als heutige Erträge in der Landwirtschaft.
*Gemeint ist der Ertrag bezogen auf die Aussaatmenge.
2. Die geänderte ökonomische Sicht
Anderseits bemerken wir bei PINCKERT bereits die ökonomische Sichtweise, die sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der industriellen Revolution in Europa durchsetzte und den Brand-Anbau endgültig unterband. Der Grund: Der Holzpreis verteuerte sich allgemein stark [6]. Man entwässerte fürderhin die Niederwälder und pflanzte dichte Hochwälder für den höheren finanziellen Gewinn. Diese immer zu dicht gepflanzten Forste wurden dann aber auch und heute noch die Ursache verheerender Waldbrände. Heute wird gern darauf verwiesen, dass das Klima daran schuld sei, doch das ist es verständlicherweise nicht.
3. Vermutungen
Verkennen des Wertes des Brandrodungs-Feldbaus in der Jungsteinzeit
Genau genommen stammt der von PINCKERT beschriebene, noch um 1860 betriebene Brandrodungs-Feldbau, in seiner ursprünglichen Innovation aus der europäischen Jungsteinzeit [5]. PINCKERT beschreibt also die Relikte einer uralten sehr effizienten Agrartechnik. Die Bedeutung dessen, ist heute in der Wissenschaft absolut verkannt.
Wenn wir bedenken, dass in der frühen Neuzeit Erträge im Verhältnis von 1:3 bzw. 1:4 üblich waren (im Mittelalter oft 1/3 weniger), jedoch mit dem Brandrodungs-Feldbau in der Jungsteinzeit Erträge zwischen 1:16 und 1:20 erwirtschaftet wurden (siehe Zahlen unten im Text und [5]) … dann stimmt doch irgendwo unser bisheriges allgemeines Geschichts- und Weltbild nicht mehr.
Man benötigt sage und schreibe 85% weniger Fläche bei einem Ertragsverhältnis von 1:20 im Vergleich zu 1:3, um den gleichen Ertrag zu erzielen. Zudem entstehen bei der Nachnutzung von Wald-Brandflächen (quasi auf den hinzugewonnenen 85%) zunächst Wildobst-Lichtungen (Himbeeren, Brombeeren usw.) und etwa ab dem 5. Jahr zusätzliche Waldweide-Flächen für das Vieh. Man war in der Steinzeit effektiver, als in der frühen Neuzeit?
Verkennen des Wertes des Brandrodungs-Feldbaus bei den Germanen
Das Missverständnis über den Wert des Brandrodungs-Feldbaus begegnet uns aber auch schon in der Antike, insbesondere in der römischen Bewertung der Agrarwirtschaft der Germanen. Da die Römer in Germanien nicht die im römischen Reich gewohnten offenen Felder vorfanden (sondern auf verstreuten Schlägen Brandrodungs-Feldbau und Waldweide betrieben wurde) stellten sie sich die Germanen mit ihren Viehherden als nicht sesshaft vor. Diese Vorstellung des angeblichen Nomadentums der Germanen [7] prägt bis heute unser Geschichtsbild.
Verkennen des Wertes des Brandrodungs-Feldbaus in heutiger Zeit
Das Missverständnis über den Wert des Brandrodungs-Feldbaus spiegelt sich auch im modernen Verständnis von Agrarwirtschaft wieder, insbesondere in der Geringschätzung der Agrarkultur vieler indigener Völker in den tropischen Klimazonen. In diesen Regionen ist der Brandrodungs-Feldbau sogar noch effizienter, da die Umtriebszeiten durch das schnelle Nachwachsen der tropischen Wälder kürzer sind als in Mittel- und Nordeuropa. Zudem fördert der Kohlenstoffeintrag, der durch das Verkohlen eines Teils des Brandguts entsteht, die Bodenfruchtbarkeit erheblich.
Durch die allbekannte Terra-Preta-Thematik sollte das allerdings heute zum Standardwissen gehören; zudem schrieb ich im Blog-Artikel vom 29.7.2024 darüber (Kohlenstoffbindung).
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Das Küttisbrennen in Livland (nach PINCKERT)
Der folgende Text ist leicht überarbeitet, um ihn verständlicher zu machen.
Seite 75 bis 79
Das Küttisbrennen in Lievland [Livland] und in den übrigen angrenzenden Nordländern weicht hinsichtlich des Verfahrens in vieler Beziehung von dem Gereutbrennen ab.
