Ein Sommerstück über Bienen, Tee, das verstreichen der Sommerzeit – und klebrige Windschutzscheiben
1. Klebriger Morgen
Günter Gärtner stand an einem dunstigen Junimorgen vor seinem Auto. Geparkt unter einer alten Linde am Dorfrand, war sein Kombi mit einem zähen Film überzogen. Alles klebte: Scheiben, Dach, Türgriffe.
„Was zum …?“, murmelte er und versuchte vergeblich, die Scheibenwischer zu bewegen.
Es war Johanni – die Zeit, in der die Sommerlinden blühen – und Günter stand mitten im Geschehen. Er wusste zwar, dass der Baum ein lästiger Honigtau-Spender sein kann, doch er hatte gar nicht bemerkt, wie sehr inzwischen die Honigbienen durch die Lindenblüten summten. Aber: Haben die Bienen überhaupt etwas mit dem Honigtau auf dem Auto zu tun? [1]
Neugierig zückte er sein Smartphone – und landete auf der Inhortas-Infoseite mit Tipps und nützlichem Hintergrundwissen:

2. Duft, den keiner bemerkt
Anderes Thema: Jetzt, zur Sommersonnenwende, beginnt das große Summen: Tausende Bienen stürzen sich auf die gelblich-weißen Blüten, und es riecht – oder besser: es würde riechen, wenn wir es zuließen. Oft bemerken wir die Blüte der Linden gar nicht, denn im gleißenden Licht der Juni-Sonne wirken die Linden oft so, als hätten sie ein vergilbtes Laub.
Wir bemerken die Lindenblüte kaum noch? Warum?
– Weil wir zu schnell gehen.
– Weil Fenster geschlossen bleiben.
– Weil die Linde nicht aufdringlich duftet, sondern sanft, balsamisch, fast meditativ.
Ein Duft, der nicht schreit, sondern flüstert.
Und mitdem ist es ebenso, wie mit den langen Tagen „auf dem Sonnenplateau“ – dann, wenn für uns für wenige Wochen die Zeit förmlich stillsteht – und wir es nicht merken. Kürzlich schrieb ich darüber. Denn, irgendwie sind diese wunderschönen endloslangen Mittsommertage plötzlich vorbei, genau so, wie die Zeit der Lindenblüte.
3. Honig und Tee
Der begehrte Lindenblütenhonig, den die Bienen aus dem Nektar zaubern, ist kräftig und kräuterig – nicht jedermanns Sache.
Aber der Mensch kann selbst ernten: Tee aus Lindenblüten ist ein Klassiker, der heute fast vergessen ist.
Er hilft:
- bei Erkältung (schweißtreibend),
- bei Stress (beruhigend),
- bei Husten (schleimlösend).
Ein Schatz für jede Hausapotheke – besonders in Mischungen mit Kamille, Holunder oder Thymian.
Der Alte Fritz und das vergebliche Aufbrühen
Friedrich der Große, der „Alte Fritz“, versuchte im 18. Jahrhundert, Lindenblütentee als heimischen Ersatz für Kaffee und Tee zu etablieren – beides teuer und importiert.
Sein Ziel: ein unabhängiges Preußen.
Sein Problem: Das Volk wollte Koffein, nicht Kräuter. Sein Versuch scheiterte. Heute, in Zeiten von Lieferketten und Importwahnsinn, wirkt die Idee fast revolutionär.
Sammel dein eigenes Blütengold
Statt dich über Honigtau auf dem Lack zu ärgern – sammle Blüten.
Ja, der klebrige Belag auf Autos stammt teils von Honigtau, dem süßen Sekret der Blattläuse, die die Linde bevölkern. Der Nektar der Blüten trägt ebenfalls bei … aber sehr, sehr wenig. Lies dazu unten die weiteren Hinweise.
Tipp: Wer sein Auto liebt, parkt es im Juni nicht unter Linden.
Doch wer seine Gesundheit gern mit Naturmitteln pflegt, stellt sich selbst unter sie – und zwar mit einem Korb in der Hand und genieß beim Zupfen der Blüten den Stillstand der Zeit…
Weitere Hinweise
[1] Allerdings: Der klebrige Honigtau unter Linden wird nicht durch die Blüte des Gehölzes bewirkt. Honigtau entsteht, wenn Blattläuse, Schildläuse oder andere saugende Insekten den zuckerhaltigen Pflanzensaft (Phloem) von Bäumen aufnehmen. Da sie dabei mehr Zucker aufnehmen, als sie verwerten können, scheiden sie den Überschuss in Form von Honigtau wieder aus. Dieser klebrige, zuckerreiche Film lagert sich auf Blättern, Ästen, Autos und allem ab, was unter dem Baum steht. Besonders häufig tritt dieses Phänomen bei Linden, Ahorn oder Eichen auf – oft zur Sommerzeit, wenn die Läusepopulationen stark anwachsen.
Die massenhafte Vermehrung von Blattläusen unter Lindenbäumen kann nach bestimmten Wetterumschwüngen im Sommer stark zunehmen – vor allem nach feucht-warmen Perioden oder einem Wechsel von Regen zu Wärme. Solche Bedingungen fördern das Pflanzenwachstum, wodurch mehr nährstoffreicher Saft in den Blättern zirkuliert. Und wie bereits bemerkt: Für Blattläuse ein Festmahl!
[2] Ich schrieb bereits vor Jahren auf derkleinegarten.de über das Einrichten von Stell- und Parkplätzen, wo Gehölze benannt sind, die ähnlich Honigtau absondern und dass wir sie mit bedacht pflanzen sollten. Das sind:
- Ahorn,
- Eiche und
- Pappel.
Übrigens: Was für Parkplätze gilt, das gilt natürlich auch für Terrassen und Sitzecken jeglicher Art im Garten und besonders auch für Spielecken im Garten oder für Spielplätze prinzipiell!