Bild oben: Die Sorte ‚Feher‘ im Kleingarten. Die Paprikaschoten reifen rot aus (Bild unten).
🌶️ An einem Sommerabend vor gut zehn Jahren pflückte ich im Garten meine erste vollreife Paprika direkt vom Strauch auf dem Freilandbeet. Sie war tiefrot und saftig, mit einem intensiven, leicht süßen Geschmack. Was damals eher noch Zufall war, wollte ich dann doch kontinuierlich erreichen. Damals wurde mir vor allem klar, dass Paprika keine vermeintlich „tropische Hitze benötigt“, sondern am besten bei moderaten Temperaturen um 20–25 °C gedeiht. Zu hohe Temperaturen hemmen ihr Wachstum eher, als dass sie es fördern. Ebenso braucht Gemüsepaprika eine gleichmäßige Versorgung mit Wasser und Nährstoffen – weder Trockenstress noch Überdüngung sind förderlich. Diese Erkenntnisse haben meine Anbaumethoden seither geprägt.

Hier folgt meine Schritt-für-Schritt-Anleitung, basierend auf bewährten, traditionellen Anbaumethoden, die bereits vor der Einführung von Kunstdüngern und Agrochemikalien genutzt wurden. Diese Herangehensweise, die ich „Reformgartenbau“ nenne, setzt auf natürliche Bodenfruchtbarkeit, organische Düngung und eine nachhaltige Pflege des Gartens, um gesunde Pflanzen und eine reiche Ernte zu fördern.
1. Die richtige Vorbereitung des Beets
🌶️ Paprika (Capsicum annuum L.) gedeiht am besten an einem sonnigen oder ganz leicht überschatteten Standort. Ich rate zu einer langen einreihige Bepflanzung ist vorzuziehen, da die Pflanzen so mehr Licht und Luft erhalten, was das Reifen der Früchte begünstigt und Krankheiten vorbeugt. Den Rest des Beetes
Zur Bodenvorbereitung lockern wir den Boden doppeltief mit dem Spaten: Die obere Schicht wird etwa 15 Zentimeter tief abgetragen und beiseite gelegt. Anschließend lockern wir die darunterliegende Erde mit einer Grabegabel (oder Spaten), ohne sie umzuwenden. Danach wird der Boden wieder aufgefüllt. Diese Vorbereitung sollte idealerweise schon im Herbst geschehen – muss aber nicht.
Bis zur Pflanzung kann das Beet mit Kompost abgedeckt werden. Wir belegen das vorbereitete Beet also mit einem kleinen Komposthaufen, was quasi ein temporäres Mulchen ist. Liegt der „Mulch“ über den Winter, sollte er im Winter zweimal umgesetzt werden – was auf dem Beet in wenigen Minuten gemacht ist. Damit wird der Besiedlung durch Mäuse vorgebeugt.

2. Sortenwahl und Saatgut
🌶️ Der Einstieg gelingt am besten mit gekauftem Saatgut. Wer samenfeste Landsorten wählt, kann in Zukunft eigenes Saatgut gewinnen. Bewährte Sorten sind zum Beispiel:
- ‚California Wonder‘ – klassische Blockpaprika, ertragreich, süß, dickwandig, für Freiland & Gewächshaus geeignet.
- ‚Yolo Wonder‘ – ähnlich wie ‚California Wonder‘, jedoch besonders robust.
- ‚Feher‘ – cremeweiße bis rote Spitzpaprika, frühreif, mild-süß, kompakter Wuchs, bewährte ungarische Sorte.
3. Aussaat
🌶️ Die Aussaat erfolgt zwischen dem 20. Februar und 5. März in einem warmen Innenraum, Wintergarten oder beheizten Gewächshaus. Vorgehensweise:
- Saattiefe: 1 cm (Paprika sind Dunkelkeimer)
- Abstand: 2 cm zwischen den Samen
- Gießen: Nur mit abgestandenem, warmem Wasser, und nur so viel, dass die Erde feucht bleibt
- Keimtemperatur: 25–28 °C; Licht ist in dieser Phase noch nicht erforderlich
- Abdeckung: Mit Glas, Folie oder Mini-Gewächshaus, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen
- Nach 10–20 Tagen erscheinen die Keimlinge. Sobald sie wachsen, benötigen sie viel Licht, sonst vergeilen sie.
4. Pikieren und Umtopfen
🌶️ Sobald die Pflänzchen zwei bis drei echte Blätter haben, setzen wir sie in größere Gefäße, beispielsweise Balkonblumenkästen. Wichtige Punkte:
- Erde: Locker, feinkrümelig, nährstoffreich, nicht frisch gedüngt, z.B. Blumenerde aus dem Gartenmarkt
- Pflanztiefe: Etwa bis zu den Keimblättern
- Anordnung: Zwei Pflanzen pro Platz, mit 5 cm Abstand pro Platz – also immer zwei Geschwister zueinander pflanzen
- Standort: Heller Platz mit 15–20 °C, z. B. unbeheiztes Gewächshaus oder Fensterbank. Bei Temperaturen unter 12 °C nachts ins Warme holen.