Auch das in Livland übliche „Rödung brennen“ weicht von dem in Baden gebräuchlichen Verfahren [Gereutbrennen, Hackwald-Wirtschaft] insofern ab, als man auch das stärkere Holz neben dem Reißigholz liegen und mit verbrennen lässt.
Übrigens wird diesem Verfahren dort kein so günstiger Erfolg zugeschrieben, als den verschiedenen
Methoden des Küttisbrennens . (Vgl. Schmalz in Putsche’s Encyklopädie Bd. 12.)
Bei den überall gestiegenen Holzpreisen [6] hat wohl auch dort dieses Verfahren eine Änderung erlitten.
Vorteile und Nachteile des Küttisbrennens.
[Seite 75 unten ff] Das Küttisbrennen ist vor allem in solchen Gegenden und auf solchen Gütern zu empfehlen, die an Wald Überfluss haben.
Es ist keineswegs abzuläugnen, dass durch dieses Verfahren in den betreffenden Ländern die Waldungen von jeher oft furchtbar verwüstet worden sind; aber man wird auch nicht verkennen, dass hier, namentlich in Livland, dadurch jährlich viele Tausend Lasten Getreide mehr geerntet worden sind, ohne dass man auch nur im Geringsten eine künstliche Düngung [7] angewendet hätte, denn es ist allgemein anerkannte Tatsache, dass das Getreide nach dem Küttisbrennen weit ertragreicher als gewöhnlich ist, indem man einen 12-20fältigen Ertrag erzielt und gewöhnlich vier bis fünf schöne Ernten danach gebaut hatte. Ein Hauptgewinn für die Küttis-Wirtschaften ist der ungewöhnlich große Stroh-Ertrag, welcher zur fortschreitenden Dünger-Vermehrung beiträgt [Einstreu für Stallmist?], welche den bleibenden Ackerländereien zu Gute geht und ihren ökonomischen Bodenwert vermehrt.
Weil mitunter mit dem Küttisbrennen in Livland Missbrauch getrieben worden war, wurde schon früher dasselbe auf den Krongütern daselbst untersagt. Schon Hupel sagt: „Wenn Viehseuchen (welche bekanntlich in jenen Gegenden nicht selten sind) auf mehrere Jahre den Dünger rauben [gemeint ist Stalldünger], so rettet sich der Bauer gegen den Hunger durch seinen Küttis. Wer seinen Gebietsleuten das Küttisbrennen untersagt, der zwingt sie einen Teil ihrer Ländereien ungenutzt zu lassen.“
(Vgl. Hupel, ökonom. Handbuch für Liev- und Esthländische Gutsherrn. Riga 1796.)
Ferner war es schon zu Schmalz’s Zeiten [Schmalz in Putsche’s Encyklopädie] Tatsache, dass die Livländer auf einem kleinen Teil ihrer großen Besitzungen mehr ernteten und mehr Nettoertrag hatten, als mancher preußische Gutsbesitzer von seinem vier- bis fünfmal größern Areal.
Nachteil wird dagegen das Küttisbrennen bringen, wollte man es ausführen, wo das Brennmaterial schon nicht mehr in Ueberfluß und darum teuer ist, oder wollte man es zu oft wiederholen, dabei das Land zu lange mit Bodenkraft zehrenden Halmfrüchten bebauen und die Wieder-Bewaldung des benutzten Landes bloß der Natur überlassen, wie dies wenigstens früher so häufig der Fall war. Im letztern Falle ist es daher ganz richtig, dass durch den Küttis der Wald vermindert und verwüstet wird. Dieser Übelstand lässt sich recht wohl beseitigen, wenn man die künstliche Holzkultur [Forstwirtschaft] beachtet und weniger die Vermehrung der natürlichen Weideplätze auf Kosten der Waldbestände begünstigt.
Ältere Methode des Küttisbrennens.
[Seite 78 ff] Diese wird größtenteils auf den sogenannten Buschländereien, welche mit Bäumen, Buschwerk und Grasbeständen bewachsen sind, dagegen seltener auf Dreeschländereien [Brache] und im eigentlichen Wald vorgenommen. Gewöhnlich werden diese Busch-Ländereien in einem wiederkehrenden Zeitraum von 16-20 Jahren zum Küttisbrennen verwendet.
Das gebräuchliche Verfahren ist folgendes. Bäume und Buschwerk werden zeitig im Frühjahr abgeschlagen, die stärkeren Stämme zu Scheiten und Knüppelholz aufgearbeitet, das Buschholz bis auf ein bestimmtes Maß kurz gehauen und alles in Wellen gebunden und zum Trocknen etwas in die Höhe gestellt.
