◾ Im Sommer, insbesondere im Juli und August (Hochsommer), erleben viele Imker eine Phase, die als Trachtlücke [1] bekannt ist. In dieser Zeit gibt es oft nur wenige blühende Pflanzen, die den Bienen ausreichend Nektar bieten können.
Meine kleine, aber besondere Liste
Ich liste hier einmal ein paar Pflanzenarten, an die vielleicht weniger gedacht wird. Diese können wir im Garten, im Hausgrundstück oder auch in öffentlichen Anlagen pflanzen, um dem Problem Abhilfe zu schaffen.
Baum: Edelkastanie (Castanea sativa)
Zuerst nenne ich die Edelkastanie (Esskastanie), welche im Juni und Juli in Überfülle in die Blüte kommt. Als Besonderheit ist hier zu erwähnen, dass wir mindestens zwei Bäume dieser Art pflanzen müssen, damit wir Früchte ernten können. Das kommt uns zugute, wie den Bienen.
Die Blüten geben edelsten Kastanienhonig. Ich schrieb darüber im Beitrag über die Kastanienwälder der Insel Korsika.
Wer den Plan verfolgt einen kleinen Waldgarten anzulegen, inklusive dortiger Hühner, kann hier nachlesen warum das besonders effektiv ist.
Baum: Sommerlinde, Winterlinde und eine Kreuzung beider (Tilia × europaea)
Die Linden sind allbekannt als Bienenweide. Die Sommerlinde mit ihren großen Blättern blüht im Juni/Juli. Die kleinblättrige Winterlinde im Anschluss danach.
An Straßen werden Linden aber immer seltener gepflanzt, weil sie im Sommer einen klebrigen Honigtau absondern und damit z.B. Autos beschmutzen.
Neben den beiden genannten Arten gibt es eine Kreuzung beider, die sich Holländische Linde nennt (Tilia × europaea). Sie ist anspruchsloser, als ihre Eltern und wächst auch auf sehr kargen Böden. Vielleicht ergeben sich dadurch Möglichkeiten für diesen Dorf- und Stadtbaum an bisher unbrauchbaren Stellen gepflanzt zu werden.
Halbstrauch: (Perovskia atriplicifolia)
Die Blauraute, auch bekannt als Russischer Salbei oder Afghanischer Lavendel, ist eine äußerst nützlicher Zierstrauch, der neben seiner blauen Blütenfarbe vor allem wegen seiner langen Blütezeit und ihrer robusten Natur geschätzt wird. [Blauraute, Pflege]
Besonderheiten: Sie liebt Kalkboden, wird im Frühjahr zurückgeschnitten.
Hier habe ich mal vor Jahren (18.7.2006) ein Video-Schnipsel von einer bienen-umschwärmten Blauraute gemacht. Schau rein:
Staude im Kräutergarten: Gewöhnlicher Dost (Origanum vulgare)
Neben der Blauraute fand ich damals noch diesen Origanum-Busch und daneben noch eine Katzenminze (Nepeta x faassenii). Beide sind prächtige Bienentrachtpflanzen. Allerdings ist der sehr robuste Dost im Garten daheim leichter anzusiedeln und er kann als Gulasch- oder Pizzagewürz genutzt werden.
Zudem können wir mit dem Rückschnitt im Juni/Juli die Blütezeit so beeinflussen, dass ihr Flor besonders in der Trachtlücke Anfang August den Insekten zur Verfügung steht.
Dost (Origanum)
Video wird eingefügt
Katzenminze:
Fassadengrün: Mauerwein, Jungfernrebe, Efeuwein, Parthenocissus quinquefolia var. engelmanii
Offensichtlich wenig bekannt ist, dass der Selbstklimmende Wilde Wein (bitte nicht mit anderen Sorten verwechseln) mit seinen absolut unscheinbaren Blüten zum Beginn des Monats August Massen von Bienen anzieht. Man steht dann vor einer solchen begrünten Wand und hört es summen, ohne die Honigsammlerinnen zu sehen, die sich unter dem Schirm der Blätter bewegen.
In den 1980er und 1990er Jahren wurde noch stark dafür geworben, im urbanen Umfeld Hausfassaden zu begrünen, weil das Grün Feinstaub bindet und ein angenehmeres und kühleres Mikroklima in den Städten schafft. Es ist eine der Merkwürdigkeiten unserer jetzigen Zeit, dass einerseits die Furcht besteht, in den Städten zunehmend den Hitzetod [2] zu erleiden, doch solch simple und preiswerte Maßnahmen mehr und eher vernachlässigt … oder ist meine Beobachtung nur falsch?
Efeuein und Efeu als Fassadengrün und Bienenweide |
September: Blühender Efeu
Weitere Erläuterungen
[1] Gründe für die Trachtlücke: Im Frühling und frühen Sommer gibt es eine Fülle von blühenden Pflanzen wie Obstbäume, Raps und verschiedene Wildkräuter. Diese Pflanzen liefern den Bienen reichlich Nektar und Pollen, um ihre Vorräte aufzufüllen und das Volk zu versorgen. Doch ab Mitte Juli beginnt die Blühzeit vieler dieser Pflanzen zu enden.
In den Sommermonaten steigen die Temperaturen, und es herrscht oft Trockenheit. Diese Bedingungen führen dazu, dass viele Pflanzen weniger oder gar keinen Nektar produzieren. Selbst wenn noch Blüten vorhanden sind, enthalten sie oft nicht genug Nektar, um die Bienen ausreichend zu versorgen.
Zudem gibt es oft wenige blühende Pflanzen in der Natur, da viele Flächen für den Anbau von Getreide oder anderen nicht blühenden Nutzpflanzen genutzt werden. Dies verstärkt das Problem der Trachtlücke, da die natürliche Vielfalt an Blütenpflanzen in der Landschaft fehlt.
Bekannt ist, dass im städtischen Umfeld und in Wohnsiedlungen zwar viel an Bienentrachtpflanzen (Bienenweide-Pflanzen) vorhanden sind, doch wenige mit sommerlicher, für Bienen verwertbarer Blüte.
Während der Trachtlücke müssen die Bienen von ihren Vorräten zehren, die sie im Frühjahr und frühen Sommer angelegt haben. Wenn die Vorräte knapp werden, kann dies zu Stress im Bienenvolk führen. Die Königin legt möglicherweise weniger Eier, was die Größe des Volkes und die Honigproduktion im nächsten Jahr beeinträchtigen kann.
[2] Merkwürdigkeiten: Schau auch mal in den Blog-Artikel vom 3.7.2024 zur nicht bemerkten Hitzewelle während des Fußball-Sommermärchens 2006 in Deutschland. Von diesem 2006er Hitzesommer stammen übrigens auch meine Videos oben. Glücklicherweise hatte ich damals überlebt.