5. Auspflanzen ins Beet
🌶️ Mitte Mai bis Mitte Juni, nach den Eisheiligen, werden die Pflanzen ins vorbereitete Beet gesetzt:
- Bodenbearbeitung: Kompostmulch entfernen, etwas Kompost einarbeiten, Boden durchhacken und nochmals lockern
- Pflanzabstand: 40 cm in nur einer Reihe (allseitig 60 cm im Dreiecksverband)
- Schutz nach der Pflanzung: Bei heißer, trockener Witterung eine Woche lang schattieren

6. Düngen und Gießen
🌶️ Allgemeines: Paprika sind Mittel- bis Starkzehrer. Sie verbrauchen von allen wichtigen Nährstoffen viel – doch dürfen die Nährstoffgaben (Düngergaben) nicht selten und viel gegeben werden, sondern moderat und kontinuierlich. Das kontinuierliche Aufschließen der Pflanzennahrung fördert ein lockerer, luftiger, humusreicher Boden in den oberen Schichten, was wir mit gaben von Kompostmulch (zu 2/3 verrotteter Kompost) bewirken können. Der Boden soll regelmäßig gelockert werden, aber ohne die Wurzeln zu beschädigen. Leichtes Anhäufeln ist möglich. In Trockenperioden kann temporär mit einem Deckmulch dicker gemulcht werden, der bei feuchtnasser Witterung wieder fort genommen wird (Gefahr von Wurzelfäule).
- Düngen: Nach dem Einpflanzen organischen Langzeitdünger verwenden, z. B. Hornspäne oder Knochenmehl. Alternativ: Dungjauche aus Stallmist oder Hühnermist.
- Vorsicht: Keine frische Kalkdüngung – Paprika reagiert empfindlich darauf.
- Gießen: Regelmäßig und gleichmäßig gießen, Staunässe vermeiden und nicht unnötig gießen.
- Wichtig: Gieße nur mit vorgewärmten Wasser! Gießkanne tags in die Sonne oder ins Gewächshaus stellen und zum Nachmittag gießen.
7. Pflege
🌶️ Erste Blüte entfernen? Ja! Die Kronenblüte (Königsblüte) sollte ausgeknipst werden: ca. erste Junihälfte (ebenso bei Auberginen!). Dann wachsen die Pflanzen insgesamt kräftiger.
- Stützen: Höhere Sorten profitieren von einer Unterstützung mit Stäben.
- Mulchen: Bei Trockenheit dicker mulchen, bei feuchter Witterung Mulch entfernen, um Wurzelfäule zu vermeiden.
- Mit diesen sorgfältig abgestimmten Methoden lässt sich Paprika im eigenen Garten erfolgreich kultivieren – oft mit einer Ernte, die länger währt als die der Tomaten.
Viel Erfolg und eine reiche Ernte! 👨🍳
Erläuterungen und Literatur
[1] Gemüseparika möglicht Mitte Mai pflanzen, wenn die Temperaturen Tags über 15°C liegen und nachts nicht unter 10°C fallen. Chili kann etwas später ins Beet.
[2] https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/merkblaetter/p_20111.pdf
[3] LABER, H. / LATTAUSCHKE, G.; Gemüsebau; Stuttgart (Hohenheim) 2020; Seite 473 ff
[4] HEISTINGER, Andrea / Arche Noah; Das Große Biogarten-Buch; Stuttgart, 2013; Seite 354 ff
Übrigens: Viele unserer Gartenfreunde gehen fälschlicherweise davon aus, dass tropische Gemüsepflanzen besonders hohe Temperaturen benötigen. Tatsächlich ist das nicht der Fall. Die meisten dieser Pflanzen stammen aus Regionen mit einem ausgeglichenen Klima, in dem die Temperaturen zwischen – sagen wir 20 und 25 °C – liegen und die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Extreme Hitze, wie sie in Wüsten- oder Steppenregionen vorkommt, ist für viele tropische Nutzpflanzen sogar problematisch. Hohe Temperaturen können beispielsweise die Blütenbildung und Bestäubung beeinträchtigen oder das Wachstum verlangsamen. Paprika, Tomaten, Gurken oder Kürbisgewächse gedeihen daher oft besser in einem konstant warmen, aber nicht übermäßig heißen Klima. Entscheidend ist auch eine ausreichende Luftfeuchtigkeit, da viele tropische Pflanzen ursprünglich aus feuchten Urwald- oder Savannengebieten stammen. Wer solche Pflanzen in Mitteleuropa anbaut, sollte daher nicht nur auf Temperaturen, sondern auch auf eine ausgewogene Bewässerung und gegebenenfalls auf Luftfeuchteregulierung achten. Und ich werde mal schauen, ob ich zukünftig mehr mit einer temporären Mittagsstunden-Beschattung arbeite.