Mit dem landesüblichen kurzen Pfluge wird sodann der Boden zwischen den Baum- und Buschstöcken
ein oder zweimal flach gepflügt, was selbstverständlich eine schlechte und beschwerliche Arbeit ist, die nichts weniger als akkurat sein kann, und nur den Zweck hat, die Rasennarbe so gut es wegen Arbeitsverminderung geht, abzuschälen, da bekanntlich in dortigen Gegenden die Handarbeitskräfte zu diesem Behufe rar und darum teuer sind. Wäre dieser Gegenstand kein Hindernis, so würde man diese Arbeit zweckmäßiger mit der Plaggenhaue verrichten.
Wenn Brennmaterial sowohl, als Rasenstücke zum Brennen trocken genug zu sein scheinen, werden die Reißigbunde nebst Scheiten in Reihen über einander gelegt und hierauf alles dicht mit Rasenstücken dermaßen bedeckt , dass bloß an der Windseite einige kleine Zuglöcher offen bleiben , die zum Anzünden des Feuers dienen. Vermittelst eines leicht brennbaren Materials wird nun das Strauchwerk an den Zuglöchern angezündet. Die Küttisbrenner müssen in diesem Fache geübte Leute sein, denn es kommt ganz besonders auf die Leitung des Feuers an, ob der Boden mehr oder weniger fruchtbar dadurch wird.
Das Feuer muss ohne starken Luftzug unterhalten werden; es darf keine helle Flamme durch die Rasenstücke schlagen, letztere müssen gut geröstet und überdies alles Holz verbrannt sein.
Sollte aber das letztere nicht der Fall sein, so müssen die unverbrannten Holzstücke nochmals zusammengelegt, mit den noch vorhandenen festen Rasenstücken bedeckt und vollends verbrannt werden.
Der mürbe Rasen und die Asche werden dann sofort vermittelst Schaufeln recht gleichmäßig auseinander gestreut, zu gleicher Zeit die Saat aufgebracht und beides untergepflügt und hinterher die raue Furche geeggt, worauf die sich noch etwa vorfindenden groben und festen Rasenstücke auf Haufen zusammengebracht werden.
Die Wahl der Früchte und Fruchtfolge ist verschieden. Als erste Früchte wählt man gewöhnlich im mildern Boden Gerste oder Sommerroggen; im bündigeren und kräftigeren Winterweizen. Seltener werden Rüben zum ersten Gewächs gewählt.
Als Folgefrüchte kommen in der Reihenfolge Roggen, Hafer, Roggen, Hafer oder Buchweizen, sämtlich ohne besondere Düngung.
Wenn man das Küttisbrennen auf Dreefchland [Brache] anwendet, was bekanntlich kein Brennmaterial dazu liefert, so wird letzeres aus Buschländereien oder aus dem Walde herbeigeschafft.
Neuere, holzsparende Methode des Küttisbrennens.
Das nachstehende Verfahren des Küttisbrennens kommt dem gewöhnlichen Rasenbrennen ziemlich gleich und besteht in Folgendem.
Man bindet Reißig-Wällen von 21⁄2 Fuß Länge und circa 15 Zoll Stärke, lehnt je 3 Stück davon gegen einander pyramidenförmig, wenn sie gehörig dürr sind. Um diese Strauch-Pyramiden werden die gehörig trockenen Rasenstücke dergestalt übereinander gelegt, dass sie einen spitzen Haufen bilden, welcher nur unten an der Windseite ein kleines Zugloch zum Anzünden erhält.
Während des Brennens haben die Küttisbrenner darauf zu sehen, saß sofort jede Öffnung, aus welcher die Flamme schlägt, mit Rasen zugedeckt wird.
Diese Methode lässt sich besonders auf Dreeschländereien [Brachen] und auf solchen vergrasten Buschländereien ausführen, welche selbst wenig Buschwerk enthalten. Wenn derselbe stark mit Unkrautwurzeln durchwachsen ist, wird beim Brennen viel Asche erzeugt, so dass man sie mitunter wegfahren und andere Äcker damit düngen muss.
Auch ist kein Knüppel- und Scheitholz erforderlich, so dass man dieses vorteilhafter zu andren Zwecken verwenden kann. (Vgl. neues ökonom. Repertorium f. Lievland. 8 Bde. 1822.)
