Vorbemerkung
1. Die einmalige Gartenbestellung
🧄 Die meisten Kleingärtner sind es gewohnt, den Garten im Frühjahr zu bestellen, im Sommer und Herbst zu ernten und anschließend die Anbaufläche “winterfest” zu machen. Was bedeutet, dass der Boden umgegraben und danach brach liegen gelassen wird.
2. Die zweimalige Gartenbestellung
Schon weniger bekannt ist, dass man nach der Ernte von frühen Kulturen wie Frühkartoffeln, Dicken Bohnen und Erbsen um die Mittsommerzeit, also um den 21. Juni herum, die Beete noch ein zweites Mal bestellen kann.
So bringt es beispielsweise bis zum Herbst ziemlich sichere und noch recht hohe Ernten, wenn wir Buschbohnen (spätestens bis Mitte Juli) säen. Ein abgeerntetes Knoblauch- oder Erdbeerbeet eignet sich dafür hervorragend. Dieser Spätanbau ist so rentabel, dass wir, wenn unsere Flächen ohnehin knapp sind, auf den zeitigen Anbau der Buschbohnen ganz verzichten und ihn erst in die zweite Jahreshälfte verlegen können. Solche Möglichkeiten einer späten Gemüsekultur gibt es viele. Diesem Thema ist übrigens auch der zweite Band (Herbstanbau von Gemüse) meiner Taschenbuch-Reihe “Immerwährender Gartenkalender” gewidmet.
3. Die dritte Möglichkeit (hier das Thema)
Und es gibt noch eine dritte Möglichkeit, Gemüse anzubauen, und dabei handelt es sich um die Saat oder Pflanzung winterharter Arten im Spätsommer und Herbst. Die entsprechenden Gemüse entwickeln ihr Jungpflanzenstadium noch bis zum Herbst und überwintern anschließend. Nach dem Winter setzen sie dann ihr Wachstum schneller und robuster fort …
Nutzung der Wasserressourcen im Frühjahr (Hauptwachstumszeit)
… Im Frühling nehmen sie dann ohne Verzögerung und kräftig ihre Entwicklung wieder auf, was ihnen ihre, bereits im Herbst gut ausgebildeten, Wurzelsysteme ermöglichen. Dieser Prozess findet nun bereits im überwiegend feuchten und kühlen Frühjahr statt, und wenn Licht, Wärme und oft auch Trockenheit zunehmen, kommen die Pflanzen bereits in die Reife und profitieren dann ebenfalls wiederum von den Gegebenheiten der herrschenden Witterung.
Besonders empfehlenswert ist Knoblauch
Besonders gut eignet sich für diese Methode der Anbau von Knoblauch. Werden die Knoblauchzehen im Oktober gesteckt, bilden sie bis zum Winter bereits ordentlich Wurzeln und treiben auch schon grüne Blattspitzen. So überwintern die Treiblinge und bekommen dann im Frühjahr sofort einen kräftigen Wachstumsschub und sind, je nach Sorte, bereits zwischen Mittsommer und Anfang Juli erntereif. Knoblauchexperten geben die Empfehlung, das Gemüse ab Mai nicht mehr zu gießen, damit die Reife optimal vonstatten geht. Der Knoblauchanbau ist damit also besonders wassersparend. Und das ist auch der Grund, warum dieses Gemüse in Gegenden, wie um Las Pedroñeras [1], der spanischen “Knoblauch-Hauptstadt” der Lauch [2] so gut gedeiht.
Knoblauchfeld in trockener Landschaft [3] |
Interessant ist Chinakohl
Eine Besonderheit unter den Überwinterungsgemüsen möchte ich noch einmal speziell nennen und das ist Chinakohl (Brassica rapa subsp. pekinensis (Lour.). Dieser aus Fernost stammende, Köpfe bildende Blätterkohl wird zwar in der Regel als Herbstgemüse angebaut, doch bildet er bei später Aussaat (Anfang September) selten noch richtige Köpfe aus. Man kann diesen unfertigen Kohl dann durchaus stehen lassen, damit er überwintert. Im Frühjahr schießt er nun sofort in die Blüte und bildet dabei recht dicke, fleischige, aber durchaus zarte Samenstängel aus, die mit dem jungen Blütenansatz (dem Brokkoli ähnlich) sehr zeitig im Jahr geerntet werden können.
Der Anbau im Kleingarten rentiert sich allerdings nur, wenn man die Erdflöhe (Psylliodes; es sind millimetergroße Käfer) in Griff hat.
Siehe zur Ernte von getriebenen Chinakohl im März auch den Blog-Artikel vom 9. Mai 2024 mit einem Video-Beitrag vom Kimi-Kanal.
Die wichtigsten Überwinterungskulturen
Überwinterungskulturen, die für den Anbau im Kleingarten geeignet, und von mir erprobt sind, habe ich hier in der folgenden Liste zusammengestellt:
- Chinakohl
- Feldsalat
- Grünkohl
- Knoblauch
- Kopfsalat: Wintersalat
- Perllauch (eine Knoblauchart)
- Sprossenkohl (die Urform des Brokkoli)
- Schwarzwurzel
- Zwiebel: Wintersteckzwiebel
Quellen und Bemerkungen
[1] https://web.archive.org/web/20240716155511/https://de.wikipedia.org/wiki/Las_Pedro%C3%B1eras
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[2] Man baut Regional-Sorten von Allium sativum an. In französischen Anbaugegenden eher Sorten von Allium ampeloprasum.
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[3] Bildrechte bei pixabay: https://pixabay.com/de/photos/natur-landwirtschaft-ackerbau-3480648/