[Ende Seite 79 oben]
Quellen und Ergänzungen
Bildquelle, Beitragsbild: Abgeholzte Baumstämme und verbrannte Felder in Wäldern, Chiang Mai, Thailand; 18.3.2009
[1] PINCKERT, Friedrich August; Die vollständige Brenn-Cultur in der Landwirthschaft [Die vollständige Brenn-Kultur in der Landwirtschaft]; Berlin 1861
https://books.google.de/books?id=ffD-ZcYoblkC
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[2] Livland war eine historische Region im Baltikum, die heute größtenteils zu den Ländern Estland und Lettland gehört.
Vor der Christianisierung im 12. und 13. Jahrhundert war Livland von verschiedenen finno-ugrischen und baltischen Stämmen besiedelt, darunter die Liven, Letten und Esten. Diese Völker lebten in kleineren, häufig rivalisierenden Gemeinschaften und praktizierten heidnische Religionen. Livland geriet im Zuge der nordeuropäischen Kreuzzüge ins Visier des Deutschen Ordens und anderer christlicher Mächte, die die Region missionierten und militärisch eroberten. Die Gründung des livländischen Ordensstaates markierte das Ende der Unabhängigkeit dieser Völker und den Beginn einer jahrhundertelangen Fremdherrschaft durch wechselnde Mächte.
Livland spielte eine wichtige Rolle im Handel der Hanse, war aber auch Schauplatz zahlreicher Konflikte, darunter der Livländische Krieg im 16. Jahrhundert. Heute wird der Begriff „Livland“ hauptsächlich historisch verwendet, um das Gebiet und seine kulturelle Vergangenheit zu beschreiben.—
[3] Küttis (Wortherkunft, Linguistik, finnougrischen Sprachfamilie). Dazu lesen wir in „Neuphilologische Mitteilungen Herausgegeben vom Neuphilologischen Verein in Helsingfors.“ Nr. 5/6, 1906 „Über den Einfluss des Estnischen auf das Deutsche der Ostseeprovinzen.“ Seite 96:
„Küttis Erdschwelen durch Abbrennen des trockenen Strauchwerks auf gerodetem Land, wie auch das aus Strauchwerk und Rasen aufgehäufte Material und das gebrannte Land selbst. Davon das v. Verb, kütten Land durch Küttis fruchtbar machen, und Zusammensetzungen wie: Küttis-acker, -häufen, -holz, -land, -Strauch = estn. kütis (Aussprache küttis < küttüs von Verb kütma, kutan) G. kütise kütikse Heizen, Brennen, Schwenden; Brennmaterial, aus Strauchwerk und Rasen gebildete Haufen (zum Schwenden des gerodeten Landes) u.s.w.“
https://books.google.de/books?id=xa8zAQAAMAAJ
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[3b] EBERHARD WINKLER, Eberhard u. PAJUSALU, Karl; SALIS-LIVISCHES WÖRTERBUCH; Tallinn 2009; Seite 102 oben:
tÍutt, tÍutab brennen, verbrennen (transitiv), sengen; heizen
tÍutuks, -t Küttisfelder, gebranntes Land
Küt (1828)
[kurland-livisch] kitt; [finnisch] kytätä, (kytö); [estnisch] kütta, kütis
https://kirj.ee/wp-content/plugins/kirj/pub/ling-supplementry-series-Vol3-2009-1-270_20221109134643.pdf
[3c] Waldfinnen. Das Küttisbrennen steht hier vermutlich mit eingewanderten Finnen in Zusammenhang: „Waldfinnen (schwedisch skogsfinnar, norwegisch skogfinner, finnisch metsäsuomalaiset) ist eine Bezeichnung für die Finnen, die zwischen dem Ende des 16. und dem Ende des 17. Jahrhunderts nach Schweden und Norwegen einwanderten.“ Quelle: wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Waldfinnen).
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[4] RATZEBURG, Dr. J. T. C.; Forstwirtschaftliche Reisen durch verschiedene Gegenden Deutschlands.; Berlin 1842
Beschauliche, sehr interessante didaktische Reiseliteratur ab Seite 61 ff
https://beeld.teylersmuseum.nl/Digital_Library/Emags/26a_38/page_44.html
Seite 65: „Im nächsten Jahre wird dann das Getreide gegen Ende August, und Buchweizen im September oder Oktober geerntet. Man sagte uns, dass auf guten Hauen das 12[fache], ja sogar das 16[fache] Korn gewonnen würde. Wenn wir aber auch nur die Hälfte durchschnittlich annehmen, so würde der Ertrag immer schon recht bedeutend sein, und die außerordentlich düngende Kraft der Asche beweisen.“
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[5] Der Brandrodungs-Feldbau ist auch erschöpfend in der Publikation von Manfred Rösch [5] beschrieben, der ihn in Europa spätestens seit dem Jungneolithikum [4400 und 3500 v. Chr.] ausgemacht hat). Seine Publikationen gehen auf langjährige experimental-archäologische Versuche zur jungsteinzeitlichen Landnutzung zurück:
RÖSCH, Manfred; Vom Korn der frühen Jahre Sieben Jahrtausende Ackerbau und Kulturlandschaft (Begleitheft zur Ausstellung des Landesamtes für Denkmalpflege); Esslingen 2008;
Hier zum PDF: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/view/11659/5512
(das PDF wird direkt heruntergeladen und nicht geöffnet)
Kapitel 15 „Ergebnisse: Getreideertäge in Forchtenberg“; Seite 49: Vergleichsweise betrug bei den Anbauexperimenten in Forchtenberg die Aussaatmenge beim Getreide 1,5 dt/ha und die Ernte im Jahr 2007 (moderner Winterweizen) = 75,2 dt/ha.;
RÖSCH bemerkt in seinem Begleitheft auf Seite 49, dass auf guten Böden und Brenn-Kultur das 20fache der Aussaatmenge erwirtschaftet wird! Beim Hackbau-Verfahren ohne Brand und ohne Düngung, bringen nur allerbeste Böden einen Ertrag. Der liegt dann bei bis zu 30dt/ha = 1:20, das 20fache der Aussaatmenge.
Beim Hackbau-Verfahren mit der anschließenden Aschedüngung liegt der Ertrag mit Sommerweizen (nur im ersten Jahr) bei 40dt/ha = 1:26, das 26fach der Aussaatmenge und mit Winterweizen sogar bei 80 dt/ha = 1:53, das 53fache der Aussaatmenge.
Der Winterweizen wurde dann noch Hackbau-Verfahren und Aschedüngung auf schlechten Böden getestet, wo immerhin noch 20 dt/ha und auf mittleren Böden 40 dt/ha.
Beim fortgesetzten Anbau sind es überall nur noch Ernten bis max. 5 dt/ha.
[5a] Universität Heidelberg: Versuche zum Neolithischen Ackerbau (Anbauversuche Forchtenberg) 20.2.2013
[5b] Publikation der Arbeitsgruppe: http://www.wald-feldbau.de/f1.htm
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[6] Die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts führte zu einem erhöhten Bedarf an Brennstoffen. Holz und Holzkohle war in vielen Regionen eine wichtige Energiequelle, insbesondere bevor Grubenkohle in großem Umfang verwendet wurde. Bergwerke, die Expansion von Städten und der Bau von Eisenbahnen erhöhte die Nachfrage nach Holz als Baumaterial, was die Preise in die Höhe trieb.
Siehe auch [4].
Nach wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Brandrodung) stand in Deutschland (bis auf wenige Ausnahmen) die Brandrodung schon im 15. Jahrhundert weitgehend unter Strafe.
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[7] Ich vermute, dass PINCKERT hier mit künstlicher Düngung noch die Stallmist-Düngung meinte. Allerdings befinden wir uns im Jahr 1861 in der Zeit des Durchbruchs der Kunstdünger (Handelsdünger), die letztlich wohl dem Küttisbrennen und den anderen landwirtschaftlichen Brenn-Techniken endgültig den Garaus gemacht haben.
[8] HOOPS, Johannes; Waldbäume und Kulturpflanzen im germanischen Altertum; Straßburg 1905; Seite 485ff
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[9] https://web.archive.org/web/20240620232137/https://www.heimatmuseum-holzgerlingen.de/museum-wAssets/docs/Landwirtschaft-in-fr-uuml-heren-Zeiten.pdf
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[10] https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Getreidebau_(bis_1800)
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[11] Nach meiner Auffassung betreiben auch die seefahrenden Phönizier den Brandrodungs-Hackbau zur Proviantbeschaffung auf ihren Seefahrten. Ein Beispiel hierfür mag Herodots Bericht über die Umschiffung Afrikas durch die Phönizier sein. Dort die Brandrodungstechnik zwar nicht explizit erwähnt, doch zwingend anzunehmen.